Amewu – Licht und Schatten

rap.de: Warst du schon immer jemand, der das Wort ergriffen hat, wenn es etwas zu diskutieren gab?

Amewu: Ja, schon in der Grundschule. Es gab auch öfter Diskussionen mit der Klassenlehrerin über Schüler und so. Ich hab halt schon immer Sachen angesprochen, die ich nicht verstanden habe. Wenn etwas für mich nicht logisch war, dann hab ich halt weiter nachgefragt.

rap.de: Ein hartnäckiger Typ also. Ging das nicht vielen auf die Nerven?

Amewu: Es war immer sehr geteilt. Es gab viele Leute, die das als Bereicherung angesehen haben, andere sind daran verzweifelt. Ich hatte aber auch immer bestimmte Ämter in der Klasse, bei denen man auch mal zwischen Schülern und Lehrern oder Schülern und Schülern vermitteln musste. Aber ich war jetzt auch nicht grenzenlos solidarisch. Später hat es sich dann so entwickelt, dass ich nur dann eingegriffen habe, wenn es aus meiner Sicht gerecht war. Ich hab weniger Interessen vertreten als vielmehr versucht, zu vermitteln.

rap.de: Deine Texte auf dem Album lassen vermuten, dass du jemand bist, der sehr hohe Ansprüche an sich,aber auch an Andere stellt. Ist das etwas, woran du auch manchmal leidest?

Amewu: Klar, wenn man das merkt, dass ich sehr hohe Ansprüche an mich selbst und auch an andere stelle, dann stellt man natürlich auch hohe Ansprüche an mich. Das ist natürlich manchmal sehr schwierig, aber gleichzeitig ist es auch eine Chance, sich zu entwickeln. Weil es auch ein gewissener Antrieb ist. Man lebt nicht nur so vor sich hin, man erwartet auch Dinge von einem selber. Also, wenn ich bestimmt Aussagen mache, dann muss ich diese auch erklären oder muss halt auch mal zugeben, dass es die Aussage vielleicht auch falsch von mir war.  

rap.de: Was würdest du denn als deine Grundwerte bezeichnen?

Amewu: Fairness auf jeden Fall. Empathie ist auch ein sehr großes Wort für mich. Vor allem Empathie, die nicht an Landesgrenzen aufhört. Und Selbsterkenntnis. Man kann sich auch schnell in manchen Dingen verrennen. Man sollte aufpassen, dass die eigenen Taten nicht in einen Selbstzweck münden. Ich finde, man sollte sich immer hinterfragen. Die Frage ist, warum spreche ich bestimmte Sachen an? Geht es wirklich um die Sache an sich oder ist das eher so ein Egoding von mir selbst? Auf der anderen Seite muss auch jeder für sich selbst entscheiden, inwiefern er den Ärger auf sich nimmt. Wenn man in einer Runde immer die Person ist, die gegen die anderen stresst, dann muss man auch für sich entscheiden: Will man lieber Harmonie oder ist es einem wichtiger, bestimmte Dinge anzusprechen?

rap.de: Du entscheidest dich wohl lieber für letzteres.

Amewu: Ja klar, ich finde, dass das auch viel zu wenig getan wird. Diskutieren mit Leuten ist für mich was ganz normales. Mir geht es nicht darum, jemanden krass fertig zu machen und danach red ich dann mit der Person nie wieder. Es geht mir darum, dass man bestimmte Sachen klärt. Man kann sich dabei auch gerne aufregen oder von mir aus auch mal anschreien, aber am Ende der Diskussion sollten alle noch leben und keiner sollte gewalttätig werden. Es sollte sich halt alles wieder beruhigen und danach sollte man wieder ganz normal miteinander reden. Man sollte sich nicht nach einem Gespräch hassen, nur weil man eine krass andere Meinung hatte.

rap.de: Oft werden Diskussionen auch zu Machtkämpfen, bei denen es nicht mehr um die Sache geht, sondern nur darum, seinen Standpunkt durchzusetzen.  

Amewu: Ja, das interessante an einer Diskussion ist, einfach mal zu sagen: Ja, du hast recht. In solchen Momenten sind auch ganz schnell das böse Blut und die Machtkämpfe vorbei, weil die Personen meist nicht damit rechnen. Einfach mal die Hand reichen und dem Gesprächspartner zustimmen.