Ich kann mir nicht helfen. Ich finde diese CD wirklich großartig und obwohl Herr Cube wahlweise seit 22 Sommern oder bereits seit 25 Jahren diesen Scheiß betreibt ist Raw Footage das Frischeste, was ich in letzter Zeit gehört habe.
Ice Cube klingt stark. Er klingt wütend und er klingt ganz wie ein richtiger N.W.A.
Keinen Plan wie alt der gute Mann jetzt genau ist und vor ungefähr 8 Jahren hätte ich mir niemals träumen lassen, dass ich irgendwann mal wieder ein Ice Cube Album abfeiern würde, damals als er dieses seltsame War and Peace Projekt am Start hatte, aber Ice Cube ist zurück Motherfucker und Ice Cube kann wahrlich von einem Comeback sprechen, weil Ice Cube tatsächlich schon mal da war, Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre. Das nur am Rande und für all die jungen MCs da draußen, die meinen ihr Debutalbum mit den Worten, "ich bin wieder back" beginnen zu müssen.
Nun gut. Zurück zum Album. Das ist definitiv zu lang geraten. Mit 16 Stücken und 2 Bonus Tracks ist es exakt 6 Stücke zu lang. Bis Track 11 gibt es fast keine Ausfälle. Ice Cube bounced über den Beat, so als würde er beim Rappen immer schnell auf und ab wippen – elegant natürlich und cool, nicht so hibbelig wie ein Depp. Music to Cripwalk. Der Sound ist definitiv weit vorne und es fiept und bliept und die E-Gitarren kreischen und es wummert und tuckert und ich weiß nicht, warum das ein 40jähriger Greis vormachen muss, wie Hip Hop 2008 klingen könnte. Avantgardistisch experimentierfreudig und trotzdem cool.
Und dann sind da die Hooklines. Allesamt primitive Slogans bei denen man sofort mitsingen möchte, wie zum Beispiel im Intro-Track mit Young Jeezy: "I Got my Loces on. I got my Loces on. – so you can’t see my eyes. So You can’t see my eyes.“ oder das nicht minder einfache "Gangsta Rap made me do it“ oder das wunderschöne, soulig, treibende "Thank God the Gangsta’s back“, in dessen Intro Ice Cube eindeutig klarstellt, dass Gangsta Rap NICHT für den Hunger in Afrika, die Arbeitslosigkeit, die Ausgrenzung und das Unrecht auf der Welt verantwortlich ist. Auch nicht für die Gewalt. Dafür sind nach wie vor Politiker und Wirtschaftslenker verantwortlich und wie Amerikkka’s most wanted sagt: "Ich würde nicht über diese Scheiße rappen, wenn die Welt in Ordnung wäre.“
Nach wie vor spricht sich der ausgebildete technische Zeichner teils ironisch, teils platt dafür aus, dass Gangsta Rap eine Kunstform ist, die nichts mit einer tatsächlichen Gangster Existenz zu tun haben muss, sondern mit einem State of Mind. Nebenher regnet es aber auch Maulschellen für seine schwarzen Brüder und Schwester, die sich nur allzu gern hinter der "Hood Mentality" verstecken statt "to change the Reality“.
Ice Cube kommt dabei rüber wie ein älterer Bruder oder ein Lehrer Slash Sozialarbeiter, einer der wirklich cool ist und vor dem man richtig Respekt hat: 1. Weil er einiges gesehen hat und weiß, wovon er redet. 2. Weil er dich versteht. 3. Weil er dich trotzdem scheiße findet! – Aber er mag dich. Vergiss das nicht.
Eine Platte mit viel Soul und sehr viel Energie. Schmeißt die für euch überflüssigen Tracks runter und das ist ein echter Klassiker. So gibt’s 5,5 Punkte von 7.
In diesem Sinne. Lang lebe der Lench Mob. Lang lebe Ice Cube. All hail to the westcoast.