Aggro Berlin Pressemitteilung

Die Geister, die SIE riefen!

 


Aus aktuellem Anlass melden wir uns zu Wort. Kaum ist wieder Wahlkampfsaison, suchen Politiker Themen die in der Öffentlichkeit diskutiert werden und versuchen sich mit markigen Äußerungen in Szene zusetzen. Aktuelles Ziel sind Rap-Videoclips.


Es wird ein Verbot von "gewaltverherrlichenden und rechtsradikalen Rap-Videos gefordert". Sowohl in der B.Z. als auch im Focus vom 06.06.05 äußert sich Monika Griefahn (SPD), Vorsitzende des Ausschusses für Kulturund Medien; sie wolle die Ausstrahlung jugendgefährdender Musik-Videos verhindern. Als Ergebnis dessen werden Aggro Berlin und Künstler, die bei uns arbeiten, permanent mit dieser Forderung in Verbindung gebracht und somit wird suggeriert, dass bei uns erschienene Musik und dazu gehörige Musikvideos in o.g. Schubladen passen würden. Wir verwahren uns entschieden gegen derartige Unterstellungen!

Keiner unserer Künstler oder Mitarbeiter ist rechtsradikal. Dieser Vorwurf ist absurd und entbehrt jeder Grundlage. In keinem unserer Musikvideos wirdzu Gewalt gegen Frauen aufgerufen oder anderweitig Gewalt verherrlicht. Die Künstler, die ihre Musik bei Aggro Berlin veröffentlichen, sind Produktedes Umfeldes und der Gesellschaft in der sie leben. In ihren Texten schildern sie unter Zuhilfenahme von künstlerischen Stilmitteln in einem HipHop typischen Kontext die Realität, in der sie aufgewachsen sind. Mandarf Ursache und Wirkung nicht verwechseln: die Gesellschaft hat diese Personen und die Welt in der sie leben geschaffen. Nicht umgekehrt. Genauso wenig wie Marilyn Manson schuld am Massaker an der Columbine Highschool ist, ist Sido verantwortlich für das Verhalten von Kindern auf deutschen Schulhöfen.

Das ausgerechnet Politiker, die tatsächlich Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen haben und ausüben, Sozialausgaben kürzen und Jugendfreizeiteinrichtungen schließen, jetzt mit dem Finger auf die Opfer ihrer Arbeit zeigen, ist grotesk. Das Verdrängen und Verbieten ist die erste Reaktion auf eine Entwicklung, die seit Jahren läuft und jetzt an die (mediale) Oberfläche kommt, offenbart Unwissenheit und Unfähigkeit.

Wir weisen auf das Fazit eines Spiegel-Artikels hin, der sich u.a. mit den Künstlern unseres Labels beschäftigt: "(…) Es sind weniger die schmutzigen Wörter, die irritieren, sondern es ist der Blick auf eine brutale Wirklichkeit. "Aggro Berlin und unsere Künstler nehmen sich die Freiheit heraus, mit dem Finger auf diese Wirklichkeit zu zeigen und nichtdie Augen davor zu verschließen, wie die Mehrheit der Menschen in Deutschland. Wir sind der Meinung, dass eine Abschottung von Jugendlichen vor real existierenden Problemen, nach dem Motto: "Aus den Augen – aus der Welt", kein guter Erziehungsansatz ist. Im Gegensatz zu Frau Griefahn halten wir einen offenen, kritischen Umgang mit der Realität für den besseren Weg. Wir weisen darauf hin, dass die von unserer Plattenfirma veröffentlichten Lieder und Videos sämtlich der Kunst- und Meinungsfreiheit unterliegen und wir uns dieses Recht nicht nehmen lassen!

Den sich erregenden Politikern und Medien sollte bewusst sein, dass Bemühungen der Kunst Vorschriften zu machen, sie zu instrumentalisieren oder gar zu verbieten, immer der erste Schritt in Richtung Diktatur und Faschismus sind. Hier sollte sich jeder, der Fler einen Mangel an Geschichtsbewusstsein vorwirft, an die eigene Nase fassen.

Aggro Berlin wird solche Bemühungen anprangern und sich dagegen zur Wehr setzen.