Sir Serch hat „früher Freejazz gespielt, auf einem Keyboard mit nur einer Oktave“. Word. Ok, versinnbildlichen wir uns das mal und übertragen dieses Sinnbild auf dieses neue und innovative Genre namens HipHop. Eine Oktave, da braucht man, um die Anzahl der Töne zu zählen, knappe zwei Hände. Mehr nicht. Man operiert als Freejazzer also in ziemlich engen Grenzen. Was einem bleibt sind Geschwindigkeits- und Rhythmus-Variationen, die Art und Weise, wie die Töne angespielt werden (aka die Betonung) und die musikalische Begleitung, der nun gar keine Grenzen gesetzt sind. Ups, da fält mir auf, wir stehen schon mitten in der Besprechung des Albums „Hasenfuss“, denn genau das ist es, was das Album auszeichnet.
Die Musik um den Sprechgesang des Sirs ist noch Musik. Ja klar denkt ihr euch, heißt ja auch Musik. Aber ich meine es anders. Seine Musik klingt live, organisch und mit Spaß gespielt. Jazz, Funk, Rock ’n Roll, etc., alles Gute eben. Doch nicht in Form von Samples mit einem BummTschak drunter, sondern so richtig als Musik. Der Eine oder Andere kennt das vielleicht noch.
Zu dieser Musik gesellt sich nun ein weiteres Instrument, und zwar der Rap von Sir Serch. Er zeichnet viele sprachliche und klangliche Bilder mit völlig frei erscheinenden, aber gleichzeitig konstant wirkenden Reim-, Satz- und Rhythmusstrukturen. Dabei überzeugt der Spieler des Instruments mit künstlerischer Selbstsicherheit und souveräner Umsetzung abstrakter Songideen. Doch die Sprache ist hier nicht, wie so oft bei dieser textlastigen Musik HipHop, der Endzweck, sondern das Phänomen selbst, das es zu entdecken gilt. Alle Songs sind umfangreich als Geschichte erzählt, doch sind sie alle immer auch nur Momentaufnahmen. Alles Gesagte ist lyrisch, doch ist es ebenso immer auch Rap On Point.
Dieses Album ist frei von Widersprüchen, jedoch nicht frei von Spannungen. Es strengt an und es entspannt. Es fordert den Hörer, genau hinzuhören und fördert dessen musikalische Entwicklung. Es ist wie Free Jazz. Es ist Free Rap.