Call of Duty: Black Ops – Der heißeste Kalte Krieg!

Der heißeste Kalte Krieg!

Schon wieder ein Jahr vorbei. Mir kommt es noch wie gestern vor, als der sechste Teil der Egoshooter-Serie Call of Duty alle Verkaufsrekorde in der Spieleindustrie gebrochen hat. Jetzt wurde der siebte Teil veröffentlicht mit dem Untertitel "Black Ops“. Und zu diesem Zeitpunkt kann man schon verraten, dass "Black Ops" die Rekorde bereits eingestellt hat. Das sagt natürlich noch nichts über die eigentliche Güte des Spiels aus, aber dies wird im Folgenden mit der PC-Version noch näher beleuchtet.

"Black Ops" ist diesmal kein Teil der Modern Warfare-Reihe und spielt nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit. Genau gesagt umfasst die Geschichte den kalten Krieg, natürlich aus der Sicht der Amerikaner. Allerdings muss man sich erstmal darüber wundern, wer oder wo man eigentlich ist, sieht man anfangs doch nicht mehr als einen kahlen Raum, wahllos aufgestellte Fernseher und schwarze Gestalten hinter einem Beobachtungsfenster. Die Tatsache, dass die Spielerfiguren an einen Stuhl gefesselt sind, diese Gestalten per Sprachverbindung Informationen aus dem Spieler pressen wollen und dafür Stromschläge verteilen, macht klar, dass man wohl gefangen ist. Anscheinend sei der Name der Figur Alex Mason, ein ranghoher Mann des amerikanischen Militärs und dauernd hört und sieht man Zahlen, die man nicht deuten kann. Im Laufe dieses Verhörs geschieht es also, dass man sich an Geschehnisse zurückerinnert. Und siehe da, die Missionen beginnen. Zum Einstieg etwas kleines: Fidel Castro soll getötet werden. Kein Problem! … oder etwa doch? Nach und nach erschließt sich eine Geschichte, die zwar genau so wenig mit Geschichtsunterricht zu tun hat wie Modern Warfare, aber einfach runder und stimmiger wirkt. Dabei lernt man wieder einmal markante Personen neben Alex Mason kennen: Ein typischer FBI-Agent mit Sonnenbrille, ein russischer Widerstandkämpfer & Freund (den man vielleicht wiedererkennt, wenn man World at War, den 5. Teil der CoD-Reihe gespielt hat), ein bösartiger deutscher Wissenschaftler und weitere. Man wird zwar größtenteils Alex Mason spielen und nicht wieder nach jeder Mission in eine andere Person schlüpfen, aber ganz ausbleiben wird das nicht. Man macht sogar fast einen Abstecher in den zweiten Weltkrieg! In den meisten Fällen jedoch wird man eher in Südwestasien, Kuba oder Russland unterwegs sein und wieder einmal heftig gescriptete und dadurch filmreiche Action erleben, ganz, wie man es als Call of Duty-Spieler gewohnt ist. Und hier kann man die Entwicklung als Pro und als Contra ansehen: Die Serie hat sich nämlich eigentlich kaum weiterentwickelt. Wieder einmal gibt es eher Massen an Kanonenfutter als eine fordernde KI, wieder einmal spawnen die Gegner, bis man einen bestimmten Punkt im Level überschreitet.

Aber durch die gelungene Inszenierung der besseren Handlung ist das auch irgendwie wieder egal, denn das Spiel macht trotzdem wieder Spaß ohne Ende. Und eine kleine Neuerung gibt es dann doch: Man darf diesmal einen Helikopter und ein Patrouillenboot steuern und sogar einen Trupp Soldaten wie in einem Strategiespiel von oben lenken  (aus dem Cockpit einer SR-71 "Blackbird“, dem schnellsten Flugzeug überhaupt), während man immer wieder in die Haut einer dieser Soldaten am Boden springt und Aufträge erfüllt. Negativ ist allerdings die wieder einmal extrem kurze Spielzeit. Kaum jemand wird auf eine zweistellige Anzahl an Spielstunden kommen und 5 Stunden sind kein Kunststück. Dafür nervt das Spiel so gut wie gar nicht mit langweiligen Passagen, Spannung von Anfang bis Ende ist vorhanden. Und für Absolventen des  Spiels wird es auch eine amüsante Bonusmission geben.

