Dizzee Rascal – Maths+English

Damit habe ich ganz ehrlich gerechnet. Nach Jahren der mehr oder weniger durchgängigen Abwesenheit (wir erinnern uns an seinen Beitrag in der illustren Promirunde mit Coldplay, Robbie Williams, Dido, den Sugababes bis hin zu Bono zur Lösung der Frage: “Do they know it’s Christmas Time?“) , schmeißt Dizzee Rascal sein neues Album „Maths und English“ (Math steht für Beats und English für Lyrics) auf den Markt. Dazu sag ich mal im Castingshow-Jargon: Er hat meine Erwartungen nicht erfüllt – er hat sie übertroffen.
Schon die vorab gewollt oder ungewollt verbreiteten Singles von „Pussyhole (Oldschool)“ mit gleichem Sample wie Snap in "I got the power" und angeblich freundliche Grüße an den Grime Heroen Wiley, ist einigermaßen großartig und geht in eine ähnliche Richtung, wie das darauf folgende „Sirens“ (mit Übervideo). Kurzum: Beide Tracks zeigen, wie’s geht. Man bediene sich klassischer HipHop-Loops (und ich rede hier von klassisch und meine Musik vor dem Wu-Tang Clan), versehe diese mit dunklen Synthies, Grummelbässen und Grime. England 07 steht Kopf und sagt mal wieder „Hallo“ zur Innovation. Ich sage: "Let’s take it back to the old school story telling shit."
Natürlich haben die ewigen Nörgler und „Richtig-Halter“ auch an dieser LP etwas zu kritisieren und sei es, die Eingängigkeit(!) der Produktionen oder ein zu unvariabler Flow (!).
In Sachen Eingängigkeit kann man vielleicht noch einverstanden sein. Das Drum `n Basige „Da Feelin’“ geht definitiv ins Ohr und da nur schwer wieder heraus. Fragt sich nur, warum Dizzees Musik sperrig und uneingängig sein muss. Reicht „gut“ denn nicht aus? Es gibt doch eigentlich wirklich keinen Grund, Angst zu haben, einen Großen des Indie-Games an das immer hungrige Mainstream-Monster und dessen Lockungen zu verlieren. Dizzees aktuelle Veröffentlichung ist auch weiterhin weit weg vom Mainstream…
Mit seinem dritten Album bleiben er und sein Produzent Cage der alten Linie treu und verbinden in den 14 Tracks wie gewohnt Grime-, HipHop- und Elektronik-Elemente zum Rascal-Sound. So kommt beispielsweise "Temptation" mit jenem viel diskutierten "Temptation Greets You Like Your Naughty Friend"-Sample von den Arctic Monkeys. Im nächsten Track, "Wanna Be", bestreitet er ein keineswegs softes Duett mit der Sängerin Lily Allen, um schließlich bei "Where’s Da G’s" zu beweisen, dass es bei ihm in Sachen Flow auch wirklich nichts zu deuteln gibt. Der Jungspund aus dem UK kann was. Frag doch UGK. Die geben bei „Where’s the G’s“ jeweils einen 16er dazu und Dizzee tritt hinter den Down South-Helden keinen Schritt zurück. Machen wir’s kurz: Auch in den übrigen Tracks hält Dizzee das hohe Niveau. Ich empfehle außerdem noch unbedingt den letzten Track auszuchecken. Mit "U can’t tell me nuffin" setzt Dizzee den Schlusspunkt und zugleich eine nette Ansage an Hater und Konkurrenz.
So gerät „Math and English“ zu einer Schulstunde für die Konkurrenz, zur Lieblings-CD der Fans und zum guten Einstieg für Dizzee Rascal-Interessierte.