Selbst ein Hip Hop Hörer, der sonst wenig mit französischer Musik anfangen kann, kennt wenn man nach gutem Rap aus Frankreich fragt oft mindestens zwei Namen. Den bunten Haufen um die Saian Supa Crew aus Paris und die eher ernsten und nachdenklichen IAM aus Marseille. Genau die bringen jetzt ihr einfach, aber passend betiteltes fünftes Studioalbum „Saison 5“ auf den Markt.
Die Geschichte der Gruppe begann vor über 20 Jahren (1984) als sich die Gründungsmitglieder Kheops (Eric Mazel) und Akhenaton (Philippe Fragoine) in der Lively Crew zum breakdancen zusammenschließen. 1989 wird dann IAM unter heutiger Besetzung geboren. Kheops wird Produzent und DJ und zeichnet sich bald auch für einen Großteil der Beats zuständig, Akhenaton ist MC und Produzent, den beiden schließen sich der MC Shurik´N (Geoffrey Mussard), MC Freeman (Malek Brahimi), DJ und Produzent Imhotep (Pascal Perez) und der Manager der Gruppe Kephren (Francois Mendy) an. Als 1991 mit “De La Planéte Mars“ das erste Album der Gruppe bereit steht zeichnete sich der enorme Erfolg bereits ab und es werden über 100,000 Einheiten abgesetzt. Den Durchbruch in die internationale Rapszene erreichen die Marseiller 1997 mit ihrem bis heute legendären dritten Album „L´Ècole Du Micro D´Argent“. Das Album wird über eine Million Mal verkauft und als „Bestes Album des Jahres 1998“ in Frankreich ausgezeichnet. Beachtliche Erfolge, auf die IAM aber jetzt noch einen drauf setzen wollen.
Wer glaubt die Jungs würden gut 20 nach ihrer Gründung langsam ruhig werden, hat sich getäuscht. Die Mehrheit der 17 Tracks auf „Saison 5“ geht musikalisch stark nach vorne und hat nach wie vor seine festen Wurzeln in den Straßen von Marseille. Produziert wurde wie bisher weitgehend ohne fremde Hilfe, wobei DJ Kheops mit den meisten Beats vertreten ist und sich anderen Produzenten der Crew, Akhenaton und Imhotep, mit kleineren Rollen zufrieden geben. Ein Element das hier ebenfalls schon von den früheren Veröffentlichungen von IAM bekann ist, ist die Vorliebe für Einflüsse aus dem asiatischen und orientalischen Raum. Besonders schön zu hören auf dem Opener „WW“ und dem fast schon meditativen Song über Freiheit „Le Style De L´Homme Libre“. Ein Track den ich hier nicht erwartet hätte, sondern wegen seinem dancehall-angehauchten Beat noch am ehesten der eingangs angesprochenen Saian Supa Crew zugetraut hätte ist „Offishall“. Durch die Raue Stimme von Shurik´N am Chorus passt der Song aber perfekt auf dieses Album. Während das die Platte wie gesagt zum Großteil ordentlich Dampf macht, sind meine Highlights auf „Saison 5“ die Stücke auf denen es etwas ruhiger zugeht. Das erste ist das leicht melancholische „Nos Heures de Gloire“, bei dem die MCs die Gelegenheit bekommen nach der explosiven Eröffnung des Albums noch mal Luft zu holen. Meinen Favoriten des Albums hatte ich bereits angesprochen, auf „Le Style De L´Homme Libre“ überzeugen sowohl Instrumental als auch die beteiligten MCs auf ganzer Ebene. Einige weitere Highlights wären „Une Autre Brique“, „Ca Vient De La Rue“ oder das abschließende Finale „United“
Man muss nach diesem Album sagen, dass man IAM die langen Jahre im harten Rap Biz keinesfalls anhört. „Saison 5“ versprüht die Energie von Newcomern, die noch um Aufmerksamkeit kämpfen, zeigt aber auch das hier ein paar Köpfe dahinter stecken, die schon alles erlebt haben. Wenn das so weiter geht wird man an den Fünf aus Marseille noch eine Weile seine Freude haben können.