rap.de: Autonome Lebensweisen klingt gut. Ist es ein Ziel von dir, autonom zu sein?
Kool Savas: Ich stelle es mir sehr romantisch vor, ich weiß nicht, ob es tatsächlich romantisch ist. Ich schicke dir mal gleich einen sehr interessanten Link von worldstarhiphop.com, von einer Frau, die ist siebzig und die sieht einfach nicht aus wie siebzig, du musst dir das mal anschauen. Und die sieht wohl so aus, weil sie angefangen hat, nur noch ihr eigenes Zeug anzubauen und nur ihr Zeug zu essen, welches sie selbst im Garten angebaut hat. Man weiß, dass das gesund sein soll, aber das wirkt schon so unrealistisch, dass man fast glaubt, verarscht zu werden. Ich schick dir das mal, dann kannst du dir das ankucken und mir sagen, ob die Frau aussieht wie siebzig, Mann! Jedenfalls finde ich, das ist tatsächlich eine sehr reizvolle Vorstellung, irgendwann ein Stück Land zu haben. Back to the basics. Es ist ein bisschen verträumte Robinson Crueso-Romantik, aber es ist tatsächlich so, dass ich glaube, dass das wirkliche Leben ist. Selber für sich sorgen zu können, vielleicht auch in irgendeiner Form eine Gemeinschaft zu gründen, sich in erster Linie auf die Familie bzw. deine Gemeinschaft zu konzentrieren und für die auch da sein zu können. Alle haben ihren Platz. In irgendeiner Form ist es von der Natur ja so gemacht. Die Älteren wirken irgendwann als Wissensspeicher, die Jüngeren sind wild und setzen ihre Kräfte ein, zum Beispiel um Zimmermanntätigkeiten auszuführen, die Älteren bringen ihre Lebensweisheit mit, die ganz Kleinen geben einem die Lebensenergie und Freude. Das alles kann harmonisch miteinander funktionieren. Und dazu noch im weitgehenden Einklang mit der Natur zu leben – nicht verkehrt.
rap.de: Klingt sehr entspannt. Gäbe es dann noch Rapmusik? Braucht man das dann noch?
Kool Savas: Weiß ich gar nicht. Ist das wichtig? Ich weiß es nicht.
rap.de: Vielleicht wäre es dann wie so ein Geschichtenerzähler am Lagerfeuer.
Kool Savas: Könnte sein. Man macht sich so viele Gedanken, hat so viele Einfälle. Es gibt ja auch das Ding, wenn Leute von einem Tag auf den anderen sehr gläubig werden, dass sie dann auch keine Mucke mehr machen. Ich glaube, wenn man es nicht erlebt hat, kann man gar nicht einschätzen, ob es einem fehlen würde oder nicht. Man tauscht das dann vielleicht ein. Ich dachte mit 18 stellenweise , dass es der Inhalt des Lebens wäre, Party zu machen, über Musik zu reden, jedes Wochenende mit den Freunden irgendwo abhängen, viel aufzutreten…