Hilltop Hoods im Interview: Neues Album, verrückte Fans und das Familienleben

Schon zwei Stunden vor Beginn des Auftritts stehen einige Fans erwartungsvoll vor dem SO36 in Berlin und unterhalten sich aufgeregt darüber, ob Hilltop Hoods bei ihrer Show wohl eher ältere oder neuere Tracks spielen werden. Da die australische HipHop-Crew inzwischen seit 27 Jahren Musik macht, ist das Repertoire natürlich gigantisch. Letztendlich spielten Suffa, Pressure und DJ Debris ein Best of der vergangenen Jahre, sprangen herum, als gäbe es kein Morgen und Pressure stellte dem Publikum sogar seine Eltern vor. Diese waren aber nicht die einzigen, die den Alltersdurchschnitt anhoben. Ein etwa 75-jähriges Paar stand begeistert und textsicher in der dritten Reihe – die Musik der HTH scheint generationsübergreifend zu funktionieren.
Schon vor dem Auftritt gaben sie mir ein Interview. Das Gespräch drehte sich unter anderem um ihre Erfahrungen mit verrückten Fans, deutsche Backpacker in Australien und um das neue Album, an dem sie aktuell arbeiten. 


von links: Suffa, Krissi Kowsky (rap.de), Pressure und DJ Debris

Was mögt ihr daran, auf Tour zu sein und was mögt ihr nicht? 

Pressure: Ich liebe es nach wie vor, live zu spielen. Besonders in Orten wie Berlin oder generell in Europa, wo wir noch dabei sind, unser Publikum zu erschließen, spiele ich gerne. Hier hängen wir im Vergleich zu unserer Karriere in Australien quasi zehn Jahre hinterher. Unterwegs sein und neue Gesichter zu sehen, ist etwas schönes.
Was mir nicht gefällt, ist dass ich zu wenig schlafe und meine Familie vermisse. Wobei heute sogar meine Eltern hier sind. Die machen gerade eine Reise durch Europa und standen plötzlich vor mir. Ich dachte nur „Oh shit“ – Hi, Mama und Papa. Aber meine Frau und meine Kinder fehlen mir natürlich trotzdem.

DJ Debris: Außerdem ist Australien viel zu weit weg. Die langen Flüge sind extrem anstrengend.

In eurem Song „Higher“ sprecht ihr über das Tourleben. Was meint ihr mit folgender Line: „This tour is like a storm, blew me up on the shore / Don’t know if I’m coming or going or who’s runnin‘ this show“

Pressure: Eine Tour ist immer ziemlich hektisch. Wir spielen fast jeden Tag eine Show, danach trinken wir immer ziemlich viel Alkohol. Manchmal wache ich morgens in einem Hotelzimmer auf und mein Tourmanager schreit mich durch das Telefon an, warum ich nicht in der Lobby sei, da dort alle auf mich warten würden. Und ich weiß nicht mal, in welchem Land ich gerade bin. Wenn man lange unterwegs ist, kann es passieren, dass man die Orientierung verliert und alles auf dem Kopf steht.

In eurem neuen Song „Clark Griswold“ sprecht ihr dagegen eher über das alltägliche Familienleben. Da heißt es Life can be so beautiful, but sometimes I fear, I make a mess of everything.” 

Suffa: In dem Song geht es darum, was es bedeutet, ein Vater und Ehemann zu sein. Wir versuchen immer, unser Bestes zu geben aber manchmal ist das, gerade wenn wir lange auf Tour sind, wirklich schwierig. Meine Kinder sind total toll und gerade deshalb habe ich manchmal Angst, dass ich das alles zerstören könnte.

Pressure: Wir haben viel zu verlieren. Ich glaube jeder kennt das Gefühl, dass erst alles rund läuft und dann ganz plötzlich drunter und drüber geht.

Euer Leben steht in einem ganz schön großen Kontrast, oder?

Suffa: Das stimmt. Wenn wir zu Hause sind, sind wir wirklich zu Hause und wenn wir weg sind, sind wir wirklich weg.

Diesen Kontrast spürt man auch in euren Liedern. Ich hab den Eindruck, dass ihr euch nicht wirklich für ein Image entscheiden könnt. Woran liegt das? 

Suffa: Unsere Musik ist so unterschiedlich, weil wir schon viele Jahre lang Texte schreiben und uns in der Zeit verändert haben.

Wie würdet ihr euren typischen Fan beschreiben? 

Pressure: Das ist sehr unterschiedlich. Vor 15 Jahren waren die Fans eher 15-25 Jahre alt, heute sind sie eher 15-55 Jahre alt. Bei manchen Shows waren auch 60-Jährige im Publikum. Es ist wirklich schön, dass sich verschiedene Altersklassen mit unserer Musik identifizieren können.

Manche eurer Fans nehmen eure Texte ziemlich ernst. Einer sogar so sehr, dass er sich, als ihr euren Song „Nosebleed Section“ live gespielt habt, selbst auf die Nase geschlagen hat. Das alles nur, um bei Song Nasenbluten zu bekommen. 

Suffa: Dazu muss ich sagen, dass das nicht der typische Hilltop Hoods-Fan ist.

Was löst das in euch aus? 

Suffa: Sorge!

Pressure: Das macht mich ein kleines bisschen stolz aber hauptsächlich besorgt. Musik macht verrückte Dinge mit den Menschen. Das war bei einem viertägigen Festival. Es könnte also gut sein, dass er junge Mann einige Substanzen in seinem Blutkreislauf hatte.

Dort wo ihr herkommt, geht es ja eher gesitteter zu, wie man in „1955“ heraushört.

Suffa: Stimmt. Wir kommen aus Adelaide, dort ist es deutlich ruhiger als zum Beispiel in Berlin. Wenn du abends nach 10 Uhr irgendwas Essen gehen möchtest, hast du ein Problem. Andererseits ist es auch schön, ländlicher aufzuwachsen, da man quasi jeden aus der Gegend kennt. Der Song ist also weder positiv noch negativ, sondern eher beobachtend.