Auch wenn es des Öfteren so wirkt als würde uns in der Redaktion ein Getränketest wesentlich leichter fallen, als eine Plattenbesprechung, so muss ich an dieser Stelle betonen: Dem ist nicht so!
Seit ungefähr drei Monaten stehen bei uns mehrere knallbunte Flaschen der Firma Alizé, die uns einen Probekarton ihrer sogenannten Urban Drinks zur Verfügung gestellt hat.
Die Urban Drinks im Einzelnen hören auf so klangvolle Namen wie Hypnotiq, Sizzurp, Bleu, Wild Passion, Red Passion und Rose. Wahrscheinlich gibt es auch noch ein paar andere, nach Blumen klingende Namen, der Hersteller möge uns allerdings verzeihen – wir kriegen sie nicht mehr alle richtig zusammen.
Alles in allem wollten wir das Ganze bei einem geselligen Abend im Redakteurskreis durchtesten, nur hat sich selbst zur Weihnachtszeit, die ja immerhin auch schon über zwei Monate her ist, keine passende Gelegenheit ergeben. Da traf es sich dann schließlich doch ganz gut, dass wir letzte Woche geschlossen auf das 50 Cent Konzert wollten – das war doch DIE Gelegenheit.
Da wir sowieso kein Interview bekommen hatten, konnten wir da auch guten Gewissens besoffen auftauchen und auch das Konzert an sich war jetzt nicht unbedingt so, dass man zwingend nüchtern hätte sein müssen. Insofern haben wir alles richtig gemacht.
Ebenfalls richtig war, dass wir uns an die Weisung des zuständigen Promoters gehalten haben und die Getränke eisgekühlt zu uns nahmen. Zu diesem Zweck wurde unser Praktikant nach draußen geschickt, um noch etwas vom noch reichlich herumliegenden Schnee in einen Mülleimer zu sammeln und die Flaschen bis zum Hals in den Schnee zu stecken, was nach dem Prinzip des Sektkübels immer noch die effizienteste und eleganteste Methode ist, Getränke kalt zu bekommen. Sehr viel schneller als das Eisfach. Wir Männer von Welt wissen eben bescheid.
Nachdem wir unser Tagwerk dann beendet hatten war es endlich soweit. Sizzurp, laut Flaschenaufdruck ein Getränk, bestehend aus "vodka, cognac and exotic juices“ oder wahlweise ein "purple punch liquor“ wird endlich angebrochen. 20% Vol. und eine Flüssigkeit in der Farbe von einem satten Tuschkastenlila.
Nun handelt es sich beim echten Sizzurp, dem Sizzurp, den der kleine Wayne immer trinkt, bekanntlich um eine Mixtur aus verschreibungspflichtigem Kodeinhaltigem Hustensaft plus irgendeinem Softdrink plus – für ganz ausgefuchste – noch ein paar Bonbons der Marke Jolly Rancher. Nun. Ich weiß nicht, wie diese Mischung schmeckt, aber ich weiß, dass das, was ich da im Glas hatte ungefähr so schmeckt, wie das wonach die eben beschriebene Mischung schmecken könnte. Mit anderen Worten. Wir waren erstmal baff.
Unbeholfene Erklärungsversuche wie "schmeckt nach Wermuth“ oder "schmeckt nach Kopfschmerzen“ lassen wir mal nicht gelten. Am ehesten trifft es der Ausruf "was ist denn das?“ begleitet von einem überrascht verzogenen Mund. Sehr überrascht verzogenen Mund.
Nach dem zweiten Gläschen Lila hat man dann auch schon ordentlich einen sitzen und unser Praktikant ist der Meinung, dass er schon mal vorsorglich "Die Atzen“ bei youtube ins
Suchfeld eingeben sollte. Guter Mann.
Das nächste Getränk nennt sich Hypnotiq und kommt in einem satten, also wirklich satten Türkis daher. Es sieht aus wie Gift und ehrlich gesagt schmeckt es auch so oder vielleicht doch nach Schweiß. Das Getränk hat auf jeden Fall eine sehr saure Note, was auch daran liegen könnte, dass es einen "Refreshing Blend of Natural Exotic Fruit Juices, Premium Vodka and a Touch of Cognac“ beinhaltet, was man bei der Farbe einfach nicht wirklich glauben will.
Böse Worte wie "schmeckt so ein bisschen verlogen“ oder "das hat so was Perverses“ fliegen durch den Raum. Mit 17% Vol. ist das Getränk definitiv leichter als der gute alte Sizzurp, den wir jetzt schon ein bisschen vermissen. Oder ein Glas Wasser. Egal. Hauptsache, wir hätten was anderes im Glas. Hypnotiq ist definitiv ein Reinfall. Wir überspringen die Atzen und wechseln gleich zu Bass Sultan Hengzt feat. Frauenarzt "Ich sauf mich zu“.
Der nächste Drink nennt sich Gold Passion und wir schenken ein. Noch haben aber nicht alle ihr Hypnotisches Abenteuer beendet, sprich einige haben echte Probleme, zu finishen. Das zieht sich. Unser Praktikant macht es richtig. Er ext, damit das Zeug weg ist, um sich danach dem Pfirsichnektar mit sehr viel Alkohol zu widmen.
Leider finde ich die Flasche nicht mehr und so kann ich nicht wirklich sagen, ob sich da auch tatsächlich "a natural blend of peach“ im Gold Passion befunden hat und auch meine Aufzeichnungen werden an dieser Stelle sehr, sehr undeutlich.
Ich weiß nur noch, dass ich mich die ganze Zeit gefragt habe, ob noch jemand was zu kiffen hat und auf youtube lief Sido und Harris: "Gib mir die Flasche“.
Wild Passion und Red Passion fassen wir an dieser Stelle mal zusammen. Irgendwas mit Passionsfrucht, viel Zucker und viel Alkohol. Meine Handschrift kann ich zu diesem Zeitpunkt beim besten Willen nicht mehr entziffern. Wir hören noch mal "Disco Pogo“ und machen uns fertig, um auf das Konzert zu… äh gehen.
Das Konzert war super. Leider ein bisschen kurz, aber ich glaube wir kamen auch ein bisschen zu spät. Irgendwann war ich dann auch zu hause.
Der nächste Morgen:
Ganz schlimm. Wirklich ganz schlimm. So schlimm wie noch nie. Richtige Katastrophe. Gegen 14 Uhr geht es mir wieder besser.
Zur Ehrenrettung der Alizé Drinks möchte ich allerdings gestehen, dass ich nach dem offiziellen Test-Teil noch vier Bier und 3 Wodka getrunken habe, was definitiv nicht angeraten war.
Sollte man vielleicht draufschreiben auf die Flaschen: don’t mix with other drinks, cause our drinks are so natural. Naja. Genau so natural wie Wunderbäume nach echten Wäldern riechen.