Mimiks im Interview: Erlebnisse in Afrika, Rechtspopulismus & Schweiz

Wie lebt es sich in Luzern? Gibt es große Unterschiede zu den anderen Kantonen?

Luzern ist die Postkarten-Stadt der Schweiz. Du hast den See, das Wahrzeichen von Luzern, die Kapellbrücke mit dem Wasserturm. Dann hast du die unglaublichen Bonzen-Promenade und den Bahnhof. Deshalb haben Touristen das Gefühl, dass Luzern die Vorzeigestadt der Schweiz ist.

Wenn du eine Stufe hinter diese Fassade schaust, dann sieht es anders aus. Luzern ist sehr lebendig, es gib viel Kultur, es gibt nicht nur Reiche, sondern auch sehr viele Menschen, die sich in der Mittel- und Unterschicht befinden. Ich bin in dieser Umgebung groß geworden. Ich bin in einem Viertel groß geworden, in dem alle meine Freunde Ausländer waren. Direkt neben diesem Viertel befand sich das Bonzenviertel. Ich habe Freunde gehabt, die super arm waren und Freunde die sehr reich waren…

Ein starker Kontrast…

Ja. Dieser Kontrast ist super spannend. Man hat Freunde aus jeder Bevölkerungsschicht. Aber ich habe mich nie in diesem Hochglanzviertel von Luzern wohlgefühlt. Weil das alles nicht echt ist. Es ist eine völlige Parallelwelt. Die Schweiz ist viel mehr als das. Die Schweiz hat eine große urbane Kultur. Aber es gibt eine große Kluft zwischen der urbanen Schweiz – Basel, Zürich, Luzern und Genf und der ländlichen Schweiz. Die Lebensweisen unterscheiden sich da komplett.

Ich finde die Menschen in der Schweiz sollten einsehen, dass der Fakt, dass wir den größten Ausländeranteil in Europa haben, schön ist.

Das es Probleme mit sich bringt, ist klar. Aber gleichzeitig ist es etwas sehr Belebendes. Die Leute müssen checken, dass es geil ist.

Manche Menschen versuchen, ein altes Bild von der Schweiz zu konservieren, mit Kühen auf der Alm usw. – ich verstehe das nicht. Die Schweiz ist nicht so. Dass die Menschen vom Land mit gewissen Aspekten der momentanen Entwicklung nicht klar kommen, verstehe ich, aber nichts ist für immer.

Die Welt wird sich immer verändern und es ist schön, dass sich Menschen aus anderen Kulturen und Ländern bei uns integrieren.

Die Probleme, die entstehen, muss man angehen, aber gleichzeitig muss das ein Teil der Bevölkerung akzeptieren. Diese alten Gedankenmuster und Illusionen müssen aufgebrochen werden. Ich glaube die Schweiz hat da noch ein größeres Problem als andere Länder in Europa.

Wie sieht es bei euch innenpolitisch aus? In Deutschland herrscht momentan ein gefühlter Rechtsdruck. Lässt sich in der Schweiz etwas Ähnliches beobachten?

Die erfolgreichste Partei in der Schweiz ist eine rechte Partei – die SVP. Die zweiterfolgreichste Partei ist die SP, die eine komplett gegenteilige Agenda hat. In der Schweiz wurde schon immer Politik gemacht, in der es thematisch um Ausländer ging. Seit ich politisiert bin, ist das ein Thema. Schon vor zehn bis zwölf Jahren hat die SVP Kampagnen gemacht, in denen sie krass provoziert haben.

Es wurde in der Schweiz schon immer Politik gemacht, in der mit der Angst der menschen gearbeitet wurde.

Sie haben das Modell hier schon sehr früh erfolgreich umgesetzt. Wenn ich mich nicht täusche, gab es auch mal das Statement, dass die SVP als Vorbild der AfD agiert.

Menschen, die ein klein bisschen normal denken können, nehmen das nicht ernst. Gleichzeitig hat diese Partei ein großes Zielpublikum in der Schweiz. Und da kommen wir wieder zu der Kluft zwischen der urbanen Schweiz und den ländlichen Gegenden. In allen ländlichen Kantonen ist die SVP relativ erfolgreich und in den urbanen nicht.

Trotzdem bin seit diesem Sommer wieder positiver gestimmt als früher. Weil ich gesehen habe, dass die Akzeptanz in den urbanen Gegenden im Vergleich von vor zehn Jahren ungemein höher ist.

Heute ist es normal, wenn man in der Bank von einem Menschen aus dem Balkan bedient wird. Es findet eine Entwicklung statt. Aber es braucht Zeit.

Lass uns zum Schluss noch einen Blick in die nahe Zukunft werfen. Was steht als nächstes an?

Ich arbeite momentan an einem neuen Projekt. Ich weiß noch nicht, ob es ein Album oder eine EP wird. Das kann ich noch nicht sagen. Aber es wird 2019 auf jeden Fall etwas von mir zu hören geben!