Schivv: Sehr gerne.
rap.de: Viele wehren sich ja gegen solche Bezeichnungen.
Schivv: Was soll der Scheiß?
Kallis: Es ist insofern Erwachsenen-Rap, als dass es Rap von Erwachsenen ist. Ich würde aber nicht behaupten, dass es deshalb nicht für Jugendliche interessant wäre. Man kann sich das auch anhören, auch wenn man jünger ist.
Schivv: Die Sachen, die wir sagen, sind ja für jüngere Leute nicht irrelevant. Themen wie der Tod von nahen Familienangehörigen oder das sich Auseinandersetzen mit einem neugeborenen Kind oder Sachen wie "Ich möchte die Welt sehen, ich möchte da raus, wo ich her bin und das alles sehen". Oder Sinnkrisen in Schaffensphasen, wo man sich einfach mit Motivation wieder rausboxt – das sind ja Themen, die berühren nicht nur Erwachsene, sondern auch jüngere Menschen.
Schivv: Ja, genau. Insofern kann man unsere Platte vielleicht auch eher als Zeitlos-Rap bezeichnen. (lacht)
rap.de: Zumal es ja musikalisch auch zeitlos gehalten ist. Man kann nicht behaupten, dass es im Retrosound gehalten wäre, es passt sich aber auch keinen neuen Entwürfen an.
Kallis: Freut mich, wenn du das so siehst, wir empfinden das genauso. Das ist eben auch die Art von Rap, die wir mögen. Es gibt immer Trends, die man cool findet, aber auch ganz schnell wieder vergisst. Es gibt aber auch die Art von Rap, die bleibt. Und das war schon immer das, was wir zumindest versucht haben zu machen. Vielleicht ist es dieses Mal besonders gut gelungen.
Schivv: Wir waren als Crew auch immer sehr auf die Beats fixiert. Das war etwas, was uns immer ausgezeichnet hat, dass wir uns produktionstechnisch sehr individuell platziert haben, ob bei unseren Majoralben oder bei den anderen Releases. Wir waren auch immer sehr picky, was Beats angeht. Deswegen war es für uns schon wichtig, wenn wir 2011/12 zurückkommen, einen Soundentwurf zu haben, der dem schon entspricht, diese gewisse Klasse, aber eben auch die DCS-Formel weiterschreibt. Nicht staubig stehen bleiben, sondern angefresht. Dabei haben uns natürlich auch Crada und Adlib geholfen, die beide Beats auf dem Album haben. Für mich stehen die beiden für diese Komponisten-Qualitäten, die es in Deutschland mittlerweile gibt. Crada spielt für mich auf absolutem Champions-League-Niveau und Adlib auf seine Weise auch. Beide sind unglaublich detailverliebt und unglaublich kreativ. Und trotzdem tief im HipHop-Ding verwurzelt. Deswegen transportieren beide für mich diesen DCS-Sound optimal rüber in die heutige Zeit. Roe Beardie hat auch seinen ersten Song seit ich glaube drei Jahren gemacht und dann gleich direkt zwei, Peer und Lifeforce haben wieder viel gemacht. Die haben die Zeit auch gut überdauert, wie ich finde.
rap.de: War es euch auch wichtig, dass der Sound insgesamt ein stimmiges Gesamtbild ergibt?
Kallis: Das ist einfach die Essenz, die aus unseren vier Köpfen zusammenwächst. Es war nicht so, dass wir da einen Filter über alles gelegt haben, sondern das ist einfach das, was rauskommt, wenn wir vier Musik machen. Insbesondere mit Roe Beardie, der uns immer in allem hilft und zu allem seine Meinung dazu gibt – einfach eine gute Geschmacksinstanz ist.
Schivv: Ich finde die Songs schon sehr bunt, auch von den Instrumentalen her. Der Song von Crada ist schon ganz anderes Zeug als der Song von Adlib, der direkt danach kommt. Zeitweise dachte ich sogar, vielleicht ist es zu bunt. Aber letztendlich hat es sich für uns immer schlüssig angefühlt. Es ist ein bisschen eine Reise, sowohl textlich als auch von den Instrumentals her. Man kann sowas natürlich nicht bis zum Ende planen, sowas entsteht ja auch, diese ganzen Kreativprozesse, da kommt A zu B, es fügt sich halt alles. Wahrscheinlich sind wir vier aber auch einfach zu nah beieinander und jeder für sich legt auch zu viel Wert auf geschlossene Werke, als dass es völlig zerfranst hätte werden können.