Tom Clancy´s Hawx – Ab ins Cockpit

Richtig, ich habe ein Motivationsproblem, bis ich ein Zeitproblem habe. Was für mich sonst nur für das Lernen auf Klausuren galt, zeigte sich verblüffenderweise auch bei diesem Spiel. Allein die Tatsache, dass ich diese Review fertig stellen musste,  hat mich letztlich dazu bewegt, das Spiel komplett durchzuspielen. Als das Ende dann tatsächlich erreicht war, hab ich es nicht einmal mitbekommen. Es ist zwar nicht das erste Mal, dass der erste Eindruck etwas daneben liegt, aber nach der prächtigen und spaßigen Demoversion erhoffte ich mir weit mehr.
 
Ihr schlüpft in die Rolle eines begnadeten Kampfpiloten, der meist im Dreierteam Einsätze fliegt. Zunächst verrichtet ihr eure Dienste im Namen der US Airforce, werdet aber bald von einer privaten Militärfirma (ARTEMIS) abgeworben, die mit modernstem Kriegsgerät und viel Geld lockt. Dass ARTEMIS böse Absichten hat, stellt sich relativ bald im Spielgeschehen heraus. So seid ihr schneller wieder bei der US Airforce, als dass man bei rapidshare einen free-download bekommt. Und der Gegner ist dann, wie sollte es anders sein, ARTEMIS mit ihren "Assen“.
 

H.A.W.X. überzeugt vor allem durch die prachtvolle Grafik und die enorme Weitsicht sowie die unfassbar großen Karten. Es dauert keine 5 Sekunden, da heult der Grafikkartenkühler deutlich auf, weil das Geschehen so komplex darzustellen ist. Von oben sieht die Welt absolut realistisch aus, nicht zuletzt Dank der satellitengestützten Darstellung des Bodens. Bei näherem Hinschauen wird’s jedoch matschig und platt. Da nützen auch die zum Teil fies platzierten Berge und Häuser nichts. Die Flugzeuge und die anderen Kampfeinheiten sehen hingegen toll aus. Die Explosionen hätten aber durchaus eindrucksvoller ausfallen können. Sie wirken wie aus Bomberman gestohlen und etwas aufgepumpt.
 

Bei der Steuerung scheiden sich die Geister: Im normalen Modus ist es nicht möglich, die sogenannten "Asse“, die Eliteeinheiten von ARTEMIS, zu erwischen. Dafür schmiert man aber auch nie ab und liegt so sicher in der Luft wie Hui Buh. Im OFF-Modus hingegen sind krasse (an den Redakteur: krass ist ein altdeutsches Wort und darf hier durchaus stehen) Flugmanöver möglich, aber man verliert schnell die Übersicht. Außerdem kann man potentiell abstürzen, was aber eigentlich nie passiert, weil man schnell die Kontrolle nach einem Strömungsabriss wiedererlangt. In der Demo hat die OFF-Steuerung wesentlich besser funktioniert, als im fertigen Spiel. Aber das ist sicherlich Ermessenssache. Wer ein realistisches Fluggefühl sucht, ist hier falsch! Jedoch unterscheiden sich die Flugzeuge in ihren Flugeigenschaften recht deutlich. Nur ein echtes Geschwindigkeitsgefühl kommt nicht wirklich auf.

 

 
Größtes Problem bei H.A.W.X. ist aber die Routine, die sich sehr bald einstellt. Klar, man will die bösen Buben besiegen und ein paar spektakuläre Flugzeuge freischalten. Aber die Missionen sind einerlei. "Zerstören Sie alle Einheiten“, "Erlangen Sie Luftherrschaft“ (=“Zerstören Sie alle Einheiten“) oder "Beschützen Sie unsere Einheiten 10 Minuten lang“ (=“Zerstören Sie alle Einheiten für 10 Minuten“). Man hat schnell alles gesehen und die Waffensysteme erschweren das Abschießen nun wirklich nicht. Da kann ich mit einer auf Luft-Boden-Angriffe spezialisierten, langsamen Maschine gleich 4 Jäger mit einem Druck auf die Leertaste abschießen, ohne dass ich auch nur irgendein Manöver hätte machen müssen. Generell ist der größte Feind nicht ARTEMIS, sondern die Zeitvorgabe. Beim Spielen des Spiels auf allen drei Schwierigkeitsgraden wurde ich nur einmal abgeschossen. Die Zeitvorgabe habe ich indes bestimmt 20 Mal nicht eingehalten. Fair ist, dass mit Erreichen bestimmter Checkpoints nicht die gesamte Mission von vorne gespielt werden muss, sollte man sterben, sofern das Spiel zwischenzeitig nicht komplett beendet wird.
Mit jeder Mission werden Erfahrungspunkte gesammelt, die Levelaufstiege (Ränge), neue Flugzeuge und neue Waffensysteme freischalten. Das Spiel gibt euch für jede Mission eine Empfehlung ab, welches Flugzeug ihr nehmen sollt, mit welcher Ausstattung. Die ist auch meistens sehr sinnig. Nicht so sehr die Kommentare eurer Teammitglieder. Insgesamt ist der Sound nur mittelprächtig und hätte mehr Bums vertragen können.
 
Ich will das Ende des Spiels nicht vorweg nehmen, aber ich befürchte, dass die meisten das nicht mitbekämen, würde ich es hier nicht wenigstens ansatzweise beschreiben. Nach einem minutenlangen Canyonflug, bei dem ihr eine bestimmte Höhe nicht überschreiten dürft, stellen sich euch wenige, hoffnungslos unterlegene Gegner in den Weg. Kein Vergleich zu den vorigen Missionen. Plötzlich ist die Höhenvorgabe weg und ihr könnte ganz gemütlich ein Haus abschießen, in dem der Kopf von ARTEMIS war. Ende. Und das war’s dann. Noch ein paar nette Kommentare von einem General und zurück geht’s ins Menü. Nach geschätzten 7 Stunden Spielzeit.

Es ist schade, dass ich diesem Spiel, von dem ich wirklich viel erhofft hatte, nur eine mittelprächtige Leistung attestieren kann. Grafik und das Gefühl schier übermenschlicher Luftherrschaft kommen zwar nicht zu kurz, dafür aber Motivation und Tiefe. Einsteigerfreundlich dank gutmütiger Waffensysteme, aber für Profis wohl eher nichts. Genau das Richtige für einen schnellen Kampf zwischendurch! Länger halte ich den lauten Lüfter meiner GTX280 sowieso nicht aus. Und selbst die ist zum Teil überfordert…