Das Berliner Independentlabel Vollrausch-Rekordz veröffentlichte im Juni diesen Jahres, passend zu den Sommerferien, das Soloalbum von Schulte, welches den Titel „Der Herr der Biere“ trägt. Dafür hat er sich auch gleich noch ein paar Features mit ins Boot oder besser gesagt an den Stammtisch geholt. Diese Saufbrüder sind niemand anderes als Boba Fett (No Peanuts), JAW (Weisse Scheisse) sowie ein paar Newcomer wie zum Beispiel Weekend, Moe Zech, Olson Rough und so weiter. Um was es sich bei dieser Platte im weitesten Sinne handelt, lässt sich bei dem Albumtitel schon recht gut erahnen. Genau, der 24-stündige Konsum von Billigbier und hartem Stoff.
Der erste Track auf der Scheibe heißt "Zurück aus der Klinik“ und thematisiert Schultes momentane Lebenssituation. Er ist aus der Klinik zurückgekehrt, jedoch ohne „trocken“ zu sein, was ihn aber anscheinend nicht sonderlich zu stören scheint. Ob einem diese Thematik zusagt, bleibt wohl jedem selbst überlassen. Für das Lied „Gossensprache“ hat Schulte sich Semo52 und Epoz mit an den Start geholt. Was den Inhalt anbelangt, bin ich geteilter Meinung. Schultes Part versprüht eine Menge Humor und Ironie, was mir persönlich gut gefällt: "Scheiss auf Armani oder Boss / Anglerhut und Sechserträger und den Rest meiner Klamotten klau ich mir aus’m Altkleiderkontainer / Meine Leber fällt in zwei wie Deutschland nach der Teilung / Ich trink 50 Tequila und will auch’ma in die Bildzeitung". Semo52 hingegen versucht eher zu schocken, was ja Geschmackssache sein kann, obwohl ich Lines wie: Ich bin drauf und schlage Frauen schon nach der dritten Pulle /…. und nach der achten Flasche vögele ich auch Tiere" etc. eher geschmacklos finde.
Plötzlich kommt einem aber auch mal was ganz anderes über den Weg, wie zum Beispiel „Sonnenuntergang“, in diesem Song geht es nämlich um Schulte’s Exfreundin. Der Beat erinnert etwas an "Sonnenbankflavour" und dem Soundtrack von "Dirty Dancing", es wird einem allerdings schnell bewusst, dass hier etwas mehr Herzblut drin steckt. Auch reimtechnisch ganz gut verpackt, gefällt. „Filmriss“ hingegen hat mich wenig beeindruckt, ich musste auch ein, zwei mal zurück skippen, da ich nicht glauben konnte, was ich da höre, denn Moe Zech hat für mich eine nicht vertretbare Line, die wie folgt geht: "Im Winter streu‘ ich in meiner Einfahrt Judenasche / Denn ich leb in Deutschland uns das findet man hier superklasse" – keine Ahnung, welches Deutschland er meint. Welcher Track reimtechnisch wieder gut geworden ist, wurde auf den Namen „Ich brauch…“ getauft, Featuregast ist Boba Fett. Hier erklären die beiden Künstler, was genau sie für einen perfekten Tag alles benötigen und wieso der Mensch es nicht sein lassen kann, bei einer guten Konstitution trotzdem weiter zu saufen oder zu kiffen, bis es einem wieder dreckig geht. Gar nicht mal so dumm. Der Beat ist klar und geradlinig, für die Verspieltheit sorgt lediglich der hochgepitchte Chorus. Man merkt schnell, dass dieser Song zum genauen Zuhören animieren soll, schließlich geht es in diesem Song gezielt um die Reime. Schönes Ding geworden.
Ingesamt ist das Soloalbum mit seinen 23 Songs ganz gut gelungen und hörenswert, obwohl man dazu auch sagen muss, dass sechs davon Skits sind. Also müsste man es eigentlich auf 16 Tracks reduzieren, was aber immer noch akzeptabel ist. Meiner Meinung nach ist es ein Album, was vorwiegend für Leute produziert wurde, die gerne mal ein Gläschen zu viel trinken und dabei ihren Spaß haben. Was ich damit sagen möchte ist, dass es vielleicht nicht gerade das pädagogisch wertvollste Album auf dem Deutschrapmarkt ist, aber das muss es ja auch nicht sein. Die Produktionen, die überwiegend von Beatmasta stammen, sind durchweg gut und zeigen, dass beattechnisch bei Vollrausch Rekordz einiges geht. Betrachtet man das gesamte Werk, fehlt jedoch einfach das gewisse Etwas, um „Der Herr Der Biere“ zu einem überdurchschnittlichen Album werden zu lassen.