rap.de: Du bist ja jetzt seit einiger Zeit schon aus Leipzig weg.
Morlockk Dilemma: Jo, das hatte aber natürlich nur berufliche Gründe. Ich hab ja in Magdeburg studiert, war da aber fast jedes Wochenden zu hause, einfach um den Kumpelkontakt nicht abreißen zu lassen. Das war mir sehr wichtig. Ich wollte auch nicht, dass man nach ein paar Jahren zurückkommt und sich sovieles geändert, hat das es fremd für einen wird. Als ich dann aber wieder nach Leipzig zurückgekommen bin, hab ich schon gemerkt, dass sich einige Dinge geändert haben. Das ist aber auch ganz normal. Man wird ja auch älter. Es war halt nicht mehr dieses leichte, unbeschwerte. Man konnte nicht mehr einfach abends rausgehn und alles läuft leicht. Plötzlich haben die anderen einen Job und eigene Probleme. Als ich dann das Angebot in Berlin bekam, war ich auf der einen Seite traurig. Ich merke das, wenn ich jetzt zurück nach Leipzig komme, ist schon etwas wehmütiges dabei. Man schaut sich alles viel genauer an. Aber auf der anderen Seite wollte ich auch neue Erfahrungen machen und in Berlin kenn ich ja auch Leute. Das ist zwar nicht dasselbe wie in Leipzig, aber so schlimm ist das nicht. Ich bin ja jetzt nicht in der Fremde. Letzten Endes bin ich sowieso ein Typ, der viel Zeit für sich braucht. Ob ich mich nun hier einschließe oder in Leipzig, macht im Endeffekt keinen Unterschied. Studio ist Studio.
rap.de: Bist du so ein Typ, der sich fast jeden Abend im Studio einschließt?
Morlockk Dilemma: Ich bin nicht unbedingt der, der nachts noch mal raus muss. Ich will jetzt auch nicht sagen, dass ich ein Stubenhocker bin, aber wenn ich einen normalen Büroalltag hinter mir habe, bastel ich halt noch ein wenig an meiner Musik rum. Und dann wartet man, bis das Wochenende kommt und geht dann erst weg. Es sei denn, es kommt eine coole Veranstaltung, dann bin auch ich unterwegs.
rap.de: Also kein kompletter Studionerd.
Morlockk Dilemma: Nee nee, das sind immer so Phasen. Es gibt Phasen, da sitz ich tagelang an einem Projekt und schraub' da rum und hab auch nur dafür den Kopf, aber manchmal geht man auch einfach nur raus und schaut sich ein Fußballspiel in der Kneipe an. Ich hab ja direkt unten bei mir im Haus eine Kneipe. Es kommt auch ab und zu mal vor, dass, wenn Hiob da ist, wir was aufnehmen und dann unten in der Kneipe abstürzen. (lacht) Ist zwar jetzt nicht Weggehen in dem Sinne, aber immerhin ausgehen.
rap.de: Ist das auch so 'ne Kneipe, in die du mit Morgenmantel gehen könntest?
Morlockk Dilemma: Jo, das ist ne richtige Ostberliner Kneipe. So richtig mit betrunkener Barfrau und Nikotinflecken an der Wand. Eigentlich ist die Kneipe ein einziger Nikotinfleck. (Gelächter) Das hat aber Charme. Ich könnte auch nicht in einer Ecke wohnen, wo der Schickimicki-Faktor sehr hoch ist. Darauf hab ich nie Wert gelegt. Es muss schon ehrlich sein. Man kann das pink anstreichen, Diskokugeln reinhängen und Loungemucke spielen, aber Suff bleibt trotzdem Dreck. Und dadurch sind die Gespräche auch echter. Die sind nicht gekünstelt. Eine entspannte Runde zwischen ganz normalen gescheiterten Existenzen. (lacht)
rap.de: Und du mittendrin?
Morlockk Dilemma: Ich bin jetzt auch grad kein Paradebeispiel für: Wie macht man Karriere? Aber mir geht es nicht schlecht. Wenn man jetzt nicht total verblendet ist und in einer Traumwelt lebt, die Auswirkungen von heute auf morgen nicht erkennt und es einem gut geht, dann ist alles schon mal okay. Ich plane jetzt nicht für die nächsten zehn Jahre…
rap.de: Wer kann das schon…
Morlockk Dilemma: Jo, so siehts aus. Solange man nicht rumheult, ist alles gut. Und manche Leute jammern rum und denen gehts trotzdem gut. Deswegen geh ich nicht in diese Schickimicki-Läden. Die jammern ja auch nur rum. Oder das andere Extrem, wenn die nur davon rumlabern, wie toll es denen geht. Das muss ich auch nicht haben. Die sollen einfach nur ehrlich und realistisch sein.