Pimps Im Park – Pimps Im Park

Wenn es darum geht, CDs daraufhin durchzuhören, welche relevant und rezensionswürdig sind, steht man dem als Redakteur mit gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits hat man natürlich die Möglichkeit, wahre Perlen zu entdecken und das quasi als Erster, andererseits hört man dann natürlich doch meist Dinge wie "Endlich bin ich back, im Kampf gegen den Dreck, du Keck!“ oder quält sich durch pseudolustig geschrieben Pressetexte, deren Verfasser eben leider nicht wahnsinnig geistreich sind, sondern sich lediglich der Hybris schuldig machen. Wenn man dann aber wirklich mal etwas entdeckt, was einen nicht nur überrascht, sondern auch noch in Teilen begeistert und unterhält, dann weiß man wieder, warum man sich das Ganze antut. Aus genau diesem Grund rezensiere ich nun auch "Pimps Im Park“ von den… Pimps Im Park. Leider konnte ich bisher nicht herausfinden, ob es sich hierbei um drei verschiedene Künstler, oder um einen einzigen, mit zwei Alter Egos handelt. Ich nehme einfach mal an, dass es einer ist.

Ganze 18 Tracks erwarten einen auf der sehr reduziert verpackten CD und schon nach einmaligem oberflächlichem Anhören kristallisiert sich heraus, was sich durch das gesamte Album zieht: psychopathisch klingende Raps über musikalisch durchaus alternative wie ansprechende Beats, die eine absolut kranke Atmosphäre schaffen, welche zusätzlich mit debilen Skits angereichert wird. Mehr muss man eigentlich nicht sagen, natürlich tue ich es trotzdem. Das erste richtige Lied heißt "Agnes Zoo“ und beginnt mit den Worten "Manche sagen, ich sei so der Typ, der nachts in Shorts mit einer Machete durch die Straße rennt“. GENAU DAS schießt auch mir durch den Kopf beim Hören dieses Songs und ich fühle mich sofort angesprochen und verstanden. Der Beat klingt genau so, als würde ein kleines Kind wiederholt über ein Feuerwehrauto fallen, das mit irgendeiner quietschenden Hupe ausgestattet ist. (Ich versuche übrigens euren Wünschen zu entsprechen und detailreicher zu beschreiben, wie sich das denn alles so anhört. Ich hoffe, das ist anschaulich genug.) Über ebendiesen Klangteppich rappt der Akteur auf jeden Fall technisch höchst ansprechend, allerdings muss man auch sagen, dass er geradezu gruselig exakt wie Mach One klingt.

Natürlich passiert auf dem Album nicht wahnsinnig viel Unterschiedliches, muss in dem Fall aber auch nicht sein. Beim Hörer kommen wahnsinnig vielfältige und paranoide Bilder an. Eine Art Video mit hektischen Schnitten, flüsternden Stimmen und durch einen dunklen Wald rennende Menschen. Ein bisschen "Blair Witch Project“ meets "Prinzessin Mononoke“ plus "Das Meisterstück Vol.1 – Guter Rap gedeiht im Dreck“. Richtig Angst einflößend wird das Ganze bei "Autisti“ und wenn man sich dazu dann auch noch folgende Bilder von der MySpace-Seite des Künstlers/der Künstler (?) anguckt, möchte man sich dabei definitiv nicht alleine in einem dunklen Raum befinden.
 

Absolut überraschend folgt auf diese Psycho-Sonate der Track "Geh Deinen Weg“ und an sich würde mich alleine der Titel zum sofortigen Skippen animieren. Die Thematik ist zwar klar, trotzdem flowt der Interpret dermaßen unangestrengt über den melodiös vor sich hinplätschernden Beat und schrammt dabei immer haarscharf an ekligen Klischeetümpeln vorbei, dass ich dieses Lied definitiv als Anspieltipp bezeichnen würde. Vielleicht bis auf die gesungene Hook, bei der mich ein beinahe übermächtiges Schlafbedürfnis ergreift. Spätestens das absolut Crossover-mäßige "Ich Verstehs Nicht“ reißt einen dann aus der kurz aufgekommenen Lethargie und agiert mit elektronisch-rockigen und trotzdem reduzierten Sounds irgendwo zwischen Wir sind Helden auf Speed und Marius Müller-Westernhagen auf dem, was er sonst auch immer so ist.

Insgesamt ein durch und durch erfrischendes Werk für all Jene, die auch gerne einmal über den Tellerrand blicken, trotz der Gefahr, dabei das Gleichgewicht zu verlieren und vom Rap-Geschirr zu fallen.