Inhaltlich konzentrieren sich die 19 Anspielstationen auf die Selbstilisierung des rappenden Protagonisten als Versager. Einen groben Überblick über die Ursachen dieses Daseins bietet der Track "Frag mich wofür", auf dem der Rapper mit "suboptimalem Suchtpotential" die Sinnfrage stellt, deren fehlende Beantwortung schließlich zur Prokrastination führt. Hinzu kommen unglückliche Liebesgeschichten ("Malinkaya" & "Fort von mir") und leicht wehmütige Erinnerungen an eine von Liebe geprägte Kindheit auf "Als wäre es gestern" ("Breaken war damals noch Trendsportart/ und Rapper waren damals noch Dancefloor-Stars"), die sich gekonnt in das durch den Albumtitel vorgegebene Themenspektrum einfügen. Weiter stellen die beiden antagonistischen Titel "Kein Tag für Eva (Skit)" und "Kein Tag für Eva" Glanzlichter der vorliegenden Veröffentlichung dar, wenngleich mir das negative "Kein Tag für Eva (Skit)" besser ins Ohr geht, da das positive "Kein Tag für Eva" für meinen Geschmack zu lieblich um die Ecke biegt und textlich fast schon Volksmusik-Ausmaße annimmt. Angesichts meiner mit Volksmusik durchtränkten musikalischen Sozialisation im Elternhaus ein sehr wunder Punkt, den Sie selbstverständlich nicht nachvollziehen können müssen.
Entsprechend der Affinität des Protagonisten für Sachbeschädigungen zu Lasten öffentlicher Verkehrsbetriebe, wird dann eben diese auf dem Track "Graffikki" auch realistisch und mit all ihren negativen Konsequenzen beschrieben. Ein wahrer Ohrenschmaus, der unter den insgesamt qualitativ hochwertigen Tracks hervorsticht und eindringlich zum wiederholten Genuss einlädt (Anmerkung des Reviewers: Lassen Sie Ihre Finger von Farbdosen und Edding!). Die Rex "Hossa" Gildo-Hommage "Gildos Sohn" mutiert von einer knallharten, an OCs "Time’s up" erinnernden Einleitung zu einem zuckersüßen Ohrenschmeichler, der automatisch gute Laune verbreitet. Weniger gute Laune stiftend, jedoch nicht qualitativ minder hochwertig beschreibt "Goldene Wolken (Dir Mama)" bange Stunden am Krankenbett der verunfallten Mutter. Für den Ausgang dieser herzzerreißenden Nummer sei Ihnen freundlichst der Kauf des Albums ans Herz gelegt.
Nicht zuletzt dank Kamps Talent für die richtigen Flows und Reime zur richtigen Zeit am richtigen Ort kann man als auf liebevoll gefertigten HipHop abfahrender HipHopper bei dem Griff nach "Versager ohne Zukunft" eigentlich kaum etwas falsch machen. Auch die zweifelsfrei vorhandenen Produktionsfertigkeiten Whizz Viennas tragen zu einem hochwertigen Produkt bei, welches auch nach mehreren Hördurchläufen nicht langweilig wird. Leichte Punktabzüge liegen in der Tatsache begründet, dass einige (sicherlich unterhaltsame) Vergleiche zu sehr auf den österreichischen Markt abzielen, so dass der durchschnittlich ignorante deutsche Bundesbürger, dessen Kenntnis österreichischer D-Prominenz sich auf Jörg H. beschränkt, zuweilen nichts mit ihnen anfangen kann. Dennoch verdient dieses Werk auch über die Landesgrenzen Österreichs hinaus Beachtung, die über ein allgemeines, uninformiertes Unverständnis über die Auszeichnung des Albums zum "Album des Monats" in der März-Ausgabe der Juice hinausgeht.