Doch ein Call of Duty wäre kein Call of Duty ohne Multiplayer. Wer sich als PC-Spieler noch an das mäßige Matchmaking von Modern Warfare 2 erinnert, darf sich freuen, denn es gibt wieder dedizierte Server und Serverlisten! Vom Spielfluss her hat sich indes nicht viel verändert, denn er ist nach wie vor flüssig und motivierend. Man kann sich vorgefertigte Klassen aussuchen wie Soldat oder Scharfschütze, oder man erstellt sich gleich selber eine. Über ein Erfahrungspunktesystem schaltet man nach und nach neue Waffen und Extras frei, mit der neuen Währung muss man diese allerdings dann noch kaufen, um sie benutzen zu können. Sowohl Erfahrung als auch Geld verdient man sich durch gute Leistung auf dem Schlachtfeld, teilweise auch über kaufbare Aufträge, die unterschiedlich schwer sind und diverse Dinge innerhalb einer bestimmten Spielzeit verlangen wie "Erziele 25 Abschüsse mit dem M16“.. Die Spielmodi sind größtenteils die gleichen wie beim Vorgänger: normales (Team) Death Match, Flaggen sammeln, bestimmte Gebiete halten, eine Bombe entschärfen/legen. Aber auch Neues kann man finden. So kann man nun um Spielwährung wetten und im besten Fall so sein Geld mehren. Dabei haut man sich auf kreative Art und Weise die Waffen um die Ohren, sei es mit nur einer Kugel in der Waffe, mit Zufallswaffen, die alle 45 Sekunden wechseln oder aber nur mit Messer, Tomahawk und Armbrust bewaffnet. Des Weiteren gibt es wieder bekannte und neue Abschussserienbelohnungen, die aber entschärft wurden, da sie beim Vorgänger zu stark waren. Die auffälligsten Neuzugänge sind eine Sprengladung auf einem ferngesteuerten Auto und eine Kampfhundemeute. Der Multiplayer bietet also wieder einmal viel und lange Spaß. Und den beliebten Zombiemodus gibt es ja auch endlich wieder!

Technisch hat sich Black Ops auch weiterentwickelt, wenn (auch hier wieder) nicht das Rad neu erfunden wurde. Das Spiel benutzt immer noch die Modern Warfare 1-Engine, welche allerdings noch weiter ausgereizt wurde und sehr hübsche Bilder erzeugt. Allerdings ist auch der Hardwarehunger gestiegen. Wer Modern Warfare 2 problemlos spielen konnte, braucht nicht denken, dass dies bei Black Ops ähnlich sein muss. Wobei der Einzelspielermodus noch wesentlich besser lief als der Mehrspielermodus. Letzterer leidet unter häufigen Rucklern, welche auch nicht durch Herunterdrehen der Grafik in einem logischen Maße abnehmen. Wenige Soundeffekte haben manchmal Hänger, die aber meistens gar nicht auffallen. Ansonsten wissen Grafik und Sound zu begeistern und zu fesseln.

Alles in Allem muss ich sagen, dass Black Ops wieder einen Schritt in die richtige Richtung gegangen ist. Innovativ ist das Spiel zwar nicht, aber es merzt Fehler der Vorgänger aus und baut die Stärken weiter aus. Der Multiplayer ist weiterhin bzw. jetzt noch eher einer der besten im Egoshooter-Bereich. Jedem Call of Duty-Fan kann ich Black Ops nur ans Herz legen. Und jeder andere kann zumindest einen Blick wagen. Wer mit der Serie aber noch nie etwas anfangen konnte, wird das auch weiterhin nicht können.