Das von Vielen erwartete Soloalbum des selbsternannten besten Rapper Europas Kollegah ist erschienen. Es trägt den klangvollen und selbstüberzeugten Namen „Alphagene“ und wird über das in Düsseldorf ansässige Label Selfmade Records veröffentlicht.
Schon im Intro des Albums stellt Kollegah klar, was man von diesem Album erwarten kann: schnellen Doubletime, Punchline orientierten Battlerap. Das von Rizbo produzierte Instrumental ist hammer und lässt auch beatmässig für das gesamte Album auf ein Hörerlebnis hoffen.
„Veni, Vidi, Vici“ ist der erste Track nach dem Intro und wurde von dem relativ unbekannten Produzenten SixJune gebastelt und mit den choralen Samples die die Fläche des Beats darstellen hymnenmässig aus den Boxen. Auf diesem Track beweist Kollegah, was er im Intro bereits angekündigt hat: Er ist ein wahrer Doubletime Spitter.
Der Beat von „Showtime 3“ erinnert sehr stark an „Crime Mob – Knock´ If You Buck“ und es lässt sich nicht verbergen, dass Rizbo sich zumindest von dem „amerikanischen Original“ hat beeinflussen lassen, als er den Beat produzierte. Kollegah findet sich auf diesem southlastigen Beat sehr gut zurecht und feuert entsprechend mit Punchlines um sich. „Ich komme dann an in deiner Stadt, betätige die quietschende Bremse und steige aus dem Benz, du zögerst keinen Moment, nimmst reiß aus und rennst, denn wenn ich in deine Villa komme und deine Verwandten, diese relativ harmlosen Opfer, routiniert mit einem Schlagstock geboxt hab, sind sie allesamt zahnlose Opfer. Kid, ich gebe dir den Befehl: Geh die CD von Kollegah Minimum 5 mal holen, du Opfer, denn ich will endlich Gold gehen wie dieser Starwarsroboter.“
Auch eine sehr interessante Zusammenarbeit ist auf dem Album „Alphagene“ zu finden. Die Berliner DeineLtan, die sich nicht nur einen Namen bei Politikern mit ihrem Song „Fick Die Polizei“ gemacht haben, sind die Gäste auf „Endlevel“. Auch sie beweisen dass sie Doubletimtechnisch Einiges zu bieten haben. Die Crew besteht aus Bozblind, J.O.D., Tamas und Nicklas deren jeweilige Parts den Track aufwerten. "Endlevel" stellt ein Doubletime-Gewitter dar, welches man sich durchaus mal angehört haben sollte.
Einen sehr persönlichen Track, dem ich Kollegah so nicht zugetraut hätte, ist „Alles Was Ich Habe“. Hier reimt er über seine Familie. „Du hast mich damals unter Schmerzen zur Welt gebracht, mich und meine Schwester ernährt und das Geld war knapp alleine mit uns zwei ohne Papa, und egal was er anstellte, du warst immer auf der Seite von deinem Sohn, Mama. Und ich glaube hätte ich das als Vater gesehen wie mein Sohn für die Schule seit Jahren schon überhaupt nichts mehr macht und hätte ich ihn lange schon den gnadenlosen Rausschmiss verpasst, aber Du nicht …“ Außerdem wendet sich Kollegah an den allgerischen Exfreund seiner Mutter, der ihm nach anfänglichen Schwierigkeiten mehr als ein Vater wurde. „Du redest kein perfektes Deutsch, aber wir würden uns auch taub und stumm verstehen, du bleibst für alle Ewigkeit mein bester Freund.“ Man hört deutlich, dass ihm dieser Song viel bedeutet, deshalb kommt seine Ansage, dass Fans lieber vorskippen sollten, etwas fragwürdig rüber.
Das "Outro" ist für mich eines der Highlights auf diesem Album. Auf insgesamt 65 Bars, die Kollegah scheinbar ohne Pause ins Micro spittet (die Studiotechnik macht es möglich), und eine Punchline an die andere reiht. „Du sitzt Samstagabends mit unerfreutem Blick – rum und kriegst Rumgekeuche mit, – denn ich bumse heut die bitch, – die du deine kleine Schwester nennst und erzeuge mit – meinem ungeheuren Dick – bei ihr den Jungfernhäutchenriss.“
Kollegah versteht es Wortwitz, Schnelligkeit und Vergleiche in guten Punchlines zu verpacken, die einem das gewisse Schmunzeln auf die Lippen zaubern. Er erzeugt mit seinen Zeilen oft einen gewissen „Boah-Krass“- Effekt wenn er sein Können auffährt. „Alphagene“ ist ein Studioalbum, welches den Erwartungen der Fans sicherlich gerecht werden kann. Raptechnisch kann man nichts an dem Album aussetzen, der einzige Kritikpunkt ist die hervorragende aber monotone Rapweise die er an den Tag legt. Diese wirkt sich auf die gesamte Spiellänge des Albums eher negativ aus.