Tech N9ne – K.O.D.

Wir schreiben das Jahr 2009. Die Musikindustrie und ihre Künstler lamentieren über den Einbruch von Verkaufszahlen und heulen angesichts des bevorstehenden Zusammenbruchs der gesamten Branche groß auf. Viele sind so frustriert, dass sie nicht selten mit einem Rückzug aus dem Game "drohen". Andere wiederum machen einfach weiter und konzentrieren sich auf das, was ihre eigentliche Aufgabe sein sollte… gute Musik zu produzieren!

Während so mancher selbsternannte Baus, King, oder Don angesichts der fehlenden Aussicht auf finanzielle Erfolge sein Feuer auf Sparflamme hält, besticht besonders ein MC durch konstant hochqualitativen Output. Kaum ein anderer Rapper versprüht eine so große Freude am Rappen wie Tech N9ne aus Kansas-City. Neue Flows werden erfunden, neue Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt, neue Stimmlagen ausprobiert, hoch-emotionale Momente erschaffen…, kurz, hier beweist jemand, was es heißt, ein wahrer MC zu sein!  Vorläufiger Höhepunkt seiner nie enden wollenden Entwicklung stellte kürzlich der erste RnB-Part auf dem aktuellen Album seines Kumpanen Krizz Kaliko dar, eine fast schon freche Demonstration seiner unglaublichen Fähigkeiten!
 
Nach dem Doppelalbum "Killer" und dem Collabo-Projekt "Sickology 101", nun also das bereits 3. Album innerhalb der letzten 18 Monate. Und, welch Wunder, es handelt sich wieder um ein Feuerwerk! Der König der Finsternis sitzt auf seinem Thron und zeigt auf den Hammer, der da bedrohlich an der Wand seines Verließes baumelt. Neben der zu erwartenden Perfektion in Sachen Technik und Styles, schafft er es wieder zu überraschen.

Auf "Blackened The Sun" mit einer herrlichen Kombination aus halb gesungenen und geschrieenen Passagen. Auf "Pinocchio" mit an Namensvetter Mikah von der Freestyle Fellowship erinnernden Kopfstimmen-Flows. "Leave Me Alone" , einer der größten Songs des Jahres, fährt eine Ohrwurm-Gänsehaut-Hook auf, die einem die Tränen in die Augen treibt. Alleine durch die Straßen ziehen, den Volume-Regler auf Anschlag und los geht’s! Du und Tek gegen die ganze Welt!  Ein altes, wohliges, fast in Vergessenheit geratenes, unverfälschtes Hip Hop-Feeling, ein Gefühl, das mir seit langer Zeit kein anderer Musiker mehr vermitteln konnte.

Auf dem Titeltrack "K.O.D." wird die Spannung zur Hook durch das Arrangement so geschickt aufgebaut, dass man es sich nicht verkneifen kann, wieder und wieder die Repeat-Taste zu bedienen. Jeder Track weißt die für Tekanina so typischen speziellen Passagen auf, die einfach alle seine Parts einzigartig und unverwechselbar machen.
Wie er es immer wieder schafft, sich dabei kaum zu wiederholen, muss selbst dem größten Hater Respekt einflößen.

Leider kann bei diesem Gewitter natürlich nicht jeder seiner wieder recht zahlreichen Feature-Gäste mithalten, was unweigerlich zu der ein oder anderen Länge führt. Auch ist nicht jeder der 17 Beats ein Brett, was aber meist durch einen Killer-Part seitens des Meisters ausgebügelt wird. Tech N9ne, der noch immer von vielen ignorierte "Clown mit der roten Nase", hin und her- gerissen zwischen den dunklen und hellen Seiten seiner Persönlichkeit, ist der aktuell beste Studio-MC der Welt. Vielleicht gibt es den ein oder anderen Freestyle-Rapper, der Tek auf der Bühne das Leben schwer machen könnte, doch wenn es darum geht, einen Beat zu picken, in die Booth zu spazieren, das Mic zu nehmen und es zu zerstören, ist er das Non Plus Ultra. 

"Show Me A God!
", fordert er auf dem Opener, … Einfach mal in den Spiegel schauen, mein Guter!