Auf ein Album wie "Base Ventura“ von Marteria hat nicht nur Jan Delay schon ein paar Jahre gewartet. Auch ich als Rezensent musste viele viele Platten rezensieren, die entweder gut oder schlecht oder überragend oder abgrundtief wack oder bloßer Standard waren. Nun liegt mir aber eine Platte vor, die es mir aufgrund ihres ungeheuren Einflusses auf mich sehr schwer macht, sie objektiv zu beurteilen, und darüber freue ich mich sehr. Ich will gar keinen Hehl daraus machen: Ich finde die „Base Ventura“ genial! Doch wie soll ich das begründen? Warum sollte das Album es tatsächlich sein, nur weil ich es sage? Wie das bei allem Genialen so ist, ist es oft schwierig dieses geniale Charakteristikum sofort bei Auftauchen des vermeintlich genialen Phänomens zu erkennen oder zu begründen, oftmals wird es unter Andersartigkeit abgestempelt und nicht selten geächtet und links liegen gelassen. Die Geschichte lehrt uns, dass Genies zu ihrer Zeit oft verkannt wurden.
Mit Marteria verhält es sich nun aber ganz anders. Kaum jemand geht momentan so steil wie er. Tour mit Jan Delay, Tour mit Orgi, Bundesvision Song Contest-Teilnahme und zu allem Überfluss noch dieses (geniale) Album. Sein Erfolg wird kommen, dafür bürge ich!
Sein Produzententeam, bestehend aus Dead Rabbit, Dirty Dasmo, DJ Focut und Johnny Mo, hat einen völlig neuen Sound entwickelt, der Deutschlands Rapszene schon jetzt nachhaltig beeinflusst. Alle wollen auf die Beats der Jungs rappen. Doch nützen die besten Beats nichts, wenn nicht der passende Rapper darüber rollt. Naja, und was soll ich sagen? Marteria ist dieser rollende Rapper. Alles passt. Reime, Flow, Stimme, Performance, Attitüde, Inhalt und Abwechslung. Er bringt einfach alles mit, was ein exzellenter Rapper braucht. Er macht immer genau das Gegenteil von dem was man erwartet, er bricht mit allen puristischen HipHop-Konventionen, er macht nur sein Ding und ist dabei so stimmig in all seinem musikalischen Handeln, dass man nur verdutzt zuhören kann und gestehen muss: das Album ist runder als ein Reifen.
Aber wie soll ich das hier sprachlich verdeutlich? Ich kann es nicht. Nach dem zehnten Durchlauf hat mich das Album auf die zehnte Reise mitgenommen, und ich habe immer wieder andere Sachen bestaunt und bin woanders gelandet. Ich halte „Base Ventura“ für genial, weit über dem Durchschnitt, doch ich kann hier rein gar nichts beweisen. Ich kann das Album noch nicht einmal richtig beschreiben, da es sich immer wieder verändert. Hat es mir etwas geschenkt und ich möchte mehr davon, dann wartet es beim nächsten mit einer anderen kleinen Sensation auf, die mich fasziniert. Es bleibt in Bewegung. Es lässt sich nicht kategorisieren, denn es bedient alle Sparten wie Conscious-, Straßen-, Kiffer-, Battle-, Storyteller- und Representer-Rap, und im grunde doch auch wieder keine davon. Und trotzdem wirkt das Album absolut natürlich, wie aus einem Guss, und alles manifestiert sich in dieser schillernden Persönlichkeit Marteria, die vielleicht streitbar ist, aber das auch unbedingt sein will. Mehr kann ich dazu nicht mehr sagen.
Also nur nochmal zur Orientierung: Ich entledige mich bei der Einschätzung dieses Albums komplett meiner kritischen Objektivität. Ich will, dass ihr dieses Album hört und ich will, das ihr es ebenso genial findet wie ich. Also, bitte, gebt diesem Album eine Chance, denn es hat es sich wirkich verdient.