Letzterer beginnt dann auch den ersten Track "Legalizer", und schon zeigt sich ein Schwachpunkt des Albums. Während der Beat durch Cuts und Samples besticht, ist der Rapper Markus Lokus eher ein bisschen unangenehm. Denn Markus aus Bremerhaven-Lehe, der 1984 mit Breakdance anfing, ist ein bisschen aus der Zeit gefallen. Klar, auf einem Album, dass sich dem Golden Age verschrieben hat, da erwartet man keine Doubletime-Rasereien oder sowas, aber Reime wie "Wir lieben was wir tun/ und leben diesen Scheiß/ Das Lehrgeld war hoch/ Doch wir zahlen diesen Preis“ oder "Ich sage "Prost“ zu allen die uns feiern/ von der Nordsee bis nach Bayern“ sind einfach nur langweilig und dieses ganze "Wir rocken den Scheiß“-Vokabular ist nicht nostalgisch oder zeugt vom Besinnen alter HipHop-Werte, das ist reiner Rap-Revisionismus, als hätte es nie Battle-Rap aus Berlin gegeben, als würde ein Kollegah nicht existieren, als hätte ein sido seinen Erfolg nicht verdient. Das ist scheiße.
Etwas besser wird es dann mit "Its All HipHop“, mit Seekzmonster aus Kanada, der wahrscheinlich dasselbe wie Markus Lokus rappt, aber mit einer angenehmen R.A. the Rugged Man-Stimme und auf Englisch. Da versteht man das nicht so gut, dann ist es halbwegs okay.
Rasco liefert auf "Da Limit“ auch eher solide Kost ab, schlecht ist das nicht, aber vom Hocker haut es einen auch nicht. Vielleicht geht mir ein bisschen der Sinn für die alte Schule ab, aber das ist einfach nicht besonders aufregend.
Der beste Track des Albums wird dann auch schon beim vierten Track "Tagesform“ erreicht, auf dem Stef der Crashtest, Noy Riches, der Retrogott und Sylabil Spill ihr Können zeigen. Die ersten beiden Rapper sind nun auch nicht wirklich supergeil, ab dem Part von Retrogott geht dann ein bisschen die Sonne auf, der Beat macht Spaß und besticht durch ein quiekendes Sample. Sylabill Spill, nie ein Freund von besonderer Smoothness, prügelt auf den Takt ein wie ein junger Busta Rhymes. So schön kann ein Anachronismus sein.
Die Hamburger Crew Schlechta Umgang, auch schon seit Ewigkeiten dabei, schlägt dann leider wieder in die Richtung von Markus Lokus. Das ist alles sehr solide und sehr nicht lustig und nicht cool. Soll es wahrscheinlich auch gar nicht sein, aber so angestrengtes "Hey, scheißblöder Gangsta-Rap“-Gerappe wie auf "Was Ist Das?“, das ist es nicht. Nein, nein, nein.
Mit El da Sensei geht es dann wieder ein gutes Stück nach vorne, auf einem richtig schönen Beat macht der Brick City-Repräsentant seine Vorgänger wett. Das ist alles sehr beschwingt und gut gelaunt, ob das jetzt Musik für jeden Tag ist, bleibt zu bezweifeln. Aber das ist schon gut.
Eloquent und Delicious fordern ihren Respekt ein und wollen nicht, das sich alles nur um Nutten und Champagner dreht. Ach?! Interessant ist dabei, dass die beiden Sachen sagen wie,"Rap ist Musik für das Volk“ oder "Rap muss dreckig bleiben wie nicht geputzte Zähne (Ächz!)“, aber rappen dann dermaßen elitär und besserwisserisch, dass sich "das Volk“ sicher nicht davon angesprochen fühlen wird. Nix.
Der beste Beat findet sich dann auf dem neunten Track, "Realism“, über dem ein gewisser M-Tri rappt. Rapper ist nicht so wahnsinnig interessant, Beat dafür um so mehr. Gut gemacht.
Alles in allem ist das 14 Tracks starke Album eher für fanatische Golden Age’ler empfehlenswert. Zwar ist der ein oder andere Track ganz gut, alles in allem langweilt das aber. Pluspunkte gibt es für die Idee, deutsche Rapper mit Ami-Acts zusammen auf eine CD zu bringen, Abzüge für die wahnsinnige Tristesse, die sich über weite Strecken einschleicht. Auch ich finde seelenlose Technik-Gewitter wahnsinnig ermüdend, noch ermüdender wird es dann aber, wenn die Rapper seelenlos und nicht besonders gut sind. Hier scheitert eine gute Idee letztendlich an den Featuregästen, die in einer längst vergangenen Zeit leben. Und das ist schade.