Der Typ ist ja schon irgendwie ein Grundsympath. Man beachte unser Interview mit ihm. Und Humor beweißt er auch hier auf seinem zweiten Streetalbum/Prealbum “Der Countdown Läuft“ über Deluxe Records. Wenn Ali in Bezug auf sein Alter treffsicher bemerkt, dass er sich Frauen früher schön- heute jedoch schon volljährig saufen muss, ist das schon sehr amüsant.
Irgendetwas stört mich an diesem Album. Ich hab die sechzehn, wie ein Countdown angeordneten, Tracks zigmal gehört und weiß nun endlich, was es ist: Mir fehlt bei Ali A$ der eigenständige Charakter, die Substanz und dadurch auch die Relevanz. Liest man Interviews mit Ali, bemerkt man durchaus eine interessante Persönlichkeit. No homo. Doch scheint diese auf dem Album kaum mehr durch, das Ganze wirkt in gewisser Weise nichtssagend. Nicht missverstehen, A$ ist ein talentierter Rapper, doch ich hab mir von ihm mehr erhofft.
Erst mal zu den Höhepunkten auf “Der Countdown Läuft“. Auf “Cockblocka“ drohen Ali und Tua allen besten Freundinnen und potenziellen Nebenbuhlern, die vorhaben, sich ihnen in den Weg stellen. Oder sogar die Gleiche “aufs Kreuz legen und nageln wie Jesus Christus“ wollen. Ein bisschen wie Kool G Raps “Operation CB“. Unterhaltsam.
Für das Thema von “Rowdy Musik“ feat. Der Neue Süden gibt es zwar nicht gerade einen Preis für Einfallsreichtum –Ali und seine Jungs besoffen im Club, dennoch sehr witzig. Vor allem Pretty Mo ist sich wie immer für keinen noch so asozialen Part zu schade. So geht arrogant. Und auch den Storyteller kann euch A$ machen. “Die Zwei“ ist eigentlich eine Story übers Hintergangen werden, dennoch aber so spannend und bildreich, dass man bis zum Ende aufmerksam zuhört. Gerade auch der sehr gut passende, bedrohliche Beat von Sinch und Ken Kenay lässt den Hörer bis zuletzt glauben, dass es noch eine Wendung in der Geschichte geben wird. Laut Presseinfo hat Ali Scorcese den Text in einer Stunde runter geschrieben. Wenn er sich jetzt noch ein paar Stunden mehr Zeit für so etwas nehmen würde, lässt das für sein Album Großes hoffen. Soviel zu den positiven Beispielen, es gibt noch ein paar mehr davon, siehe beispielsweise “Mitarbeiter des Monats“.
Wenig Neues passiert auf der Instrumentalebene. Zeitgemäße Synthiebeats von talentierten Schraubern wie z.B. Tai Jason, Flash Gordon oder den Instrumens. In den meisten Fällen verstehen die es auch, Ali A$’ Flow gekonnt zu unterstreichen. Leider aber nicht mehr. Ein gutes Beispiel für die Beliebigkeit von Raps und Beats dieses Albums ist “Es tut mir Leid“: über ein käsiges, hochgepitchtes Vocalsample rappt Ali einen Text über was? Richtig. Liebe und Schlussmachen. Einfach zu standard. Als Ironie würde das eventuell funktionieren, so aber berührt es mich nicht.
Um “Der Countdown Läuft“ noch mal zusammenzufassen: Ali flowt gekonnt über Instrumentals, wie sie zur Zeit in Deutschland angesagt sind, hat Battletracks, rappt über die Verflossene, über Party machen oder fragt Gott warum alles so ist wie es ist. Außerdem ist da noch der Atzentrack mit Tony D und Frauenarzt, dazu gibt es ab und an eine R’n’B-Hook von Emory.
Manchmal möchte man Ali A$ an den Schultern packen, schütteln und ihm sagen: “du hast doch die Vorraussetzungen für einen herausragenden Rapper, mach mal etwas aus deinen Talenten!“ So hingegen bleibt Ali ein weiterer Rapper unter vielen, der zwar sein Handwerk beherrscht, es jedoch aufgrund des ‚fehlenden Etwas’ nicht schafft aus der Masse ähnlicher MCs herauszustechen. Schade.