An einem grauen Novembernachmittag besuchten uns Shawn the Savage Kid und sein Produzent Melik in der Redaktion. Shawn hat Ende Oktober seine EP „Kennen wir uns?“ (hier bestellen) veröffentlicht, die komplett von Melik produziert wurde. Darauf gibt es durchdachte, klug gerappte Zeilen auf warmen, satten Beats, die allesamt von Melik stammen. Grund genug, mit dem beiden Herren ein Gespräch über Beats, Wien, Rap, Politik und Fußball zu führen.
rap.de: Erstmal zu deiner Person: Du stammst aus Regensburg, wohnst aber mittlerweile in Wien. Wie kam es dazu?
Shawn The Savage Kid: Ich war in Südafrika für ein Jahr und bin dann 2010 zurückgekommen, habe dann ein Jahr lang gechillt und bin schließlich fürs Studium nach Wien gezogen. In Wien habe ich dann ziemlich schnell den Jungen, der neben mir sitzt kennen gelernt.
rap.de: Was studierst du?
Shawn The Savage Kid: Das Studium heißt Internationale Entwicklung. Es geht mehr oder weniger um eine kritische Analyse der Entwicklungszusammenarbeit.
rap.de: Ist es ein Thema, das dich wirklich interessiert oder studierst du das einfach weil du irgendetwas studieren wolltest?
Shawn The Savage Kid: Also, dieses Austauschjahr in Afrika war ja auch so in diesem entwicklungspolitischen Kontext und das hat natürlich schon mein persönliches Interesse geweckt. Also es ist immer sehr sehr interessant, wie man so politische Themen dann auch in seinen Texten verpackt. Ich bin großer Feind von Zeigefinger-Rap und „Alles ist scheiße“-Rap. Man muss schon irgend einen Weg finden um so komplizierten und schwierigen Themen gerecht zu werden. Wenn man halt nur von einer Perspektive auf ein Thema blickt, ist es ein wenig einseitig. Ich bin wahrscheinlich auch durch mein Studium ein wenig sensibilisiert, was solche Sachen angeht. Sobald man politische Sachen äußert und vielleicht auch richtige Sachen äußert, kommt es immer noch darauf an, wie man das macht. Ich kann halt so typischem „Das System erdrückt mich“-Rap nicht zuhören. Mir geht es darum, solche schwierigen Themen mal etwas anders darzustellen als es die meisten Leute tun. Es gibt ein paar politische Phrasen für die man schnell Zustimmung bekommt und die Leute es feiern, aber irgendwie ist es viel zu einfach und zu populistisch formuliert. Ich habe ja schon mal einen politischen Track veröffentlicht, dazu wird bald ein Remix von Figub Brazlevic erscheinen.
rap.de: Stell du dich bitte auch kurz vor.
Melik: Ich bin Melik, komme aus Wien und bin Beatproduzent.
Shawn The Savage Kid: Er und sein Partner sind damals im Luftbad in Wien aufgetreten und haben als Producerkollektiv DustyCrates ein DJ-Set aufgelegt. Das war eines der ersten Male, wo ich Wien nach HipHop erforschte habe. Ich habe einfach einen Flyer gesehen und bin da hin gegangen. Da war dann auch so eine Open-Mic Session und da habe ich gerappt. Schließlich sind wir uns im Club über den Weg gelaufen – daraus ist dann diese Zusammenarbeit entstanden. Die EP wurde komplett von Melik produziert und auch am beim Album wird er mit Sicherheit seine Finger im Spiel haben.
rap.de: Also Teamarbeit?
Shawn The Savage Kid: Ja auf jeden Fall. Also, ich mache auch Beats und habe vor einigen Wochen mit einem anderen Kumpel eine EP über DustyCrates herausgebracht – wir sind quasi eine Beat Gang.
Melik: Ja ich habe DustyCrates 2009 zusammen mit einem Kumpel gegründet und mittlerweile sind wir elf Leute.
rap.de: Wird da dann im Kollektiv produziert?
Melik: Es kommt darauf an, manchmal produzieren beispielsweise drei Leute miteinander einen Beat und andere Male macht jemand den Beat ganz alleine.