rap.de: Hast du mit deinem ersten Album denn auch das UK-Publikum erreichen können? Zu der Zeit warst du ja noch in Berlin.
KC: Nein, denn die ersten beiden Alben wurden ja nur in Deutschland und Japan veröffentlicht und ich habe sie nie auf den englischen Markt gebracht. Mein aktuelles Album ist das erste, das ich auch in England release, deswegen ist es für mich auch wie ein Debütalbum. Aber es ist ziemlich cool, denn dort hat mich noch niemand gehört. Ein Neustart für mich in England also. Außerdem achten die Leute dort mehr auf meine Texte und wissen diese mehr wertzuschätzen. Das ist echt schön, Mann.
rap.de: Ich schätze mal in Deutschland war das auch für dich nicht der beste Markt, da deutsche Rapper, die auf Englisch rappen, hier meist nicht allzu viel Aufmerksamkeit bekommen.
KC: Yeah, ganz genau. Als ich damals in die deutsche Musikszene kam, gab es nur einen Kerl, der auf Englisch gerappt hat und das war Nana. Er und Papa Bear. Als ich dann das erste Mal versuchte, einen Plattenvertrag zu bekommen, fuhr ich nach Hamburg mit dem letzten Geld, das ich noch hatte und einer Liste, auf der etwa zehn Labels standen. Ich bin einfach zu den Plattenfirmen hin, hab an jeder Tür geklopft und gesagt: „Yo, ich brauch einen Plattenvertrag, ich bin ein Rapper aus England“ und die Leute haben nicht mal mit mir geredet. Einer meinte sogar zu mir, ich solle doch wie Nana rappen. Die letzte Nummer, die auf meiner Liste stand, war dieser Kerl namens Rene von Sureshot in Hamburg und jeder sagte mir nur „Nein, nein, nein, mach das nicht.“ Ich bin trotzdem hingegangen und zu der Zeit hatte er noch sein kleines Büro und hatte gerade erst sein Business gestartet. Er sagte zu mir „Ich kann dir nichts versprechen, aber ich kann dir helfen, denn mir gefällt deine Musik.“ Von da an half er mir dabei meinen ersten publishing deal zu bekommen. Dann gründete er Showdown Records und half mir dabei, meinen ersten album deal und später auch meinen zweiten album deal zu bekommen. Er hilft mir auch dabei, dieses Album zu promoten.
rap.de: Dein neues Album wird auch über Showdown Records releast, oder?
KC: Nein, es kommt über mein eigenes Label in England. Es heißt Moroni 7 Records. Sureshot übernimmt die PR und die Promotion dafür. Aber Showdown Records kommt in den nächsten Monat auch wieder zurück. Es ist also eine wirklich coole, spannende Zeit momentan.
rap.de: Also quasi dein und deren Comeback zur gleichen Zeit.
KC: Das ist perfekt, definitiv.
rap.de: Hat sich deine Musik im Laufe der letzten Jahre stark verändert?
KC: Yeah, sie ist wahrscheinlich schon ein wenig ernster und erwachsener geworden. Ich fluche auch nicht mehr ganz so viel wie früher. Außerdem kiffe ich nicht mehr, wenn ich aufnehme, wie ich das immer gemacht hab, als ich noch jünger war. Es ist einfach viel professioneller geworden. Was die Musik betrifft ist Bob Marley einer meiner Lieblingskünstler. Seine Musik ist einfach immer fresh und ich versuche wie er Musik zu machen, die zeitlos ist.
rap.de: Hast du dich denn auch von der UK Szene beeinflussen lassen?
KC: Definitiv. Wenn du dir allein schon meinen Akzent anhörst – wenn ich rappe, ist er sehr britisch verglichen zu früher, als ich noch in Berlin gelebt habe. Damals war er sehr amerikanisch, da auch mein komplettes Umfeld weitestgehend amerikanisch war. Und ich hab viel NY-Musik gehört. Mein Akzent hat sich definitiv sehr geändert mittlerweile. In England haben sie ja viel Grime und Dubstep und das ganze Zeug, also wurde ich natürlich auch davon beeinflusst, auch wenn ich zur Zeit nur auf HipHop Beats spitte. Ich hab aber definitiv vor, in Zukunft auch mal Projekte in anderen Genres anzugehen.
rap.de: Auch im Dancehall?
