Kardinal Offishall – Jamaicanadian

Kombinierte man Sean Kingston, Sean Paul und Akon, was käme dann raus? Kardinal Offishall, der kanadische Hip Hop-Star und Produzent. Allein hier stehe ich leicht den Tränen nahe, denn ich kann mich an eine Zeit erinnern, in der Kardi einfach Kardi war. Kombinierte man ihn da mit Choclair, Thrust, Checkmate und den Rascalz, dann ergab das die heißeste Kollabo nördlich der USA. Wer sich noch an „Northern Touch“ erinnern kann, weiß ganz genau, was ich meine. Es ist ein wenig traurig aber nur ein wenig, denn abgesehen von Sean Kingston-Anlehnungen, hat Kardi seine eigene feurige kreolische Mischung zum Erfolgsrezept.
Yardi-Style, Dancehall für die Hüften, urbane Reime für die Ohren und Hip Hop-Beats für die Clubs und so verdient sein jüngstes Werk doch noch den Namen „Not 4 Sale“. Obwohl Kardi seit über zehn Jahren scharfer Beobachter der Rapszene im Geschäft ist und bereits drei Studio Alben vorzuweisen hat, konnte keins davon dem Erfolg seiner ersten Single-Release „Dangerous“ feat. Label-Chef Akon das Wasser reichen. Schon beim ersten Hinhören ist absolut klar, dass Kardi jetzt zur Konvict-Crew gehört.

Not 4 Sale ist ein respektables Album mit üppigen, Dancehall-Beats und eingängigen Reggae Melodien, dennoch besteht die Gefahr, dass “Not 4 Sale” in eurer CD-Sammlung untergeht, da es dem Album an nötiger Einzigartigkeit und Einprägsamkeit mangelt.
Kardi
klingt wie ein weiterer Konvict-Kandidat und obwohl sein Album allgemein gut gefällt, sticht keiner der Tracks heraus. Die jamaikanischen Bounty Killer-mäßigen Sachen sind leider nichts, was man nicht schon vorher gehört hat und fügen der Musikwelt keine revolutionären Dimensionen hinzu.

Not 4 Sale featured fünfzehn Songs und neun davon binden Kollabos ein. Einige davon sind momentane Spitzenreiter der Musikszene, wie z.b. T-Pain, Rihanna, Estelle und aufstrebender Hip Hop- und R’n’B-Sänger und Songwriter The Dream . Trotzdem oder gerade deswegen scheint es so, als würden seine Kollabos die Tracks beherrschen und Kardi selber ist nur da um die Lücken zu füllen. Die besten Tracks auf dem Album sind meiner Meinung nach "Set It Off“ feat. The Clipse, der Tanzflächen-Füller “Burnt” feat. Lindo P und "Dangerous" feat. Akon wobei letzterer wiederum stilistisch als Akon-Track durchgehen könnte und seine Hook den Song fast komplett ausmacht.

Es gibt auf dem Album außerdem zu viele Interludes am Ende der Lieder. Ich finde Interludes sollten nur als Ausnahmen auftauchen, wenn sie besonders hervorstechend oder witzig sind wie Snoop Dogg’s “Doggystyle” Klassiker oder Biggie’s "One More Chance“ (All you hoes callin here for my daddy, get off his dick! Like that, Mommy?). Auf “Not 4 Sale” finde ich sie nicht besonders witzig und zu lang, zumindest so lang, dass man das Interesse verliert. 

Nichtsdestoweniger kann man dem Album und dem Mann, der auch als  Kanadas „Hip Hop-Botschafter“ bekannt ist, anständigen Fleiß zuschreiben und ich bin mir sicher, dass er da noch einige Hit-Singles rausholen kann. Mit der beeindruckenden Palette seiner Freunde in der Industrie sowie den Gastauftritten in verschiedenen Videos, kann es mit Kardi nur noch besser werden. Von hier aus geht es nur noch nach oben, da bin ich mir sicher.

Außerdem kriegt er Props dafür, dass er es auf einem kanadischen Hip Hop Album schafft, das wohl britischste Wort der Welt „Crikey“ zu etablieren.