rap.de: Bei „Gruppenzwang“ disst ihr euch gegenseitig. Also zu Beginn gleichmal gegenseitig auf die Fresse?
Atzenkalle: Ja, das wollten wir zu Beginn gleich klarstellen, dass wir vielleicht von außen immer sehr nach Zusammenhalt aussehen, aber nach innen gibt’s auch schon mal Streitereien. Wir sind auch Menschen.
Furious: Der Witz ist ja auch, dass wir in dem Song nur mit den Klischees umgehen, die von ganz allein entstehen, wenn man uns drei mal ankuckt. Wir gehen ja da null in die Tiefe und verraten auch nichts über unsere Persönlichkeit, die vielleicht am Späti zu Tage kommt. Es ist ja wirklich nur ein Aufräumen mit dem, was Leute eh schon denken, wenn sie uns sehen. Jetzt sollen alle mal darüber lachen, dass wir so unterschiedlich sind und dann können sie sich auch in Ruhe das Album anhören, das war ein bisschen die Idee dahinter. Es ist halt wirklich ein Album, dass für uns sowohl musikalisch, wie auch textlich sehr tief ist. Es hat unser ganzes Herzblut ein Jahr lang gekostet und wir wollen nicht, dass das überschattet wird von Oberflächlichkeiten. Im Endeffekt ist es wirklich ein sehr krasses Album geworden, das uns auch sehr am Herzen liegt.
rap.de: Wie ist denn so die Rollenverteilung bei Egoland? Lasst mich raten: Furious ist der HipHop-Beauftragte, Lucry der Musiker mit dem breiten Fokus und Atzenkalle der Star, der den Glanz in die Bude bringt.
Lucry: Auf jeden Fall bringt Atzenkalle den Coolnessfaktor. Wir haben wie gesagt auch Songs drauf, die in die Tiefe gehen. Atzenkalle ist aber dann immer der, der sagt, warte mal, das ist mir jetzt ein bisschen zu schwul, lass mich hier und da mal noch ’ne Mutter ficken.
Furious: Er ist halt auch der Lustigste von uns dreien. Wenn ich das Album höre, lache ich vor allem bei seinen Zeilen und das ist ja auch was gutes.
Atzenkalle: Ja, man muss den Hörer halt auch vor eine gewisse Aufgabe stellen. Wenn er einen Song hört, wo von vorne bis hinten genau das Gleiche kommt, ist das natürlich nicht so spannend, wie wenn sich da noch was verändert. Und diese Veränderung hört man eigentlich jedem Song, wo ich mit drauf bin, an.
rap.de: Also kann man zusammenfassend sagen, es ist ein HipHop-Album mit Cuts, mit sehr starken musikalischen Einflüssen und mit Punchlines?
Atzenkalle: Richtig, also mit Punchlines über Gott und die Welt.
rap.de: Wirklich über Gott?
Lucry (lacht): Nee, auf gar keinen Fall.
Atzenkalle: Nee, aber der kommt auch noch dran aufjedenfall.
Furious: Eintausend Bars gegen Gott! (Gelächter)
Atzenkalle: Nee, wir machen Rap am Mittwoch Champions League, Atzenkalle gegen Gott. (lacht)
Furious: Aber kein Publikumsentscheid. Eine Jury mit Harris. (Gelächter)
rap.de: Jetzt klingt das ja alles so, als wäre es auf eine längerfristige Basis angelegt und ihr als Egoland weitermachen wollt. Ist das so, dass ihr quasi schon am nächsten Projekt seid?
Lucry: Wir denken kleinschrittig. Da wir alles selber machen, können wir es uns gar nicht leisten, daran zu denken, was in einem halben Jahr passiert. Wir haben soviel zu tun mit diesem Ding. Momentan sind wir noch damit beschäftigt die ganzen Videos abzudrehen, geben interviews und sind dabei alles fertig zu kriegen. Am 11. Oktober, wenn das Album kommt, haben wir dann auch die Releaseparty im Lovelight am Ostkreuz, auch das muss alles organisiert werden. Dann sind wir auch noch mit Battleboi Basti auf seiner Tour unterwegs, machen da noch unsere eigene Show. Also wir haben rund um dieses Album noch so viel zu tun, dass wir noch gar nicht Zeit haben, uns an das nächste Album zu setzen. Aber natürlich, wir haben das Label gegründet, dies ist sicherlich ein Schritt, den wir uns reichlich überlegt haben. Wir haben einen eigenen Labelcode, alles so richtig official, und natürlich ist es so angelegt, darauf aufzubauen hinterher. In welcher Form auch immer.
Atzenkalle: Ja, ab morgen signen wir alles, was einen Schal trägt, haben wir gedacht. (Gelächter)
Lucry: Ja, wir müssen halt auch Geld verdienen.
Furious: Ist ja auch so, einfach ne schöne Plattform. Wir haben uns erstmal schöne Strukturen geschaffen und es gäbe keinen Grund das aufzugeben. Selbst wenn jetzt wer auch immer was auch immer vorhaben sollte, hätten wir jetzt einen Weg, Sachen rauszubringen.
rap.de: Das heisst es ist auch möglich, dass über Egoland Soloalben von euch erscheinen werden?
Furious: Warum nicht? Wenn jemand Bock hat. Wenn Atzenkalle morgen plötzlich 16 Hammertracks schreibt, warum nicht?
Atzenkalle: Ich nehm’s mir jeden Abend vor.
rap.de (zu Furious): Was ist Atzenkalles krasseste Punchline auf dem Album?
Furious: Das sind echt einige. (zögert) Also, ich würd sagen, „Ich bin kein Rapper, denn ich heule nicht“, eine der besten Zeilen, die ich im Jahr 2013 gehört hab.
Lucry: Oder „Ich hinterlasse abgetriebene Kinder wie im Wellenbad.“
Atzenkalle: Also von Furious gefällt mir eigentlich eine Passage auf „Alles Besser“. „Ich mache nichts verbotenes, ich male keine Rooftops/ ich acker für ein Spießerhaus wie Method Man und Snoop Dogg/ schon möglich, dass ich in einem jahr nur noch im pool hock/ oder einen Doktortitel kriege, wie der Typ von Blumentopf“. (Furious lacht)
rap.de: Und wo hat Lucry den seinen stärksten Part, um wir das Spiel noch abzurunden?
Furious: Seine Stärken liegen nicht so in einer lustigen Zeile, die man an einem Zweizeiler nennen kann, sondern eher darin ein Gesamtwerk zu erschaffen, das Sinn macht. Lucry ist halt der Songminister bei uns, der dann schaut, dass am Schluss der gesamte Song irgendwie ein rundes Bild ergibt.
rap.de: Danke euch für das Gespräch.