Deine letztjährige Single „1 Million“ ging in die Afro-Trap-Richtung. Wie gestaltete sich solch eine Veränderung? Fühlte es sich wie ein Neuanfang an?
Ich habe diesen Sound schon immer am meisten gefühlt. Deshalb war ich sehr froh, dass sich Rap so entwickelt hat. Wir wollten schon seit 2011 solchen Sound machen. Gesungene Hooks, mehr Musikalität. Und da das schon immer bei mir im Fokus lag, fühlte sich das bei „1 Million“ für mich nicht wie anpassen an. Das ist schon immer das gewesen, was bei mir Emotionen ausgelöst hat. Deshalb war es für mich keine mentale Hürde, solch einen Song zu machen.
Gab es Gegenwind?
Ja, gab es. Aber viel weniger als ich dachte. Das war halt auch die Zeit, als gefühlt jeder Rapper mit dem Style um die Ecke gekommen ist. Aber ich habe das gut umgesetzt – mit zwei straight gerappten Parts. Mir war wichtig, dass es cool rüberkommt.
Ich war schon immer ein Künstler, der diesen Drang hat, sich in diversen Styles auszuprobieren. Irgendjemanden fuckst du dann immer ab. Damit musst du leben.
In Deutschland wird der Hype um Afrotrap auch negativ gesehen. Aufgrund der Masse an neuen Songs mit einem ähnlichen Soundbild, häufen sich die kritischen Stimmen. Wie empfindest du die Situation? Gibt es in der Schweiz eine ähnliche Entwicklung?
Ja, voll. Es ist immer das gleiche, der Hunderttausendste, der einen Song auf einer Yacht macht und spanische Wörter in der Hook bringen muss. Bei Hypes ist es immer schon so gewesen. Es gibt immer drei bis vier Ikonen und dann kommen danach viele bei denen es halt nicht so funktioniert. Und dann verschwindet es genauso schnell, wie es gekommen ist. Diese Entwicklung in den letzten drei Jahren ist nicht anders als bei anderen Hypes in der Vergangenheit. HipHop ist schon immer so gewesen.
Das war ja schon vor Jahren bei anderen Hypes wie dem Dipset-Style so.
Genau. Ich denke die Leute, die heute Afrotrap machen, hätten damals diesen Dipset-Style gemacht. Ein paar Künstler setzen das so professionell um, dass sie das auch noch in zehn Jahren machen können. Der Rest rennt dann einfach dem nächsten Hype hinterher.
Ich höre heraus, dass dich die Situation schon nervt.
Ja, mich nervt allgemein schlechte Musik. Jeder darf und soll kreativ sein und Musik machen – aber in der Schweiz gibt es schon sehr viele schlechte Musiker. Weil der Professionalitätslevel in der Schweiz einfach noch viel niedriger ist als in Deutschland.
Einer der Gründe dafür ist, dass, wenn die Strukturen fehlen, es dazu führt, dass die Künstler die Kunst auch nicht so ernst nehmen. Da werden Projekte veröffentlicht, die einfach noch nicht so rund sind. Eigentlich haben wir sehr viele gute Künstler in der Schweiz, aber das Fundament und die Wahrnehmung ist noch nicht optimal.
Wenn ich den europäischen Künstlern eine Sache raten könnte, dann, dass man nicht so sehr den Hypes hinterherrennt.
Wenn man nichts Innovatives macht und nur kopiert, dann verliert die Kunst an Bedeutung.