Übermotiviert wie immer sitze ich vor einem zu rezensierenden Release. "Bombe" heißt es und Ali A$ ist der Name des Interpreten.
Grundsätzlich ist mir Ali A$ zu beatkonform, was zwar komisch klingt, weil es ja generell natürlich gut ist, wenn jemand im Takt rappt, bei Ali wirkt es in der Form, wie er es tut, aber einfach langweilig und rhythmisch nicht innovativ. Klar steht der Inhalt meistens im Fordergrund aber trotzdem sollte man auch die Art und Weise des Vortrags, sprich die Form nicht ganz aus dem Auge verlieren, vor allem wenn ich mir denke, dass ein Rapper wie Ali A$ durchaus auch unter den Gesichtspunkten "Musik" und "Flow" wahrgenommen werden will.
Ali ist zwar schon 29 Jahre alt aber trotzdem ein Newcomer. Deshalb erklärt er uns seine Person. Auf dem zweiten Track "A.L.I." zum Beispiel erfahren wir, dass er keine Schlampe aus dem Osten ist und trotzdem unser Land regiert; er gerne Alkohol trinkt, obwohl er Moslem ist; er ein Bekannter von Osama Bin Laden ist; er Groupies hat, die auf Kamasutra stehen, die sich dann aber doch als Männer entpuppen und vom anderen Ufer sind und dass er dein Demo nicht hört. Das finde ich alle nicht besonders krass und kontrovers und auch nicht wirklich verrückt!
Als dritter Track kommt die Single "Ich bin ein Star holt mich hier raus", mit der Hookline "Ihr habt euch die Bravo-Hits gekauft, doch ich war wohl nicht mit drauf/Dieses Jahr hol ich jetzt auf, ich bin ein Star, holt mich hier raus.", was für mich eher nach "macht mich zu einem Star, damit ich später sagen kann, dass ich ein Star bin und ihr mich rausholen sollt" klingt. Dennoch merkt man, dass Ali A$ mit einer gewissen Akribie und Ausdauer bei der Sache ist, denn die eine oder andere Punchline, bei der ich richtig lachen musste war schon dabei .
"ich muss auf meine Linie achten wie ne S-bahnwache"
"ich bin wie die NPD – ich arbeite nicht mit linken Methoden"
"ihr seid blinde Passagiere mit einem blinden Piloten – das heißt, ihr kommt nicht gut an"
"ich bin fly wie ein Chinese, der grad frisch aus dem Knast kommt"
"deine Kette ist wie Albert, denn es hängt nur ein Stein dran"
…um nur ein paar Beispiele zu benennen.
Aber es geht auch anders: "Leuchtturm" fällt als sozialkritischer Track ein bisschen aus dem Rahmen der sonst sehr battle-/lifestylelastigen Songs. Hier wird ein Gefühl der Auswegslosigkeit beschrieben, während Ali A$ verzweifelt einen Leuchtturm sucht. Er spricht hier aber so viele Themen an, die so direkt nichts mit einander zu tun haben wollen, dass es mir sehr schwer fällt, noch Zusammenhänge herzustellen und dadurch berührt mich der Track dann emotional auch nicht mehr so sehr.
Sehr gut produziert (von Samy Deluxe und Instrumens) und mit Samy-Feature finde ich den Track "Battlerap" ziemlich cool, weil mir die Idee auch gut gefällt, einfach mal Produzenten und Djs im Allgemeinen zu dissen – so grundsätzlich – also Produzenten und DJs als Menschengruppe. Die drei Tai Jason-Produktionen funktionieren sehr gut und machen Spaß beim Hören. Tracks wie "Rückwärts Einparken" machen mich nicht so an, weil ich diese Amiadaptionenen in Deutschland, die nicht funktionieren auch persönlich nicht ansprechend finde.
Auf Features wurde weitestgehend verzichtet (bis auf Sam), man begründet dies im Pressetesxt mit der Maxime Qualität statt Quantität. Alias ist definitv keiner, der in einem Strom mitschwimmt oder es sich zu leicht macht. Er mag innovativ sein und hat sehr viele Punchlines, die ein hohes Maß an Können voraussetzen. Dennoch gefällt mir persönlich das Paket seiner letzten Releases wie auch dieses hier nicht gut genug, um es selbst oft zu hören. Ihr seht das vielleicht anders und solltet deshalb unbedingt reinhören. "Bombe" – Lass krachen, Muchacho!