Mimiks im Interview: Erlebnisse in Afrika, Rechtspopulismus & Schweiz

Der Luzerner Mimiks ist der erfolgreichste schweizer Rapper der letzten Jahre. Bereits 2014 sorgte er mit seinem Debütalbum „VodkaZombieRambogang“ für Furore. Auf Anhieb gelang es ihm, mit seinem Erstlingswerk die Spitze der Albumcharts zu erklimmen. Mit „C.R.A.C.K“ und „Jong & Hässig Reloaded“ legte er bis 2017 zwei Alben nach, die sowohl wirtschaftlich als auch qualitativ an das Erstlingswerk anknüpfen konnte. Dabei war es für Mimiks, der auf den bürgerlichen Namen Angel Egli hört, stets wichtig, dass er das volle Spektrum seiner künstlerischen Fertigkeiten präsentieren konnte, ohne sich dem Mainstream anzubiedern.

Während es deutschen Künstler schwerfällt, sich auf dem hart umkämpften Musikmarkt zu profilieren und damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, stellt sich die Sachlage bei den Eidgenossen noch komplizierter dar. Das Land, in dem mehr als acht Millionen Menschen leben, verfügt über eine weitaus kleinere Zielgruppe als in Deutschland. Aus diesem Grund begann Mimiks 2012 eine Lehre zum Koch, die er trotz seines großen Erfolgs und einem vollgepackten Kalender abschloss.

Wir trafen uns mit Mimiks und sprachen über die prägende Periode seines Lebens, zwischen Küche und Studio, über den Status der schweizer Rapszene, ein gemeinnütziges Projekt, welches ihn nach Mosambik führte und die umstrittene Innenpolitik der Schweiz.

Bis heute hast du zwei Nummer-eins-Alben veröffentlicht, alle drei Alben gingen Top Ten. Im Kontrast dazu steht, dass du währenddessen eine Koch-Lehre absolviert hast. Was war der Beweggrund und wie schwer war es, zwischen den beiden Welten zu switchen?

Ich habe mich 2012 dazu entschieden, eine Ausbildung zu machen. Da habe ich bereits Musik gemacht. In der Schweiz ist es schwierig, wenn du keine Ausbildung hast. Weil die Chance so groß ist, dass es mit der Musik doch nichts wird, habe ich mich deshalb dazu entschlossen, eine Lehre als Koch zu machen. Um mich selbst zu beruhigen. Dann bin ich drei Jahre lang jeden Tag um sechs Uhr morgens aufgestanden. Und fast jedes Wochenende habe ich ein Konzert gespielt. (Lacht) Das war einfach nur heftig.

Hast du dann primär am Wochenende an der Musik gearbeitet?

Nein. Ich habe jeden Tag von sechs bis 15 Uhr gearbeitet. Dann bin ich sehr oft direkt nach der Arbeit los, um Musik zu machen. Und dann habe ich das halt damals durchgezogen und mir den Arsch aufgerissen.

Wenn du jetzt zurückblickst, dann ist die Situation schon entspannter geworden, oder?

Ja, jetzt ist es entspannter. Momentan ist es so, dass ich nur von der Musik lebe. Jetzt bin ich jeden Tag der Woche am Musik machen. Jeden Tag, jede Stunde – und ich bin komplett im Film. Alles dreht sich momentan um Musik. Ich genieße das.
Ich hoffe auch, dass ich das bis zu meinem nächsten Album durchziehen kann. Falls nicht, arbeite ich halt Teilzeit.

Dadurch, dass du so im Film bist und dich jeden Tag gefühlt nur um Musik kümmern musst, entsteht sicherlich auch ein ganz anderes Momentum.

Es ist etwas komplett Anderes. Früher habe ich zwölf, 13 Tracks gemacht und die kamen dann aufs Album. Heute habe ich 50 Songskizzen, aus denen ich dann auswählen kann. Der Qualitätsunterschied ist immens.

Wie gehst du damit um, dass man mit Rapmusik in der Schweiz, aufgrund der Größe der Zielgruppe, relativ mühsam Geld verdient?

Ich weiß, dass wenn ich den gleichen Status in einem anderen Land hätte, ich nicht mehr arbeiten müsste. Sogar in Holland nicht.

Ich muss damit leben, dass ich als schweizer musiker mit rap wohl niemals meine Rente finanzieren werden kann.

Aber whatever. Der Vorteil in der Schweiz ist, dass die Durchschnittsgagen hier höher sind. Außerdem hast du die Möglichkeit, mittels eines Sponsorings ordentlich Geld zu verdienen. Wo jetzt vielleicht auch mehr Geld zur Verfügung steht als in einem anderen Land.

Aber der finanzielle Faktor war ja auch nicht dein Antrieb. Gerade auch, wenn man die Geschichte mit der Ausbildung hört. Bei Musik handelt es sich um deine Leidenschaft.

Ja, voll. Ich habe das auch die letzten paar Jahre gemerkt. Sobald dieser finanzielle Faktor reinkommt, macht Musik weniger Spaß. Klar, ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass solche Überlegungen in meinem Leben nicht auch eine Rolle spielen würden. Aber, wenn du dich davon beeinflussen lässt, kommt Kack-Sound dabei raus.