Snoop Dogg – Malice ‚N Wonderland

Da ist es also, das elfte Album von Calvin Broadus, besser bekannt als Snoop Dogg. Einen weiten Weg ist er gegangen, von den G-Funk-Hymnen auf "Doggy Style“ bis hin zur ironischen Selbst-Demontage auf "Ego Trippin‘“.
Sein neues Album "Malice ‚N Wonderland“ sollte etwas für die Ladies sein, denen er "zu wenig Respekt“ entgegen gebracht habe. Zumindest das Intro erweist sich als familiengerecht, Snoops Sohn Chuck wünscht sich das Lied, dass er und seine Freunde so feiern. Hach, das ist schön. Und dann macht es Bang, denn "I Wanna Rock“, so der Name des zweiten Tracks, gefällt von Anfang an. Synthie-Einsatz, drückende Bässe, ein Chorus, das kann schief gehen, hier erfüllt es aber seinen Zweck. Dazu kommt Snoops höchst entspannte Stimme, die zwar keine üppigen Conscious-Weisheiten verbreitet, aber in ihrer kaltblütigen Abgehangenheit immer wieder Freude macht.

"Long Beach with me, the city and the turf chump/ Get turf stomped, fuckin with the turf punk I’m geeked up, I’m on my tip hoe/ Turn it up bee-itch, what you here foe?“

Soviel zum Thema "Familienfreundlichkeit“. Auch das dritte Lied, "2 Minutes“, gibt einem das trügerische Gefühl, es hier mit einem echt guten Snoop-Album zu tun zu haben. Es ist immer wieder die Stimme des rappenden Faultiers, die die Lieder so interessant macht. Der Beat ist minimalistisch gehalten, eine Snoop Dogg-typische "Westcoast-Rider-Gangsta“-Geschichte wird gerappt, aber zusammen mit dieser Stimme entfaltet sich da einfach ein hypnotischer Reiz. Und dann geht’s bergab.

Auf "1800“ wird Snoop von einem äußert gut gelaunten Lil‘ Jon auf einem äußert nervigen Beat begleitet, Lil‘ Jon kommt seiner Natur nach und brüllt und brüllt und brüllt. Mehr gibt es leider über den Track nicht zu sagen, das ist so richtig Kirmesmusik.

Auch wenn es dann langsam in Richtung "Songs für die Damenwelt“ geht, bessert sich nichts. "Different Languages ft. Jazmine Languages“ kommt mit schmierigen Schwerenöter-Fantasien daher, und der Beat ist mit dermaßen hochfrequentierten Samples zugepackt, das könnte auch als "Nerv deine Mitmenschen“-Gimmick im Jamba-Monatsabo verhökert werden.

Und dann geht es echt alles Schlag auf Schlag. Auf "Pronto“ ist der tapfere Soldatenjunge gefeaturet, ein bisschen ist der Trashfaktor des jungen Mannes ja sympathisch, aber so eine Autotune-Hook, ach nein, das muss nicht sein.

Zwischendurch dann Lichtblicke. Auf "That’s Tha Homies“ läuft der Doggfather dann doch wieder zu Hochformen auf. Klassische Beschreibung von Frauen, die geneigt sind, ihrem Homie Snoop Dogg Sushi zu zubereiten oder was auch immer. Der Beat ist nervös und krachend, hört sich zwar ein bisschen nach "Hustlin“ vom rappenden Walross Rick Ross an, aber das kann man verzeihen.

Ui, zweiter Lichtblick nach langer Durstrecke. Auf "Upside Down“, auf dem das Hype-Wunderkind Nipsey Hu$$le gefeatured wird, gibt es wieder gewohnte Snoop Dogg-Kost auf einem Beat, zu dem auch deine local Musikshowband zu tanzen würde. Minimalistisch, aber gut, weil eingängig und unterhaltsam.

Und dann das R.Kelly-Feature. Der Beat ist schön, auch wenn das künstliche Vinyl-Rauschen nervt, doch Snoops Überheblichkeit macht Spaß. Aber Mann, R. Kelly, hör doch bitte einfach auf! Halb ge-autotunte  Hook über "Bottles Poppin“ und "I’ve got the Money“, was bei Snoop Dogg irgendwie cool ist, ist bei R.Kelly einfach ekelhaft, da kann man nichts ändern.

Da die meisten Feature-Gäste eher nerven, freut man sich um so mehr über Pharrell, der es schon mal schaffte, aus einem simplen Snoop-Lied einer Superhit zu machen. Der schöne Mann mit der Zweithaut singt zwar auch, aber in dieser angenehmen Stimme, die so R’n’B-Mädchen in Ekstase treibt. Außerdem hat er keine 14-Jährigen angepinkelt, das bringt Pluspunkte. Auf "Special“ berappen oder besingen die beiden (und Brandy auch, aber naja, die hätte man weglassen können) ihr Special Girl. Ein bisschen interessant ist dann ja immer, wie es Rapper immer wieder schaffen, ein "Special Girl“ zu (er)finden, das zwar irgendwie mit den gleichen Attributen wie die "Bitches“ ausgestattet ist, aber dann doch irgendetwas hat, was sie "Special“ macht. Müsste man mal nachfragen.

Das Gute und gleichzeitig Schlechte an Snoop Dogg ist, dass er so wahnsinnig massenkompatibel ist. Das ermöglicht ihm natürlich eine große, potentielle Käuferschaft und sorgt dafür, dass man immer irgendeinen gemeinsamen Nenner bei unangenehmen Small-Talk-Situationen findet, denn jeder mag Snoop Dogg. Andererseits ist das Album dadurch so durchwachsen mit Müll-Liedern, die den guten Teil des Albums (den es gibt!) in Diskredit bringt. Da heisst es dann skippen, skippen, skippen. Aber für einen Musiker, der bald 20 Jahre in dem ist, was man gemeinhin als Game bezeichnet, ist das immer noch ganz gut! Fo‘ Rizzle!