Interview mit Lena Stoehrfaktor: „Die kapitalistischen Strukturen kritisieren“

Wie war das mit deinen eigenen ersten Rapversuchen?

Da gab es bestimmt ein paar Tracks, die etwas undurchdacht waren. Aber mein erster Track war gleich einer gegen Sexismus. Da war dieser Hardcore-sexistische Rap gerade richtig auf der Spitze. Trotzdem waren da bestimmt noch manche unreflektierten Wörter drin, die ich heute so nicht verwenden würde.

Wie kam es dann zu Rauhfaser Records?

Das sind Tapete, ich, Asi-Es, Crying Wölf und blumseltsam – der macht aber eher so Grafitti und Design. Asi-Es kenne ich halt schon ewig, wir waren in einer Crew, durch ihn habe ich angefangen zu rappen. Tapete haben wir wenig später kennengelernt, wir sind halt schon ewig untereinander befreundet. Wir denken ziemlich ähnlich und verstehen uns einfach voll. Irgendwann dachten wir, wir müssen das mal zu einem Kollektiv verbinden.

Ihr betont euren Untergrund-Status – wo positioniert ihr euch im Deutschrap-Game?

Wir positionieren uns schon so ziemlich im Nirgendwo. Wir legen total viel Wert auf Unabhängigkeit und DIY. Was uns sehr wichtig ist, dass wir nicht schleimen. Also gar nicht. Wir versuchen immer, sehr direkt zu sein. Dadurch können wir uns nicht irgendwo einsortieren. Wir machen wirklich unser eigenes Ding – ich weiß, das sagt jeder, aber wir machen wirklich unser eigenes Ding. (Gelächter)

Gibt es befreundete Camps?

Im politischen Rap gibt es paar Leute, mit denen man hier und da zu tun hat. Zum Beispiel Alice Dee, Daisy Chain, die auch auf dem Album ist, Schlakks, Prison Kit… also, wir sind schon ein bisschen abgeschottet, aber wir versuchen, auch ein bisschen offen zu sein, es ist ja auch cool sich zu vernetzen.

Wie ist es mit Springstoff?

Nee, da gibt es keine Gemeinsamkeiten.

Musikalisch oder inhaltlich?

Beides. Ich finde es halt voll wichtig, die kapitalistischen Strukturen zu kritisieren. Bei denen habe ich das Gefühl, dass es nur um Diversity geht. Hauptsache Inklusion in die Gesellschaft, ins System, aber ich sehe da keine wirkliche Alternative zum Mainstream. Es gibt da eigentlich aber gar kein Problem, wir kennen uns auch nicht wirklich persönlich, wir werden nur immer mit denen in eine Schublade gesteckt.

So wie jetzt gerade von mir. Also ist dieses Zeckenrap-Ding dann doch eher so eine Projektion?

Der Begriff wurde ja von anderen Leuten erfunden, davon wollen wir uns auch von distanzieren. Darunter wollen wir nicht gelabelt werden.