Interview mit Veysel

rap.de: Du bist 2010 in den Knast gekommen, für drei Jahre und drei Monate. Kurz davor hast du einen Song aufgenommen, den wiederum Haftbefehl entdeckt hat. Dieser Song wurde somit zum Wendepunkt deines Lebens, oder?

Veysel: Ja, da habe ich gezeigt, wer hier der Mackevelli the Don ist.

rap.de: Wie kam der Kontakt zu Haftbefehl zu stande? Angeblich mit einem Handy im Knast?

Veysel: Ja, ich hatte das Telefon und dann haben wir miteinander telefoniert. Dann kam eins zum anderen und ich war im Boot Azzlack.

rap.de: Hättest du gedacht, dass dieser Song so viel auslösen könnte?

Veysel: Ich konnte schon immer rappen, aber ich hatte nie vor Rapstar zu werden. Wenn ich damals einen Rapper auf der Straße getroffen hätte, so um 2004, 2005 herum, dann hätte ich ihn mit meiner Art zu Rappen, in Grund und Boden gerappt. 
In einem Song von mir sage ich: „Ich habe Rap nie verstanden, nur gefühlt„. Andere Leute wollen Rap verstehen, analysieren. Ich nicht. Rap fühlt man, Rap ist ein Feeling. Ich bin seit den 90er Rapper. Ich kenne alle Sachen. Wenn man heute jemanden fragt, ob er E-40 oder Too $hort kennt, dann hätte er keine Ahnung und Fragezeichen in den Augen.

rap.de: Mit was für Rap bist du aufgewachsen?

Veysel: Mit 2Pac. Der einzig Wahre.

rap.de: E-40 hast du auch gefeiert?

Veysel: Natürlich. Die ganze Clique von dort. Oakland, Bay Area, Geto Boys, Bushwick Bill, solche Sachen habe ich gehört. Als NWA aktuell waren, war ich noch ein bisschen kleiner und habe es nicht so gefeiert, aber Luniz habe ich gefeiert, Snoop auch. Ich konnte mich mit den Gangsta-Sachen identifizieren. Damals gab es Yo! MTV Raps. Ich war zwar noch klein aber das habe ich mitbekommen, gespeichert und gefühlt.

rap.de: Fandest du Deutschrap in den 90ern peinlich?

Veysel: Nein, aber die haben nicht den Vibe gecatcht. Ich bin jetzt 29 Jahre, warum bin ich denn erst jetzt in der Rapszene? Wie gesagt, ich komme aus einem sozialen Brennpunkt, da gab es kein Haus der Jugend. Wer hat mir damals die Hand gegeben, damit ich ein Sprungbrett habe? Wir sind die meisten Kanaken bei uns im Stadtteil in ganz Essen, keine Ahnung wie viele zich tausende Leute, aber ein Jugendzentrum gibt es dort nicht. Die sind alle auf der Straße. Wenn du da irgendwann mal hinkommen solltest, glaub mir, du wirst einen Schock bekommen. Du wirst sehen wie die Leute dort reden. Mit den Leuten mit denen ich bin, die sind richtig vom Dorf. Die können teilweise ihren Namen nicht schreiben, aber der kann Geld machen, da guckst du drei mal in die Luft.