Various Artists – Leroy O.S.T.

 

Leroy ist ein schwarzer deutscher Junge mit großem Afro, der an die 70er erinnert. Eva ist ein hübsches blondes Mädchen mit großen glatzköpfigen Brüdern, die an die 30er erinnern. Kein passendes Paar, doch Liebe kennt – wie wir wissen – keine Mauern, weder materielle noch gesellschaftliche oder rassische. Das Thema ist alt, es ist der Stoff, aus dem einige der bekanntesten Dramen der Geschichte gestrickt wurden. Im Fall von dem Film „Leroy“ ist es eine Komödie, die heutigen Rassismus und Vorurteile im heutigen Deutschland auf eine spielerische Art behandelt. Der Film sowie der Soundtrack kommen am 28. September raus. Den Film selber will ich nicht bewerten. Den Trailer sowie den Vorgänger, den knapp 19-minütigen Kurzfilm „Leroy räumt auf“ kann man im Internet sehen, also ist das auch nicht nötig. Man mag von dem Film denken, was man will, ich versuche den Soundtrack unabhängig davon zu bewerten.

Erst einmal zu den Namen in der Tracklist, die mir auf den ersten Blick den Eindruck gegeben haben, es handle sich um eine Brothers Keepers Produktion, obwohl nur drei von ihnen wirklich bei den Brüderhaltern sind: Denyo, Afrob und Torch. Insgesamt sind hauptsächlich ziemlich bekannte deutsche Künstler vertreten, dazu zählen Namen wie: Harris, Miss Platnum, Jan Delay, Clueso, Nico Suave, Seeed, Curse und Blumentopf. Das besondere an dem Soundtrack ist aber, dass diese Musiker ihre Texte hauptsächlich auf für sie eher ungewöhnliche Instrumentals rappen, bzw. singen. Hätte jemand gedacht, dass die Berliner Harris und JOM mal zu funky Gitarrenriffs und Blechbläsern rappen würden? Der ganze Soundtrack ist bewusst ziemlich funklastig um den Blaxploitation-Stil des Films zu unterstreichen. So sind der Track „Doin It“ mit Denyo und Miss Marx, Jan Delays Song über Kartoffeln („dieses öde Gemüse und seine Eigenschaft, Stärke zu besitzen, aber leider kein’ Geschmack“), oder das starke „Luv Me When I Tell Ya“ der Rumänin/Deutschen Miss Platnum, die eigentlich für ihre originelle Mischung aus R’n’B/Hip-Hop und Balkanbeat bekannt ist, alle sehr funky. Sie bewegen sich zwar immer sehr knapp an der Grenze zu kitschiger Popmusik, aber gerade das macht es für mich reizvoll. Ab und zu wird diese Grenze auch überschritten, wie zum Beispiel ganz deutlich von Clueso mit dem Gitarren-Lovesong „Verliebt (LaLa)“, der – leider – auch als Single veröffentlicht wird. Auch so eine Gitarrenschnulze ist Ole Souls „Die Ruhe nach dem Sturm“. Torchs Auftritt ist erst einmal enttäuschend. Der große Rapper rappt nicht. Zu einem extrem rockenden Beat hat er leider nicht mehr zu sagen, als ein paar wiederholte Sätze an Leroy. Andererseits wäre es auch inflationär gewesen, hätte der Perfektionist für einen – ich muss es leider sagen – eher unbedeutenden Film, seine besten Rhymes raus gehauen. Seeeds „King Rodrigez“ versprüht Karibikflair, „Wer bin ich“ von Afrob und Lisi ist sehr chillig. Curse rappt leider auf einen Standard-Streicherbeat. Das ist schade, denn Curse auf einen Funktrack wäre interessant gewesen.

Insgesamt ist der Sountrack nett anzuhören, bei ein paar Tracks musste ich zwar skippen, aber ansonsten lustige Gute-Laune-Musik der besonderen Art. Die Texte sind zwar meistens auf den Film bezogen, doch trotzdem amüsant, wenn es auch keine wirklichen lyrischen Höhenflüge von den meist etablierten und technisch reifen und erfahrenen Rappern gibt. Ist aber bei einem Soundtrack ja auch nicht zu erwarten. In diesen Soundtrack wurde auf jeden Fall viel investiert und dafür ist er auch sehr gut geworden.