Gunboi produzierte bereits für die großen Namen im Game. RIN, Cro, Sierra Kidd, Mena und viele weitere Künstler schätzen die Arbeit des Stuttgartes. Im November droppt Gunboi sein erstes Album, welches den Titel „360 Quick Scope“ trägt. Wir sprachen im Interview über frühe Momente der Selbsterkenntnis, halluzinogene Pilze, die Tücken der Musikindustrie und weshalb man als Produzent stets einen guten Anwalt haben sollte.
Deine Fans erwartet im November dein Debütalbum. Wann wird es erscheinen und was kannst du bereits verraten?
Es wird am 11. November veröffentlicht. Dieses Projekt soll eine kohärente Idee sein. Ich versuche die Songs so zusammenzustellen, dass sie eine zusammenhängende Geschichte erzählen. Die Songs sind zum Großteil von mir produziert.
Mit diesem Albumgedanke wirkst du konträr zum aktuellen Trend – Singles, Singles, Singles.
Genau. Das ist meiner Meinung nach eines der Probleme der Szene. Alle Songs hören sich gut an. Aber auch gleich. Es fehlt an einer Bandbreite. Es gibt kaum Songs, die etwas anderes sein wollen. Mir fehlen die Tracks, die man mehrmals hören muss. Die Tracks, die man hört und bei denen man zu Beginn nicht sicher ist, ob man sie mag oder versteht. Solche Songs haben ein Entwicklungspotential. Solche Songs sind auch ein Jahr später noch gut. Das ist mein Ziel.
Lass uns über deine letzten Projekte sprechen. Besonders die Periode, als du jede Woche eine EP und jeden Tag einen Song veröffentlicht hast. Was war die Motivation dahinter und wie haben deine Fans reagiert?
Für die Fans war es ehrlich gesagt zu überwältigend. Die Plays waren teilweise nicht zufriedenstellend. Das lag an diversen Faktoren. Trotzdem war es gut für mich. Ich habe das gemacht um Erfahrung zu sammeln. Ich versuche meine Karriere nicht so ernst zu nehmen, weißt du?
Das Game verändert sich stetig. Deshalb macht es für mich keinen Sinn, einer Blaupause zu folgen, um erfolgreich zu sein.
Leidet bei dieser Arbeitsweise nicht die Qualität?
Wenn ich mir mehr Zeit nehme, wird der Song besser klingen. Weil ich gewisse Lines ändern, dem Instrumental neue Elemente hinzufügen und den Beat verändern kann. Gleichzeitig mache ich seit ich 15 bin Musik. Ich war in Richmond, Virginia auf einer Musikschule, ich habe Klavier spielen gelernt. Aus diesem Grund ist es für mich heutzutage eher eine Wissenschaft oder ein Mathe-Projekt, einen Beat zu bauen. Ich weiß, dass ich dazu fähig bin, einen guten Song in 40 Minuten zu machen.
Das Problem war, dass ich irgendwann meinen Style verändert habe. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Fans aufgrund der Menge an Releases an meinen Style gewöhnt haben. Mir fehlte es zu diesem Zeitpunkt an kreativem Input. Ich wollte mir wieder Zeit nehmen. Ich wollte, dass ein Gunboi-Song wieder etwas Spezielles und Besonderes ist. Dieses verrückte Projekt hat mich zu einem besseren Musiker gemacht, ich verstehe meinen Style besser, ich habe besser gelernt, mit meiner Stimme und unter Druck zu arbeiten.
Du hast es schon kurz angeschnitten, aber wie kamst du zur Musik? Hast du zuerst gerappt oder produziert? Wie lauten deine Idole?
Als Kind war ich ein riesiger Jazz-Fan. 2004 bin ich auf einen japanischen Produzenten namens Nujabes gestoßen. Er hat Jazz-Einflüsse mit Hiphop-Beats verbunden, das hat mir super gefallen. Danach wollte ich selbst Beats machen. Mein Onkel hat mir das Programm Reason und ein Midikeyboard geschenkt. Über das Web habe ich mich dann in Communitys mit anderen Künstlern ausgetauscht und viel dazugelernt.
Zu diesem Zeitpunkt habe ich schon Klavier spielen gelernt. Dieses Wissen habe ich dann auf die Beatproduktion angewandt. Außerdem war ich noch in diversen Jazz-Bands. Früher war es immer mein Traum Jazz-Pianist zu werden. Später wurde mir dann bewusst, dass ich lieber Produzent werde.
Und wie kamst du zum Rappen? Hattest du Vorbilder?
Ich habe mich damals stark an Jay-Z, Kanye und Common orientiert. Ich liebte musikalischen und deepen Rap. Das wollte ich auch machen. Meine ersten Raps waren dementsprechend Conciousrap. Sehr deep – über die Gesellschaft, Illuminati und solches Zeug. (Lacht) Später ging es mir primär um den Spaß. Lil B und Tyler, the Creator haben mich sehr geprägt. Ab diesem Zeitpunkt habe ich das Rappen ernst genommen und war motiviert, meinen eigenen Stil zu entwickeln.
Du kommst ursprünglich aus den Vereinigten Staaten. Wie kam es dazu, dass es dich nach Deutschland verschlagen hat.
Nach meinem Studium in Richmond bin ich nach Deutschland gekommen. Das war vor drei Jahren. Einen Tag vor meine Graduation kam ich mit meinem besten Freund auf die Idee Magic Mushrooms zu nehmen. (Lacht) Ich dachte zwar, dass der Zeitpunkt nicht optimal war, weil ich am nächsten Tag mit diesem lustigen Hut auf der Zeremonie sein musste, aber er hatte verschiedene Videospiele am Start und alles vorbereitet. Schließlich hat er mich dann doch dazu motiviert, sie zu nehmen. Das führte dann zu einem spirituellen Moment.
Ich habe tief in meinem Herzen gespürt, dass ich in meinem Leben grundlegend etwas verändern muss. Durch die Pilze habe ich eine Art Zukunftsich wahrgenommen, das von mir enttäuscht war.