Als wäre Akons Stimme nicht so schon sehr "besonders", jagt er sie direkt zu Beginn seines nun schon dritten Albums "Freedom“ durch den Vocoder und erzeugt einen Sound, der mich an Bierzelt-Techno vom Oktoberfest erinnert. "Right Now (Na Na Na)“ heißt das gute Stück, das sich wie die früheren Klingeltöne anhört nur, dass man in diesem Fall nicht weiß, was zu erst da war. Lied oder Klingelton?
Es gibt Sänger und Rapper, Schauspieler und sonstige Künstler, die wegen dem gemocht werden, was sie verkörpern, für was sie stehen und weniger wegen ihren eigentlichen Darbietungen.
Akon ist absolut einer davon. Hätte er nicht ein Debut wie "Locked Up“ oder "Soul Survivor“ mit Jeezy hingelegt, könnte er sich so Manches nicht leisten. Akon wirkt auf mich so, als würde er ganz viele komische Sachen machen, um die Erwartungen der Hörer runterzuschrauben, damit seine mittelmäßigen Tracks als Meisterwerke glänzen können.
Der zweite Track auf dem Album heißt "Beautiful“ und ist eine absolut Mainstream taugliche Spätsommer-Romanze. So mit Cocktails schlürfen auf Dom. Rep. am Pool der Hotelanlage und kurz bevor man eigentlich gähnen will, haut zum Glück Kardinal Offishall einem noch ein paar Reime um die Ohren und rettet den Tag!
Track Nr.3 "Keep You Much Longer" könnte auch "Waiting For Tonight“ von J.Lo sein oder "Glamorous“ von Fergie, wobei letzterer Song um einiges besser gelungen ist. Vielleicht aber auch die erste und einzige Single eines DSDS-Gewinners.
Das ganze Album klingt ein bisschen nach Radio-tauglichem Internet-R’n’B und featurt Leute, die momentan auf jedem Album gefeaturet werden. Lil’ Wayne, Young Jeezy, T-Pain. Eigentlich fehlen nur, Kanye West und T.I. und sie wären alle komplett.
Langsam habe ich den Verdacht, dass diese Herren irgendwann mal alle zusammen ins Studio gegangen sind, 100 Songs aufgenommen haben und diese nun nach und nach untereinander aufteilen – wobei Akon klar benachteiligt wurde.
Je länger ich Akon zuhöre, desto mehr erinnert mich seine Stimme an Alvin von den Chipmunks, aber den Vogel schießt hier wirklich "Holla Holla“ feat. T-Pain ab. Komplett infiziert mit dem Auto-Tune-Virus ohne Aussicht auf Heilung. Die restlichen Tracks sind nett. So nett wie das Weihnachtsalbum eines Kinderchors. Die Themen beschränken sich auch auf Geld, Frauen, Frauen betrügen, sich bei DER Frau entschuldigen, Party machen.
Tiefgründiger wird es kurz auf "Sunny Day“ mit dem wohl am ungünstigsten gewählten Featuregast der Welt: Wyclef Jean. Der, der momentan zumindest auf finanzieller Ebene eher mit rainy days kämpft und auf sunny ones nur hoffen kann.
Ich weiß, dass Akon gute Sachen produzieren kann, wenn er will. Es gibt Tracks, auf denen ich ihn echt feiere. "I wanna love you“ mit Snoop Dogg und die, zu Beginn erwähnten Tracks.
Dieses Album aber ist definitiv zu unkreativ und zu flach. Heraus sticht eigentlich nur der letzte Track. "Freedom" ist lyrisch ganz interessant. Darin erzählt Akon von sich, seiner Familie, vom Traum seines Vaters. Der Rest ist Massenware.
Information am Rande: "Hold My Hand“, sein Track mit Michael Jackson, ist nicht drauf auf dem Album!