Optik Records – John Bello Story 2-Tour

"Du kannst machen was du willst, doch nach dem Battle heißt du Doris“ hat Kool Savas mal gerappt. "Du kannst denken was du willst, doch der gute Mann ist live immer noch eine Macht“, sage ich mir, als ich das Huxley’s verlasse. Obgleich es sich um den letzten Termin der Optik-Abschiedstour handelte, war vom ersten bis zum letzten Takt klar, was Optik Records ist und nach dem Weggang von Eko auch immer war: eine One Man Show von Essah, formerly known as KKS. Es ist ein bisschen schwierig, ein Live-Erlebnis, in das so viele verschiedene Wahrnehmungsfaktoren hineinspielen, zu sezieren und anschließend einigermaßen allgemeingültig zu bewerten. Wobei sich natürlich die Frage stellt: Kann man überhaupt etwas "allgemeingültig“ bewerten? Will man das überhaupt?
Die Tatsache, dass man am Samstag tatsächlich zu den Besuchern des "letzten offiziellen Optik-Konzerts“ gehörte, hätte eigentlich zu so etwas wie wehleidigem Abschiedsschmerz führen müssen. Weinende junge Rapfans liegen sich in den Armen und durch den milchigen Tränenschleier erblicken sie den King und seine Hofnarren vor einer beeindruckend großen LED-Wand, wie sie der ein oder andere schon von Bushido-Konzerten kennen mag. So war es… nicht. Am nächsten kam diesem Szenario allerdings die Performance des Gassenhauers "Der Beste Tag Meines Lebens“, bei dem nicht nur sämtliche gesignten Künstler auf der Bühne standen, sondern auch Producer-Prinzessin Melbeatz und Savas’ Bruder Sinan. Das wäre ein schöner Schlusspunkt gewesen für dieses "gemeinschaftlich gehen wir von der Bühne und beenden das optische Kapitel“-Ding. Aber so sollte es nicht sein. Macht ja auch nichts. Die Zugabe wird abgeschlossen mit dem wohl (wie ich finde auch zu Recht) gehyptesten Disstrack in der Geschichte des Deutschrap, dem "Urteil“. Nicht nur alle Anwesenden im Publikum, auch S-A-V selbst rastet komplett aus, und als er heiser die letzten Worte des Tracks ins Mikro schreit, hat sicherlich auch der Letzte der 1500 Besucher eine Gänsehaut.
Doch auch bei "LMS“ und "Schwule Rapper“, neben "Das Urteil“ die wohl während des Auftritts am meisten nachgefragten Lieder, wird jede einzelne Zeile mitgeschrien. Das ist das, was man bei Konzerten des King Of Rap erwartet und weswegen man sich das Spektakel auch immer wieder gerne anguckt. Da nimmt man auch die weniger schillernden Bühnenpersönlichkeiten und die auf Platte weniger gefeierten Songs in Kauf. Warum allerdings Moe Mitchell alleine einen R’n’B-Song vortragen muss, der erstens nicht sein eigener ist und zweitens dann auch noch vom Band kommt, bleibt wohl sein Geheimnis. Ein bisschen fühlt man sich wie bei der Mini Playback Show und vermisst eigentlich nur noch eine blonde Moderatorin mit niederländischem Akzent.

Letztes Optik-Konzert ever. Ever ever. Traurigkeit will sich trotzdem nicht so recht einstellen. Was sich jetzt in Zukunft für die Kollegen Sizzlac, Amar, Caput, Franky Kubrick und wer da noch alles so am Start ist ändern wird, muss sich sowieso erst zeigen. Bis dahin: Was ist weiß, hat zwei Arme, ist einer der besten Live-Rapper hierzulande und nach Eigenaussage "teflonbeschichtet"? – Savas auch bekannt als der King Of Rap!

In diesem Sinne: Lang lebe der König!