Interview mit Fatoni

rap.de:Was sind denn so deine Vorbilder gewesen, als du angefangen hast? Woran hast du dich orientiert?

Fatoni: Damals waren es glaub ich schon auch Münchner sicherlich. Main Concept und auch Blumentopf, ich hab aber auch Feinkost Paranoia und so gehört. Aber auch diese klassische, ich bin ja auch in dieser Boom-Zeit irgendwie dazu gekommen, da waren es dann sicher auch Hamburger Rapper.

rap.de: Dynamite Deluxe?

Fatoni: Ja, natürlich. Ich hab diese Dynamite Deluxe Platte, ich hab sogar noch das Tape mit „Pures Gift“ und so. Das haben wir auf jeden Fall totgehört im Ghettoblaster. Oder dieses Freestyle-Tape mit Das Bo, diese Eimsbusch Tapes haben wir auf jeden Fall gehört, ja. Die haben mich bestimmt beeinflusst und dazu gebracht, ja.

rap.de: Jetzt heisst deine EP ja „Die Zeit heilt alle Hypes“. Ist das so’n bisschen auch eine Anspielung auf aktuelle Entwicklungen, so nach dem Motto „Was da gerade alles so passiert, schön und gut, aber geht auch wieder vorbei irgendwann im Deutschrap“?

Fatoni: Ja, das kann man auf jeden Fall so verstehen. Es ist für mich nicht nur auf Deutschrap bezogen, aber das trifft’s auf jeden Fall auch, ja. Klar geht das vorbei. Weil alles vorbei geht. Das mein ich eigentlich vielleicht im Titel irgendwie.

rap.de: Ist das eher positiv für dich oder ist es sehr traurig, das alles irgendwann vorbei geht?

Fatoni: Also, es hat voll was von beidem, wenn man sich das so verinnerlicht. Ich find das total schrecklich und deprimierend, den Gedanken, aber es befreit ja auch voll. Weil es egal ist, was man macht, aber genau deswegen ist man auch frei zu machen, was man will. Weißt du, was ich meine?

rap.de: Ja. Pessimistisch gesehen könnte man aber auch gar nichts machen, weil es ja sowieso irgendwann wieder vorbei ist.

Fatoni: Ja, genau. Wenn man den Gedanken weiterspinnt, dann wird man wahrscheinlich depressiv und das führt dann oft zu so Suizid-Gedanken.

rap.de: Die du aber nicht hast…

Fatoni: Die ich nicht hab! Im Moment zumindest und ich möchte die auch nicht unbedingt haben. Ich versuch das dann, also diese Erkenntnis irgendwie in konstruktive Gedanken umzuwandeln.

rap.de: Dein vorher bereits erwähnter YouTube-Hit „Dicke Hipster“ ist ja schon auch ein bisschen lustig gemeint gewesen…

Fatoni: Auf keinen Fall! Never!

rap.de: Ach so! (Gelächter) Ist es trotzdem so, dass dich das Phänomen Cro nervt? Oder warum hast du ausgerechnet seinen Song „Du“ für die Anspielung ausgesucht?

Fatoni: Also, ich befasse mich nicht so sehr damit, als dass es mich so voll nerven könnte irgendwie. Also ich versteh durchaus, warum das so erfolgreich ist und so groß, aber ich hab jetzt zum Beispiel diese neue Single einmal kurz im Radio gehört… Ich könnte mich schon daüber aufregen, aber es bringt ja auch nichts. Ich bin da jetzt nicht so verbittert und voller Hass gegenüber dem, weil das erfolgreich ist. Ich versteh das schon. Ist jetzt nicht meine Musik, aber es ist schon okay, dass das existiert. Ich bin für Artenvielfalt und Coexistenz.

rap.de: Mit einem bisschen Spott ab und zu.

Fatoni: Jaaa, schon. Also das ist ja immer so im Rap, wenn du sowas machst, also wenn du Namen nennst, dann ist das ja immer so, dass die Leute das gern als Diss verstehen, weil das im Hip Hop halt auch so üblich ist. Ich hab das glaub ich, persönlich, gar nicht als harten Diss-Track oder so gemeint. Das ist halt so ne Persiflage irgendwie und für mich ist das dann auch gleichzeitig sowas wie krasse Probs. Man muss das nicht so verstehen und es war von mir auch nicht so gemeint, aber wenn man jemanden schon nachmacht, hat er es ja irgendwie auch geschafft und das ist auch mir klar.

rap.de: Hast du eigentlich dieses Hipster-Hass Ding von Fler mal gehört?

Fatoni: Das hab ich mitbekommen, ja. Also ich könnte jetzt nichts zitieren, aber…

rap.de: Hat er dich gebitet?

Fatoni: Er hat schon so’n bisschen gebitet (grinst). Ich hab da auch so lustige Kommentare bekommen auf meiner Facebook-Seite. Also, er hat natürlich nicht bei mir gebitet. Ich glaub nicht, dass Fler zuhause sitzt und sich „Dicke Hipster“ reinzieht.

rap.de: Aber beide passt ihr nicht rein, ihr seid einfach nicht dünn genug. Das verbindet dich mit Fler.

Fatoni: Jaaaa! Wir sehen uns eh relativ ähnlich.

rap.de: (lacht) Stimmt! Ihr habt beide blaue Augen.

Fatoni: Wir haben auch eine ähnliche Grundaggressivität, glaub ich. Nicht. Ich wurde irgendwann mal, das ist aber Jahre her, für Fler gehalten auf irgendeiner Jam. Das war so 2007 oder 2008.

rap.de: Wie hast du darauf reagiert? Hast du Autogramme gegeben dann gleich?

Fatoni: Ich glaube ich hab gesagt, ich bin sein Bruder. Die Leute haben es mir auch direkt geglaubt. Dann hat mich aber ein anderer, das war so die Zeit, wegen einem Feuer über Deutschland Battle Auftritt erkannt und meinte dann: „Was? Krass, und du bist dann auch noch der Bruder von Fler?!“ Das ist aber auch lange her. Das war auf irgendeiner HipHop Jam in irgendeiner Scheune in Niedersachsen oder so.