Gestern Abend stellte Savas nun erstmals Teile dieses der Öffentlichkeit bis dato unbekannten Werkes vor. Zu einer Live-Präsentation wurde in ein nobles Hotel am Berliner Gendarmenmarkt geladen. Bei Bier, Sekt und Energydrinks wurde bis zum Beginn der Veranstaltung noch spekuliert, was genau eigentlich der Begriff "Live-Präsentation" meint. Manch einer vermutete gar, Savas würde die Songs im Halbplayback performen, aber, um es gleich vorwegzunehmen, zu solchen Schweinereien kam es nicht.
Eröffnet wurde die Veranstaltung, die schon allein durch die Location geradezu Gala-Charakter hatte, mit einer knapp 15minütigen Laudatio von Visa Vie, bekannt durch ihre Moderationen für 16bars.de und KissFM. Zunächst widmete sie sich dem etwas schwammigen Begriff der "Aura", der dem Album seinen Titel gegeben hat und kam dabei zu dem Schluss, dass es sich um eben jenes schwer zu fassende je-ne-sais-quoi handele, dass einen guten von einem außergewöhnlichen Rapper unterscheidet. Im weiteren Verlauf ihrer Rede zeichnete Visa Vie die bisherige Karriere von Savas unter Einbeziehung ihrer persönlichen Sichtweise nach und sparte dabei auch die Tatsache nicht aus, dass sie angesichts der, genau, Aura des Rappers immer ein wenig nervös wird, wenn sie ihn interviewt.
Nach dieser stimmigen Einleitung betrat dann der Star des Abends die Bühne. Unterstützt von seinem DJ Sir Jai an den Plattentellern und Moe Mitchell als Back-Up legte ein sichtlich aufgeregter Savas gleich mit dem ersten Song des Albums, dem Intro "Der Letzte meiner Gattung" los – ein typischer Representer, technisch anspruchsvoll, rhythmisch überraschend. Die eher mittelmäßige Akustik trübte den Hörgenuss leider ein wenig.
Den nächsten Song, "Die Stimme", kündigte Savas mit der Ansage an, er habe bei diesem Album mehr Wert auf persönlichere Inhalte gelegt, die bekanntlich immer wieder von ihm gefordert werden. In dem Track geht es um Savas' nicht besonders tiefe Stimme ("ich klang mit 14 noch wie 9"), mit der er sich erst anfreunden konnte, als er Rapper wie Eazy-E entdeckte – eine witzige, gewitzte Umsetzung eines alltäglichen Themas.
Es folgten "Und dann kam Essah", das deutlich autobiographische Züge trägt, "Stampf", das klassischen Battle-Shit bietet sowie den Titeltrack, bevor "King of Rap" es dann mit einem Electro-angelehnten Beat inklusive "The Message"-Zitat ("Es ist ein Wunder, denn sie kriegen mich nicht unter") in den Club nahm und das etwas reservierte Publikum (klar, bei so vielen Auskennern) so langsam auf Betriebstemperatur brachte.
Den interessantesten Track hatte Savas sich aber bis zum Schluss aufgehoben. "Nichts bleibt mehr" featuret einen nachgespielten Part aus dem "Inception"-Soundtrack, den Scala Chor und vor allem ein paar wahre Feuerzeilen, die man unbedingt nochmal in Ruhe hören möchte. Damit und mit der verbindlichen Aufforderung, sich mithilfe der Freigetränke "richtig die Kante" zu geben, endete die Show. Die anwesenden Gäste, darunter Alpa Gun, Laas Unltd., Buddy Ögün, die beiden Ochsenknecht-Brüder Jimi und Wilson, Ex-rap.de-Chef Staiger sowie die Kollegen von hiphop.de, Mixery Raw Deluxe, 16bars.de und der Juice, ließen den milden Sehrspätsommerabend gemütlich ausklingen.
Die Trackliste von "Aura" wurde gestern ebenfalls bekanntgegeben:
01. Interlude
02. Intro / Der Letzte meiner Gattung
03. Und dann kam Essah
04. Aura
05. Nie mehr gehn
06. Nichts bleibt mehr feat. Scala Chor
07. Optimale Nutzung unserer Ressourcen
08. Die Stimme
09. Stampf
10. King of Rap / Ein Wunder
11. Echo feat. Olli Banjo
12. LMS 2012 präsentiert von Xavier Naidoo & Kool Savas