Morlock Dilemma & Dexter

rap.de: Gibt es eine bestimmte Stimmung, die du brauchst, wenn du Texte schreibst?

Morlockk Dilemma: Das ist unterschiedlich. Sicherlich hat man nachts eine andere Ruhe, um irgendwas zu schreiben. Aber ich setz mich jetzt auch nicht hin und schreib bis vier oder fünf Uhr morgens. Es passiert auch oft, dass man anfängt, dann nur Stichpunkte macht und diese irgendwann zusammenfügt. Es gibt keinen bestimmten Gefühlszustand zum Texten. Ich könnte ein trauriges Liebeslied auch nach einer Staffel "Family Guy" schreiben. Ich glaube, da geht es eher darum, sich in den Text reinzuversetzen. Bei der aktuellen EP hab ich meist mit einem Schmunzeln beim Texten dagesessen. Es gibt auch keinen Song, der so verdammt bitter ernst oder traurig ist. Die haben alle noch so ein Augenzwinkern. Das finde ich auch wichtig. Meine Songs sollen die Leute auch nicht extrem abfucken oder runterziehen.

rap.de: Die Beats von Dexter unterscheiden sich schon von den Beats die du sonst so gepickt hast. Die sind schon ein wenig wärmer und musikalischer.

Morlockk Dilemma: Ich hab eine relativ hohe Frequenz von Releases und bis dato auch immer einen hohen Anteil selbst gemacht. Irgendwann kam dann der Punkt, wo ich mir dachte, jetzt ist das eine fertig und jetzt kommt gleich wieder das nächste – das ist ja auch ein wenig witzlos. Da fehlt mir auch ein wenig der Reiz. Es war ja auch eine Grundidee, erstmal das Gesamtgefüge zu nehmen und zu verändern, um zu untersuchen, ob sich da irgendwlche reizvollen Spannungen bilden. Da war natürlich die Idee, mit einem externene Produzenten zusammenzuarbeiten naheliegend. Man reagiert anders, wenn man einen Beat frisch und fertig bekommt, als wenn man vorher das Sample selbst gesucht, zusammengeschnitten und dann drauf geschrieben hat.

rap.de: Rappt man dann auch anders drauf?

Morlockk Dilemma: Das würde ich nicht sagen, aber ich glaube, man hat einfach andere Grundvorraussetzungen. Vielleicht schreibt  man auch anders, ich kann es dir nicht sagen. Für mich war wichtig, eine Auswahl an Beats zu treffen, die mir selbst zusagen. Aber Dexter macht ja auch zu 90 Prozent Sachen, die ich richtig feiere. Mir ist auch aufgefallen, dass ich teilweise Sachen gepickt habe, die ich sonst nie genommen hätte, weil sie einfach souliger sind. Dabei hab ich mich aber nie selbst verleugnet. Es klingt schon wie ein Album, das ich dope finde und die Leute werden nicht enttäuscht, auch  nicht die Dexterfans. Es ist kein Beat drauf von Dexter, wo die Leute sagen: Boah, so einen Beat hab ich ja noch nie gehört. Ich glaube, da haben wir einen guten Weg gefunden.

rap.de: Dexter, hast du dich speziell auf Morlockk eingestellt oder ihm einfach Beats vorgelegt, die du eh schon gemacht hattest?

Dexter: Ich schicke Dilemma ja ohnehin immer mal wieder ein paar Beats. Davon hat er ein paar gepickt und mal angefangen. Im Entstehungsprozess der EP kamen dann noch weitere dazu. Teilweise waren es auch einfach unfertige Loops, über die er recordet hat und ich hab dann noch dran rumgebastelt. Das ist ja das Gute an so einer Zusammenarbeit, dass Sachen, die man vielleicht niemals benutzt hätte, durch den Rapper in ein anderes Licht gerückt werden und ganz neue Formen annehmen.

rap.de: Bist du ihm soundmäßig entgegen gekommen?

Dexter: Nicht wirklich, musste ich ja auch nicht, da er die Sachen so gut findet, wie sie sind. Wir arbeiten ja auch schon ein paar Jährchen zusammen. Aber unterbewusst hab ich schon ein bisschen drauf geachtet, dass es dann nicht die typischen morbiden Morlockk-Melodien sind, sondern dass es auch mal bisschen abstrakter oder wonkiger wird. Ich wollte nicht einfach nur der Beat-Lieferant sein.

rap.de: Wie  ist dein Eindruck von der fertigen EP?

Dexter: Mir fällt es immer schwer nach tausendmaligem Hören einen objektiven Eindruck zu haben. Aber sicher ist, dass das eine ganz runde und auch so noch nie dagewesene Sache ist. Textlich auf jeden fall immer in kurzen Geschichten auf den Punkt gebracht, ich denke, das kann keiner so wie Dilemma. Musikalisch an sich schon eher eingänglich, aber insgesamt gesehen bestimmt keine leichte Kost für jedermann.