121 Crew – Soulseeker

Das Booklet, die Farbwahl, die detaillierte, künstlerische Ausgestaltung der CD-Hülle lassen mir zunächst folgende Gedanken durch den Kopf rasen – “Och nööö, nich schon wieder son´ Studenten-Öko-Rap.“ Drei Männer in einem herbstlichen, romantischen Wald mit vertäumten Gesichtausdrücken, das lässt doch nicht Gutes erahnen.  Der Titel der Platte: Soulseeker– handelt es sich nun um nach ihren Seelen Suchende, nach Selbstfindung gierende Rapzombies? Und, hat das Geld nach dieser aufwendigen Aufmachung noch für eine klangvolle Produktion gereicht? Nein man ist auf der falschen Fährte.

Soulseeker heißt die ganze Sache, weil die Hannoveraner der 121 Crew, dank der grandiosen Beats des Produzenten Kova, der mit Soul Funk und Jazz zu Samplen weiß, den Soul gefunden haben. Sehr groovige, bassige Beats wechseln sich mit detailverliebten, flotten Jazztracks. Ich muss einfach hervorheben, welche kreative Arbeit der Produzent hier geleistet hat und wie sehr dieser es schafft, vor allem aufgrund mitreißender Vocalsamples, Emotionen zu transportieren.

Als großer Nina Simone Fan möchte ich den Titel “Brickcity“ (“Baltimore“– Sample) als einen  der Besten dieses Albums nennen. Aber auch Songs wie “Die Bang Gang“, “Gotsta Be Hip Hop“  und “Stop It“ überzeugen mit ehrlichen, raptechnisch soliden Lyrics und mitreißenden Beats.

Eine durch 21 Tracks konstant gute Arbeit, doch es gibt ein Problem: Eine große Eintönigkeit kommt vor allem aufgrund der sich ähnelnden Stimmen der Rapper Chris Nerve und Skan 91 zustande. Beide rappen gut, aber es fehlt einfach an wechselnden Flows und Styles. Auf Dauer wird es deshalb langweilig, auch von der Grundstimmung her: Wie ein roter Faden zieht sich einen Grundmelancholie durch das Album und rutscht ab und zu sogar in Lagerfeuerstimmung (“Über der Stadt“ und “Ohne Musik“) hinein. Dieses leicht “angekitschte“, poppige Niveau kann allerdings von DJ Frenettik und seinen großartigen DJ-Skills, die sich perfekt in die Titel einfügen, aufgefangen werden und müssen an dieser Stelle absolut gelobt werden.

Außer dieser fehlenden Abwechslung kann man kaum etwas an diesem soliden Album kritisieren. Perfekte Beats, ehrliche, inhaltsvolle Raps und Cuts die den Hip Hop in die Platte schleusen machen das Ganze zu einer Arbeit, die zu bewegen und zu rühren weiß. Wer allerdings auf der Suche nach Ghetto- oder Tanzmusik ist, wird hier nicht fündig, sollte aber auch schon aufgrund des Covers abgeschreckt sein.

Mein Abschluss: Wer im Herbstwald sitzt, darf schon mal mit Soul um sich werfen! Ein emotionales aber dennoch nicht weiches Album, dessen Budget auch fürs gute Abmischen gereicht hat. Ein kreativer Produzent, ein talentierter DJ, aber Rapper dessen Stimmen sich zu sehr ähneln, machen die Sache trotzdem rund und gelungen, wenn auch textlich und stimmlich gesehen sehr eintönig.