Patrice – One

Alles klar, eines gleich vorweg: Patrice ist ja bekanntlich kein Rapper und “One“ demzufolge kein Hip Hop Album. Wer also intolerant oder nicht daran interessiert ist, Neues kennenzulernen und andere Genres zu erforschen, kann sich das Weiterlesen somit sparen. Alle anderen sind herzlich auf eine spirituelle Gratwanderung zwischen Reggae, Soul und ein klein wenig Hip Hop eingeladen.

Das, aus nur 13 Songs bestehende, “One“ ist seit dem 10. September erhältlich und auf jeden Fall mit dem Wort Konzeptalbum zu betiteln. Es gibt nicht einen Track der keine Message transportiert, sei es über die Familie, Freunde, Gefühle oder die Geschichte des 31-jährigen Reggae-Sängers. Das sollte allerdings niemanden so richtig überraschen, denn schließlich ist die Musik von Patrice schon immer eher für Dissidenten oder Traditionalisten, die sich auf das Ursprüngliche besinnen, da gewesen.

Und wahrhaftig, den Eindruck, dass man gerade an einer uralten, afrikanischen Zeremonie oder einer Dorffeier in den Wädern des Amazonas teilnimmt, drängt sich bei einem Song wie “Situation“ regelrecht auf. Trotz solcher gelegentlichen Ausflüge in fremde Kulturen überwiegt auf “One“ aber klassischer Reggae.

Die erste Singleauskopplung “Walking Alone“, ist ein von Geigen unterstütztes, sehr melodisches Stück, das die Gefühle des Sängers widerspiegelt und den Eindruck vermittelt, als sei er sehr von der Welt enttäuscht und teils isoliert. Diesem Song kann man durchaus eine Schlüsselposition auf “One“ zusprechen, wie sie “Soulstorm“ vor fünf Jahren für “Nile“ gewesen ist.

Man findet sich schnell in der leicht melancholischen Welt von Patrice zurecht und entwickelt rasch ein Verständnis dafür, was der Künstler einem überhaupt mitteilen möchte. Auf “New Day“ zum Beispiel, hat man das Gefühl, dass nach einer stürmischen, regnerischen, von Blitzen und Donner durchzogenen Nacht endlich die Sonne aufgeht. In der Tat scheint auch Patrice inhaltlich aus diesem Stück Kraft für bevorstehende Aufgaben zu schöpfen. “New Day“ ist zudem der Track, der am meisten an Hip Hop erinnert.

Auch wenn jeder Song seine eigene Identität hat und “One“ ein gutes Reggaealbum ist, hat man als Hip Hop Fan oft den Eindruck im sprichwörtlichen Wald zu stehen, wie es der aus Boxen gebaute Patricekopf auf dem Cover eindrucksvoll vormacht.

One“ fördert das Kopfkino, Bilder, die sich leider mit Floskeln am besten beschreiben lassen, entstehen vor dem geistigen Auge praktisch von selbst. Hatern, die an dieser Stelle musikalisches und konzeptionelles Unverständnis anprangern möchten, sei hiermit empfohlen, “One“ erneut zu hören, um vielleicht doch noch den Zustand von Reinheit und geistiger Erleuchtung zu erlangen.

Wer zu solchen spirituellen, höchst anspruchsvollen Leistungen nicht in der Lage sein sollte, muss eben wieder Hip Hop hören. I’m out, bitch!