Rakim – The Seventh Seal

Wie oft kommt es vor, dass ihr einfach einen furchtbar langen und anstrengenden Tag habt, sei es, weil ihr im Büro eine extra Schicht eingelegt habt, eine Klausur nicht gut lief oder es einfach nur bereits Mitternacht ist und die Müdigkeit so weit voran geschritten, dass ihr schon gar nicht mehr einschlafen könnt??? Und wie oft habt ihr genau in so einem Moment Bock auf etwas, das Freude bringt? Eine Pizza oder ein gutes Stück Musik, zum Beispiel.

Komisch nur, dass man gerade dann,  irgendwie immer zur falschen CD greift und nur noch mehr in den schlechte Laune Modus absinkt.
Ich kann euch an dieser Stelle trösten, denn mit dem neuen Album von Rakim, kann euch das nicht passieren!

The Seventh Seal“ heißt das gute Stück und 14 Tracks sind drauf, die einfach runter gehen wie Öl. Inhaltlich und Soundtechnisch gesehen beinhaltet das Album alles, was das Herz an trüben Tagen begehrt. Neben Themen wie Liebe oder Religion stehen vor allem die Musik und die Hip Hop Kultur im Vordergrund. Die Beats sind alles andere als eintönig und tragen die Texte und Flows, wie das Meer die Yacht. Unter den talentierten  Produzenten sind unter anderem Needlz, Jake One, Nick Wiz oder Ty Fiffe vertreten. Allesamt also fähige Leute von den Straßen New Yorks. Unterstützung für die Hooks holt sich Rakim hauptsächlich von Tracey Horton aber auch Samuel Christian oder seiner eigenen Tochter, Destiny Griffin.

Bereits für den ersten Track, mit dem Titel “How to Emcee“, ist das Album sein Geld wert. Rakim richtet sich an seine Rapkollegen und gibt ihnen die Erlaubnis, ihn weiterhin auf dem Schirm zu behalten, indem er erklärt: “Rap ist the apocalypse, you just keep your eyes on me, I`ll show you how to emcee”. Auch in “Walk the Streets“ macht er deutlich, dass niemand mit ihm mithalten kann. Darin ist er “ the man with the masterplan“ und erobert die Welt ”From New York to Puerto Rico, California to Rio / Hit the streets like a kilo but I`m legal”. Nach ”Documentary of a Gangsta” distanziert er sich thematisch nach und nach vom Thug Life und widmet sich den Bereichen Religion und Liebe.

Gefühlvoll und belehrend zeigt sich Rakim in den Tracks “Man Above“, “You and I“ und “Won`t be Long“. Aber er ist mit seinen Belehrungen und Liebeserklärungen  in keiner Weise penetrant oder etwa kitschig. Er ist eher dankbar für alles, wenn er im sehr religiösen "Man Above" sagt “I`m still breathing so I guess it`s just a sign/ What is the meaning and the massage in the lines/ Some things happen for a reason/ like a blessing in the sky”.

In “Holy are You”, das die erste Singleauskopplung des Albums ist, wendet er sich nicht an den Schöpfer der Menschheit, wie der Titel vermuten lassen könnte. Viel mehr ehrt er den Gott in sich selbst und erklärt, warum er der God MC ist: “Why they call me the God MC, the lyricist/ The world wonder, I`m still standing like the pyramids”. Am Ende des Traks verrät er dem  Zuhörer noch mal nebenbei: ”Rakim Allah`s bout to reveal the biggest secret of time/ Men are God”.

Nachdem er also das große Geheimnis der Menschheit verraten hat, lässt er uns mit "Satisfaction Guaranteed" feiern und wenn er darin sagt: "I sell quicker than weed, I got what you all need" glaubt man ihm jedes Wort.

In "Working for you" richtet er sich an seine Leute, seine Familie, seine Freunde und seine Fans und zeigt, dass es Wichtigeres gibt, als Fame. "I get my shit together/ Start living out of the corner/ Give the majority the priority in order/ to find a way to get out of the slums/ so we can role through the neighbourhood without the guns".
Auch mit "Message in the Song", in dem auch seine Tochter vertreten ist, wendet er sich als Ratgeber an den Zuhörer. Diesmal gibt The God MC jedoch fast bescheiden zu: "I can`t save the world/ But I can show them how to save themselves from the/ Evel things that evel do".

Mit "Put it all to Music" und "Still in Love" zeigt er erneut Respekt für die Hip Hop  Kultur und hebt Musik auf den Thron, auf den sie gehört. Denn was wäre das Leben  ohne diese wunderbaren Töne und Worte, die uns allen immer wieder Trost schenken.

"Psychic Love" widmet er der zweiten wichtigsten Nebensache des Lebens, wobei er aber nicht im eringsten obszön wird, wenn er von seinen sexuellen Vorlieben erzählt, eher zeigt er hier seine Hochachtung gegenüber der Frauenwelt und mit "Dedicated", in dem er den Hit "Don`t speak" von No Doubt sampled, schließt er das Album sehr nachdenklich und introvertiert ab.

Was soll ich da noch große Reden schwingen… Ein großartiger Künstler und ein großartiges Album, auf das ein echter Rap Fan nicht verzichten kann. Jeder Song ist auf ganz eigene Art speziell und doch ergeben die 14 Tracks ein stimmiges Ganzes.

Verzichtet auf die Pizza. Spart auf das Album, denn es ist definitiv jeden Cent wert!