Interview mit KaynBock

rap.de: Zum Titel „Astronaut“- du sagst, das sei dein Berufswunsch gewesen als Kind. Für mich hat es auch dieses Bild etwas weltfremdes, weit weg von allem.

KaynBock: Ja, genau. Dieses sich Fernhalten vom Erwachsen werden, dieses weltfremd sein, einfach ein Problem damit haben, so erwachsen zu sein, wie man es von den Eltern kennt. Also das typische Erwachsen werden: Ich mach meine Schule zu Ende, wenn ich schlau bin, geh ich noch studieren, ansonsten mach ich eine Ausbildung. Dann geh ich arbeiten, dann find ich eine Frau, dann heirate ich die, dann mach ich Kinder. Das ist halt überhaupt nicht so der Anspruch, den ich ans Erwachsen werden habe. Es geht auch vielen so, auch in meinem Freundeskreis, die einfach nicht diese Lebensvorstellung haben. Es ist einfach sehr schwierig, sich sein eigenes Erwachsen werden zusammen zu basteln und sich zu überlegen: Was sind die Punkte, die ich im Leben erreichen möchte und was muss nicht unbedingt sein, obwohl mir meine Eltern gesagt haben, dass es sein muss.

rap.de: Was sind denn für dich die Punkte, die du erreichen möchtest ganz konkret?

KaynBock: Selbstzufriedenheit. Nach dem Motto: So, wie ich jetzt gerade bin, ist es ziemlich in Ordnung und so kann ich auch weiterleben.

rap.de: Hast du diesen Punkt schon erreicht?

KaynBock: Ja, doch. Ich finde, dass das Ende, der letzte Song „Heimatplanet“ und wie das alles aufgeht, beschreibt, dass ich mit mir zufrieden bin und dass ich mein Leben so weiterleben kann.

rap.de: Meinst du, so ein Zustand hält an?

KaynBock: Man muss was dafür tun. Der hält nicht von alleine, aber ich weiss, wie ich den für mich beibehalte.

rap.de: Kannst du mal allen Lesern, die es nicht wissen, verraten wie das geht?

KaynBock: Da gibt’s kein Rezept für. Das muss jeder für sich selbst herausfinden.

rap.de: Okay. Wie hast du es für dich herausgefunden?

KaynBock: Hmm… ich hab in meinem Freundeskreis aufgeräumt. Ich hab die Menschen, die mir nicht gut tun, einfach aussortiert. Irgendwie war man gewöhnt an gewisse Menschen und hat es einfach als normal angesehen, die immer bei sich zu haben, deren Probleme und deren Negativität immer bei sich zu haben. Die habe ich einfach aussortiert.

rap.de: Einfach alle Psychos einfach aus dem Handy löschen?

KaynBock: Ich hab immer noch ein paar Vollspackos dabei, kannste aber glauben. (lacht) Es ging einfach darum, Menschen von sich fernzuhalten, die einem nicht gut tun.

rap.de: Wie erwachsen siehst du dich denn jetzt selber?

KaynBock: Jetzt kommt es natürlich wieder darauf an, wie man Erwachsen definiert. Also ich find mich gerade ziemlich erwachsen. Finanziell ist es so, dass ich mir nicht jeden Monat Sorgen machen muss, wie ich meine Rechnungen bezahle. Ich weiß, wo ich hin will. Ich weiß, wie sich die nächsten Jahre bei mir entwickeln sollen. Von daher denk ich, das ist schon erwachsen. Ich geh noch nebenbei arbeiten. Ich leb ja nicht allein von der Musik. Ich hab das so reduziert, dass ich nur ein paar Stunden arbeiten muss und somit noch genug Zeit für die Musik bleibt. Das war auch immer ein Wunschziel von mir, weil sich komplett auf die Musik verlassen auch immer Druck erzeugt, der einem das Musik machen erschwert.

rap.de: Was machst du denn nebenher noch?

KaynBock: Wenn ich dir das jetzt sage und die Menschen wissen, dass ich aus Bielefeld komme, dann können die sehr schnell daraus schließen, wo ich arbeite. Das möchte ich vermeiden. (lacht)

rap.de: Okay, versteh ich. Du bist also der Bibliothekar in der einzigen Bibliothek in Bielefeld.

KaynBock: Du hast mich erwischt. Ich trag nur gerade meinen Dutt nicht. (Gelächter)