Tanzbar und clubbig geht es dann auch schon los, "Hitparade“ heißt das erste Lied, und der Beat ist tatsächlich irgendwie poppig-tanzbar, aber im positiven Sinne. Der Text ist nicht so interessant, da geht es darum, dass She MC weiß, was Deutschland braucht. Aber der Beat ist gut, auch so das Gitarren-Gezausel am Ende.
Bei "Ohne Penis“ mit Featurebeitrag von Avista wird es dann alles irgendwie irritierend traurig und hoffnungslos. Da geht es darum, dass die She schon 31 ist und nichts so richtig klappt. Pech mit die Männers, kein Business-Erfolg. Irgendwie macht einen das Lied sehr traurig, weil She einem da Leid tut. Das arme Ding.
Dann wieder Egoboost. Bei "Ich bin She“ geht es dann darum, dass She sehr erfolgreich ist und "voll sexy“ tanzt. Das ist alles noch irritierender, das erinnert einen an die Beschreibungen von Manisch-Depressiven: "Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt!“ Ah, dann die Auflösung, Weckerklingeln, "Mama, du musst aufwachen!“. Hmm.
Achja, She MC ist auch Arbeiter-Klasse, übrigens. Auch ohne Feather Cut. Deshalb hat sie ein Lied namens "Moderne Sklaven“. Da geht es um Arbeit und darüber, eine allein erziehende Mutter zu sein. Irgendwie ist das ganz nett, weil es sehr authentisch rüberkommt, aber ich würde dann doch gerne wissen, welchen Job She MC ausübt. Der Sänger auf dem Track, Maxim Noise, nervt aber, weil er sich, im Gegensatz zu She, zu sehr mit Allgemeinplätzen begnügt: "Wir haben nicht mehr zu sagen, als Moderne Sklaven, Es ist Zeit, für die Freiheit Alarm zu schlagen!"
Dieser Track gehört trotzdem zu den besten Tracks des Albums, weil er angenehm wütend und kraftvoll rübergebracht wird.
Auf "Zeit der Wölfe“ wird dann eine Story getellt, weil ihr Sohn sonst nicht schlafen geht. Da wird dann mit so Fantasy-Metaphern die Rap-Industrie beschrieben, "Eiserne Ritter“, "Huren und Hexen“ und "Dunkle Mächte“. Auf der einen Seite ist diese aufopferungsvolle Mutter-Kind Verhältnis rührend und gut, auf der anderen Seite ist dieses "Fantasy-Metaphern-auf-die-Rapwelt-beziehen"-Idee seit Prinz Pi nicht mehr so interessant.
Und dann kommt noch der obligatorische Sex-Track namens "Fass mich an“. Da geht es darum, dass She MC gerne angefasst werden möchte. Von einem nicht näher beschriebenen Sex-Hengst, dessen einziges Detail ist, dass er kein Sixpack hat. Aber das macht nichts, "Ich kann ihn eh’ nicht sehen, wenn du mich von hinten fickst“. Und so laszive Stimmen bei Sex-Tracks, das nervt.
Auch hier bleibt alles irgendwie seltsam schemenhaft, auch wenn es teilweise schon recht zünftig zur Sache geht. Man wird nur das Gefühl nicht los, dass hier sehr routiniert alle relevanten Themen abgeklappert werden.
Leider ist She MC auch keine wahnsinnig talentierte Rapperin, so dass selbst interessante Themen eintönig und standard-mäßig abgehandelt werden. Das ist wiederum ärgerlich, weil She MC irgendwie total sympathisch ist. Die Stimme macht, außer auf dem Sextrack, Spaß, und das Engagement, dass hinter der Platte steckt ist ebenfalls lobenswert.
Leider ist die Platte selbst halt nicht so ganz das große Kino.