Das mag bei dem Deutsch-Griechen, der hier die meiste Zeit über die beste MC-Leistung abliefert, berechtigt sein, die Jungs von Grüne Medizin bringen jedoch lediglich annehmbare bis langweilig-uninspirierte Parts, was den Gesamteindruck der Platte schon einmal stark schmälert. Beispielhaft dafür die Pseudo-Clubhymne "Einhundert Grad", die es leider nicht schafft, beim Hörer den Drang zum gepflegten Tanzbeinschwingen auszulösen, sondern lediglich die Frage aufwirft, wer sich heute überhaupt noch für Crunk interessiert. Im Übrigen war der auch schon vor drei Jahren auf Deutsch irgendwie… scheiße.
Dass die Jungs aus dem MV aber durchaus in der Lage sind, passable Tracks abzuliefern, zeigt das wirklich atzenmäßige "Shrödaz“, bei dem sich GMZ, Greckoe, Fuhrman und Bendt zur songtitelgebenden Crew vereinigen und auf beeindruckend witzige Weise die Marschrichtung mit Zeilen wie "Fünf, sechs, sieben, acht, Oberarm-Trainierer / Ich schlafe im Solarium und ernähr mich von Tequila“ klarmachen. Gut!
Richtig grandios wird es dann aber erst, wenn Greckoe, Viruz und Schmökill die Hanteln auspacken und bei "Muckimänner“ über E-Gitarrensamples auf herrlich selbstironische Art DIE ultimative Hymne für alle Fittifreunde und Muskelatzen (Achtung, Wortspiel!) "stemmen" und mit Zeilen wie "Hardcore – 30 Kilo Kurzhanteln, Adern platzen / Ich bin Bodybuilder – Bücher sind totaler Schwachsinn“ um die Ecke kommen. Dazu noch eine vollkommen kranke Bridge aus den Worten "Proteinshake – hey / Proteinshake – hey / Proteinshake hey / Proteinshake hey“ und das Highlight des Albums ist perfekt.
Stücke wie "Links Rechts“, "Wieder Da“ und "Ich Rauch Einen mit Chewi“ leben in erster Linie von ihren eingängigen Beats und Hooks und vor allem Desue liefert mit knackigem Pianokniff und reduzierten Streichern für "Geht Nich Gibts Nich“ wieder einmal sehr gute Arbeit ab. Der Rest besteht dann aus mehr oder weniger langweiligen Representern und Battle-Songs und den etwas psychisch-gestörten Storytellern "Zweihundert Sekunden“ und "Die Truhe“, welche allerdings nicht verhindern können, dass der Sampler zum Ende hin zunehmend unspannend wird. Was eigentlich schade ist, denn einen ähnlich guten Überblick über Sektenmuzik 2009 hätte man auch mit vier, fünf Tracks weniger bekommen und dabei noch viel mehr Spaß an der Sache gehabt. So bleibt es bei einer interessanten, aber qualitativ sehr stark schwankenden Platte.