Vega – Sprachgewalt und Bilder

rap.de: Dein nächster Schritt war dann Freunde für Niemand, wo es letztes Jahr einen prominenten Abgang gab. Zum Abschied von Olson meintest du, du hättest es gut gefunden, wenn er früher zu dir gekommen wäre und ein paar Worte mit dir gewechselt hätte.

Vega: Oder wenn er überhaupt zu mir gekommen wäre. Ich habe es über Dritte erfahren, dass er weg will. Das war ein bisschen ein hässlicher Abgang, der nicht hätte sein müssen. Klar, er hat sich verändert, gerade optisch. Musikalisch hat er zwar gesagt, er habe sich verändert, hat es aber noch nicht großartig. Er wollte einfach einen anderen Weg gehen und hat das auf eine komische Art und Weise gemacht. Aber selbst das – am Anfang hat mich das eine Weile beschäftigt, mittlerweile ist es mir egal. Wir haben jetzt den Timeless dafür gekriegt. Im Nachhinein bin ich darüber froh, denn  wäre Olson nicht gegangen, hätte ich Timeless nicht gekriegt. Ich halte den Timeless für mindestens genauso talentiert. Bei gewissen Sachen hat er sogar ein paar Vorteile gegenüber dem Olli. Er ist auch noch blutjung und wird mit seiner ersten Platte einen Riesenerfolg haben, denke ich.

rap.de: Sprich, du glaubst, jetzt endlich eine Konstellation gefunden zu haben, in der es dann auch mal für ein paar Jahre lang weitergehen könnte.

Vega: Auf jeden Fall. Nachdem wir jetzt auch Bizzy (Montana – Anm. d. Verf.gesignt haben, habe ich auch jemand, der schon ein gewisses Standing in der Szene hat, der auch ein paar Platten verkauft. Mit Bosca, Timeless, den wir aufbauen und Migo – wir passen schon gut zusammen. Der Hadi (El-Dor, Vegas Labelmanager – Anm. d. Verf.) stärkt uns den Rücken und macht das Geschäftliche, wofür uns der Kopf fehlt, weil wir Musik machen. Ich denke, wir werden auf jeden Fall ein paar Jährchen erfolgreich zusammenarbeiten.

rap.de: Für "Vincent" habt ihr einen Deal mit D-Bos Label Wolfpack. Was genau beinhaltet der?

Vega: Wir bringen das Album zusammen raus. Wolfpack hat sich halt schon eine gewisse Struktur aufgebaut, hat auch einen Vertriebsdeal mit Soulfood. Bei uns musste es relativ kurzfristig gehen und der Hadi und der D-Bo standen schon in Kontakt, also haben wir gesagt, okay, nutzen wir die Logistik von Wolfpack. Das ist sehr gut für uns, denn mit D-Bo hat man natürlich jemanden an der Seite, der gerade in dem Stadium, in dem wir uns befinden, immer auch mal einen Tipp geben kann. Der ist einfach schon lange in dem Geschäft und weiß Bescheid, wie es funktioniert. Das ist nur von Vorteil für uns.

rap.de: D-Bo war ja auch lange bei einem sehr großen Indielabel beschäftigt – oder ist es immer noch.

Vega: Anscheinend macht er da immer noch Sachen, ja.

rap.de: Was in deinen Texten auch auffällt, ist eine immer wiederkehrende Natursehnsucht. Eine archaische Sehnsucht nach Wiesen und Wald. Bist du, obwohl Stadtmensch, gerne in der Natur?

Vega: Ja, auf jeden Fall. Verrückterweise habe ich mit dem Album auch wieder diese Liebe wiederentdeckt. Das muss man auch nicht groß zu erklären – na gut, ihr seid natürlich hier in Berlin, ich weiß nicht, wieviele Grünflächen ihr hier zur Verfügung habt.

rap.de: Viele.

Vega: Ja? Gut, aber künstliche, hingebaute. Ich wohne jetzt ja ein bisschen außerhalb von Frankfurt. Und jeder, der schon mal durch einen richtig geilen Wald gelaufen ist, weiß, dass da einfach eine mächtige Energie ist. Es ist einfach ein gutes Gefühl, da zu sein. Leute denken vielleicht, ich bin ein bisschen verrückt, aber es ist tatsächlich so. Ich fühle mich da einfach gut, fit und vital. Ein guter Waldspaziergang ist auf jeden Fall Gold wert. Dadurch dass ich außerhalb wohne und alles ein bisschen einen ländlichen Touch hat, oder sogar ein bisschen mehr als nur einen Touch, muss ich sagen, dass ich von da nicht mehr wegwollte.

rap.de: In der Innenstadt zu wohnen ist für dich nix mehr?

Vega: Ich hab damit kein Problem. Ich hab da ja auch gewisse Wurzeln. Aber ich brauche es nicht, wie zum Beispiel bei Hadi in Mannheim direkt am Marktplatz, dass du bis morgens um 7 draußen irgendwelche quietschenden Reifen hörst, Flaschen, die zerspringen, Leute, die sich in allen Sprachen dieser Welt streiten. Das muss ich nicht haben. Wenn ich mich zuhause in mein Bett lege, ist halt Ruhe. Das ist für mich einfach geil. Ich komme nach Hause und der Tag ist vorbei, Ende. Ich kann chillen, ich kann in meinen Garten gehen, ich habe einen Balkon, ich habe das, was für mich an Lebensqualität einfach wichtig ist. Wenn ich in die Stadt will, und ich bin da oft genug, dann setze ich mich in mein Auto und fahre eine Viertelstunde, dann stehe ich in Frankfurt auf der Zeile. Ich kann es immer haben, wenn ich es brauche, aber kann eben auch einen Schlussstrich ziehen zuhause und das ist mir wichtig.

rap.de: Einen Ruhepunkt zu haben, wohin du dich zurückziehen kannst.

Vega: Genau.