KC: Yeah, absolut, Dancehall. Ich hab bereits ein paar Dubplates für verschiedene Soundsystems in England gemacht. Unter anderem hab ich auch schon einen Track mit einer Legende namens Daddy Freddy gemacht. Er ist ganz cool geworden, also ja, ich hab noch ein paar mehr Sachen auf’m Schirm, die ich machen werde.
rap.de: Dein Album heißt „Chosen“ (zu deutsch: auserwählt). Wer ist in diesem Fall der Auserwählte?
KC: Ich bin in dem Fall der Auserwählte (lacht). Ich hab einfach entschieden es so zu nennen, da ich mich zu der Zeit, als ich das Album gemacht habe, einfach gesegnet fühlte und mich glücklich schätzte, hier zu sein. Deshalb fühlte ich mich, als wäre ich auserwählt. Ursprünglich hatte ich mal einen Freestyle gemacht, der „Chosen“ hieß und ich unterhielt mich mit meinem Sohn und fragte ihn, wie ich das Album nennen sollte und er sagte einfach „Nenn es Chosen„.
rap.de: Was erwartest du von deinem Comeback, wenn wir es so überhaupt nennen können?
KC: Ich erwarte, wenn das Album rauskommt und in jedem Land auf #1 chartet, in Hawaii zu sein (lacht.) Ich erwarte einfach, dass es ein schönes Comeback wird. KC is immer noch da und rappt, liefert sicke Lyrics auf dope Beats. Ich hoffe einfach, dass die Leute gute Musik zu schätzen wissen. Dass sie’s einfach fühlen, Mann. Ich werde außerdem, wenn ich Anfang nächsten Jahres auf Tour gehe, eine Jazzband und einen DJ mitnehmen. Ich werde verschiedene Gernes miteinander kombinieren für meine Performance. Es wird schön anzusehen sein für das Publikum, also haltet Ausschau danach.
rap.de: Bist du denn noch mit DJ Desue und den anderen Jungs von früher in Kontakt?
KC: Ja, wir stehen alle noch im Kontakt. Wir sind immer noch eng miteinander und machen nach wie vor Musik miteinander. Eng mit Desue, meinem Homeboy Paul Nza, der zwei Tracks für das Album beigesteuert hat, tight mit DJ Perez, DJ Smolface, das sind alles meine Freunde, eine große Verbindung. D-Flame, Samy…
rap.de: Es gibt aber keine Kollaborationen mit denen auf dem Album?
KC: Nein, denn ich wollte, dass sich das Album schon um mich dreht und ich wusste ja auch, dass ich es in England, Amerika, China und so releasen werde. Ich werde aber auch dort, wo ich das Album rausbringe, Remixe machen. Hier in Deutschland also auch. Ich hab letztens mit Afrob gesprochen und er wird auf einem Remix mit dabei sein.
rap.de: Was für Musik hörst du denn privat zur Zeit? Was ist dein Lieblingsgenre?
KC: Ich höre zur Zeit eigentlich so gut wie alles. Viel englisches Zeug. Da gibt’s zum Beispiel eine Gruppe, Rudimental. Check die mal aus, Mann! Die höre ich momentan viel.
rap.de: Ich gehe mal davon aus, die haben viel Bass in ihrer Musik?
KC: Es ist soulig, ein bisschen House dabei, mit Vocals, echt cool, Mann.
rap.de: Wie reagieren deine UK fans denn momentan auf dich?
KC: Momentan ist alles positiv, was zurück kommt. Zur Zeit mache ich ausserdem eine Tour durch Schulen, wo ich diese Besuche und vor den Kids von meinem Leben erzähle und so. Am Ende des Vortrags mache ich dann auch noch eine Performace. In England war ich bereits in rund fünfundzwanzig Schulen. Außerdem fanden’s es die Leute immer cool, wenn ich zu HipHop Jams gegangen bin und einfach anfing zu spitten, denn offensichtlich bin ich ja ein fresher Künstler. Es läuft echt gut, Mann. Ich hab halt auch wesentlich mehr Erfahrung verglichen zu vielen neuen MCs, die mir so begegnen. Ich misch die auf. (lacht).