Wer ist The Krakan? Angeblich ranken schon länger verschiedene Rätsel um seine genaue Herkunft und auch mir war der MC völlig unbekannt, bis sein Debütalbum vor mir lag und mein Interesse weckte. Rein optisch könnte Krakan ein entferntes Mitglied des Wu Tang Clan sein. Auf dem Cover ist er mit langem schwarzem Bart und schwarzer Kutte zu sehen, die er tief in die Augen zieht, so ist direkt erst mal nicht klar mit wem man es hier zu tun hat. Der erste Satz im Pressetext des Albums laute „What would happen if Genghis Khan became a student of Buddha and then decided to rap?“ Soviel ist inzwischen klar, The Krakan ist in New York angekommen und hat seine Liebe zur Musik, und dabei speziell Hip Hop jetzt in seinem ersten Album „Dawn of The Krakan” manifestiert. Auch wenn sein Rapstil und seine Stimme meisten mit DMX verglichen werden, nennt er selbst Method Man als seinen größten Einfluss. Der an dem Tag als er das erste Mal dessen Song „Bring Da Pain“ hörte, war für Krakan klar, dass er auch professionell Rap machen wollte. Mit dieser Verbindung von DMX und Method Man, Aggression und lyrischer Finnesse nähern wir uns etwas dem im Pressetext gezeichneten Bild. Und mit der Zugehörigkeit von Meth zum Wu Tang Clan lang mein erster optischer Eindruck ja auch nicht ganz falsch. Bemerkenswert an „Dawn Of The Krakan“ ist, dass sowohl alle Raps von Krakan stammen, also keine Features geholt wurden, um das Album zu pushen, Krakan außerdem die komplette Produktion übernommen hat und als Exectutive Producer des Albums tätig war. Aber jetzt zum Inhalt.
„Sentient“, der erste Track nach dem Intro lässt verstehen, wie man auf den Vergleich mit DMX kommen kann. Die Stimme Krakan´s und sein Rap-Gesang in der Hook hätte auch vom Dogman kommen können. Bei „Black Hack Down“ werden die asiatischen Einflüsse im Beat deutlicher und Krakan legt sich auch am Mic noch deutlich mehr ins Zeug. Beim hymnischen „Last Upheaval“ geht es erst noch ruhiger zu und Krakan kann seine Stimme über den beschwörenden Beat voll entfalten, der Chorus mit Trompeten, Hall und allem was dazu gehört ist mir dann aber doch etwas zu viel. Mein Favorit unter den 16 Stücken von „The Dawn Of The Krakan“ ist das auf Nummer Acht platzierte „Learn“. Zunächst hatte ich meine Zweifel an dem Song, da der MC seine raue und aggressive Stimme etwas zurücknimmt, um sie dem Track anzupassen – ist mir doch gerade seine Stimme sehr sympathisch. „Learn“ wird von einer auf Streichern aufbauenden Melodie getragen und hält in der Hook ein zusätzliches Gesangssample bereit, in der auch The Krakan wieder zu seinem gewohnten Tonfall findet. Die Kombination der einzelnen Elemente gibt dem Stück etwas meditatives, das mich relativ schnell in seinen Bann gezogen hat. „Lucid Dream“ ist der experimentellste und vielleicht mutigste Track des Albums. Während die einzelnen Strophen von einem breakbeatartigen Instrumental getragen werden, zu dem Krakan auch wieder Feuer spuckt, geht es im Chorus sehr ruhig und melodiös zu, Krakan singt, während der Beat kräftig weiter pumpt. Das ganze kam etwas unerwartet, gefällt mir aber sehr gut. Leider ist „Lucid Dream“ aber auch eine Art Wendepunkt in „Dawn Of The Krakan“, da sich ab hier einige schwächere Stücke eingeschlichen haben. Besonders die Stücke „My Living Hell“ und “Grown Indeed” hätten meiner Meinung nach nicht sein müssen und trüben den bis dahin doch sehr positiven Gesamteindruck des Albums. Nachdem Krakan das Album mit „Epilogue 1 (Done My Way)“ eigentlich schon abgeschlossen hat, gibt´s mit „Heed“ noch mal kräftig auf die Fresse. Es wird endlich geklärt worum es hier geht, „This is not Gansta-Rap, this is not backpack-rap, this is not conscious rap, this is cataclysmic-rap…”. Harter schneller Beat zusammen mit Krakan´s aggressivem Flow macht zum Ende des Albums neugierig auf mehr.
Um auf die eingangs gestellte Frage zurück zu kommen, wer The Krakan tatsächlich ist weiß ich auch nach diesem 16 Track starken Album noch nicht wirklich. Vielleicht erschließt sich das auf dem nächsten Album „Age Of The Krakan“, das er hier schon ankündigt. Auch wenn ich finde, dass das "Dawn Of The Krakan" noch etwas unausgereift ist und es vielleicht etwas früh ist, The Krakan schon als "Rap Overlord" zu bezeichnen, sollte man ihn auf jeden Fall im Auge behalten. Alle Freunde von New Yorker Underground Musik, oder generell Underground Rap sollten der Scheibe mal eine Chance geben.