Nun will man gerne glauben, dass 50 Cent heutzutage weniger Musik macht, weil ihn ein inneres Bedürfnis dazu treibt, sondern eher, weil seine Marktforschungsabteilung ihm dieses wieder mal in Auftrag gegeben hat. Und so entstand wohl auch dieses Album.
Nun war es bei mir immer so, dass ich 50 dann am liebsten mochte, wenn er sich in diesem psychopathischen Singsang durch die Strophen hangelte wie bei "Many Man“. Das ist der Moment, wenn in Mafiafilmen der Killer anfängt vor seinem gefesselten Opfer zu tanzen, zu lachen und ihm übers Gesicht zu streicheln. Das ist der Moment, wenn der Pate anfängt zu flüstern und man weiß: "Ok. Das war’s. Ich bin am Arsch."
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Diesen Fifty fand ich beeindruckend, weil er sich von den ganzen anderen, harten Rappern abgesetzt hat und mit dieser gedrückten Psychostimme, die er durch seinen zerschossenen Kiefer gepresst hat, wirkliche Härte verkörpern konnte. Ein Typ, der trotz neun Einschusslöchern im homosexuell durchgestylten Pumperbody noch die Fähigkeit hatte, so locker und fluffig auf einen Beat zu rappen, der musste hart sein. Irgendwie.
"Before I Self Destruct" ist das genaue Gegenteil davon. Nichts mehr übrig von dieser Art von beängstigender Lockerheit, dafür vollgestopft mit harten Ankündigungen, Geschichten, Ansagen, harten Rhymes, harten, stampfenden Beats, schmutzigen Straßendealervergleichen und der Betonung, dass es "gritty und grimy" ist.
Doch wie so oft, da wo "gritty und grimy" übergroß auf der Packung steht, ist halt selten "gritty und grimy" drin.
Mag sein, dass 50 Cent mit Härte meint, dass er auf Totalausfälle wir "Candyshop – let you lick my Lollipop – got the magic stick – I’m the Lovedoctor“ (hahahahahahaha) verzichtet. Das kann sein, aber Sinn macht das ganze trotzdem nicht. Genauso wenig, wie das "Crimewave“-Video, das als erste Videosingle ausgekoppelt wurde und in dem man zusehen durfte, wie 50 Cent zusammen mit einem Kollegen einen anderen Gee zusammen schlägt. Der Golfschläger tut dann sein übriges. Entschuldigen sie bitte, das ist nicht hart. Das ist asozial.
Wenn 50 Cent heute darüber rappt, dass er das Kokain streckt, seinen Homies das Geld und seinen Feinden den Tod bringt oder dass SIE (wer auch immer) die Bad Boys liebt, dann ist es eben der Geschäftsmann Curtis Jackson, der die Rolle eines längst vergessenen Lebens zur Aufführung bringt. Eine Rolle, die der Schauspieler Curtis Jackson in Person von 50 Cent verzweifelt zum Leben erwecken will, mit allerlei düsterem Bombast.
Funktioniert aber nicht mehr, schlicht und einfach aus dem Grund, weil es vorbei ist. Man hat den Film schon mal gesehen. Man war begeistert von Teil 1. Jede Fortsetzung ist aber eben nur noch eine Fortsetzung desselben alten Plots und Teil 4 ist nur noch ein müder Abklatsch.
Dabei wäre das Rezept doch so einfach. Auf seiner Homepage exerziert es der Mann aus Queens doch vor. Fat Joe Verarsche. Rick Ross Gedisse. Als einer der wenigen legt sich Fifty mit Jay Z an. Alles immer mit diesem stupiden Lächeln und mit so einer Kleine-Jungen-Frechheit. Verrückte Ideen und immer auch ein bisschen lustig. Dabei stets bereit, das Lächeln einfrieren zu lassen und zum Stein zu erstarren. Das hat doch was. Das Ganze dann mit ein paar Insiderstorys aus dem Hochfinanz-Dschungel, in dem sich Jackson zur Zeit rumtreibt, garnieren und fertig wäre das ultraharte, mit wirklich harten Ansagen gespickte neue 50 Cent Album.
ABER ich will dem Album nicht unrecht tun. Kann ja sein, dass sich beim wirklich oftmaligen Durchhören der eine oder andere hypnotische Ohrwurm entwickelt.
Richtig heraus sticht allerdings nur Track fünf: "Psycho“. Noch bevor ich wusste, dass Eminem hierbei gefeatured wird, dachte ich: "Guter Beat. Guter Flow. Klingt interessant".
Dass der Beat dann auch noch der einzige Dr. Dre Beat auf dem Album ist. Nun ja… das spricht dann doch für sich und vielleicht sollte die eine oder andere Querverbindung von diesem Umstand zur Qualität des Albums gezogen werden. Möglich wär’s.
Und so sind wir also alle mal gespannt, was nach der "Self-Destruction" kommt. Gerüchtweise soll 50 dann ja auch was ganz, ganz anderes planen. Mit neuem Namen und so.
Besser als das hier, wird es allemal. Wir freuen uns.