Musiq Soulchild – Luvanmusiq

Um ehrlich zu sein, habe ich mich knappe dreieinhalb Jahre auf dieses Release gefreut – nein, es gar herbeigesehnt. Darum kann der Leser nun darauf schließen, dass der Rezensent ein wahrer Musiq Soulchild-Nerd ist. Musiq, der in Deutschland bis dato nicht so sehr für Aufruhr sorgen konnte, dafür aber in den Staaten bereits zweimal Platin ("Aijuswanasing" & "Juslisen"), einmal Gold ("Soulstar") und etliche Nominierungen (Grammy) und Awards (Soultrain & Billboard) absahnen konnte, veröffentlichte dieser Tage sein viertes Album "Luvanmusiq". Zwischenzeitlich gab es für den Philly-NeoSoul-Entrepreneur noch einen Labelwechsel zu vermelden. Er wechselte von Def Soul zu Atlantic. Ob das nun Nachteile mit sich brachte, soll im Laufe der Rezension geklärt werden.

Der Einstieg ins Business begann für Musiq Soulchild mit dem wundervollen "Just Friends", das sich seinerzeit auf dem ersten "Dr. Dolittle"-Soundtrack befand. Eben jenes "Just Friends" wird auf "Luvanmusiq" in leicht abgeänderter textlicher Form und komplett neuem Beatgerüst mit Namen "Buddy" dargeboten. Es geht um eine Bekanntschaft, mit der man entweder nur befreundet sein kann oder auch ab und an mal – ganz unverbindlich – in die Kiste hüpfen kann. Das Ding ist auch in Deutschland sehr gut angekommen (Taana Gardner’s "Heartbeat"-Sample sei Dank!). In Amerika sicherte es Musiq in den Billboard-Charts jedenfalls in der ersten Woche Platz 1 mit "Luvanmusiq".

Wer die Vorgänger gehört hat, dem dürfte klar sein, dass Musiq es wie kein Zweiter versteht, 60/70’s Soul mit moderner Untermalung zu fabrizieren. Zusätzlich ist der Mann auch noch mit einer unverwechselbaren Stimme gesegnet, die er perfekt einzusetzen weiß. Noch ein anderes Phänomen ist bei Musiq zu begutachten: Seine Alben entfalten sich erst nach mehrmaligem Hören. Zwar merkt man sofort, dass hierauf Dargebotenes nicht dem sonstigen Einheitsbrei des heutigen RnB-Zyklus entspricht, jedoch bleibt eine gewisse Skepsis erhalten.

Songs wie "Ms.Philadelphia", das von NeYo mitgeschrieben wurde oder "Makeyouhappy", welches zu stark nach Dr. Dre klingt, es aber nicht ist, können auch nach mehreren Backspins nicht überzeugen, obwohl Ersteres mit einem sehr schönen Beat samt Saxophonbegleitung daherkommt. Irgendwie klingt das etwas arg aufgesetzt. "Betterman" findet man in der Art auch auf den anderen Musiq‚ Alben (nur mit anderen Titeln). Allgemein wird thematisch nicht viel Neues geboten, was man von Musiq eigentlich nicht gewohnt ist, da er mit Sachen wie "Halfcrazy""Love" oder "Marygoesaround" schon Großes für die ein oder andere Seele etwaiger Lover getan hat.

Das ist leider auch das größte Problem der Platte. Es fehlt etwas an Überraschungsmomenten. "Ridiculous" & "Lullaby" bieten da die Ausnahme. "Ridiculous" hat ein bisschen was von diesem typischen, stark soul-angehauchten Philly-Vibe, den auch The Roots & DJ Jazzy Jeff stets versprühen. "Lullaby" ist Süßholzgeraspel in gewohnter Soulchild-Perfektion. Slowjam-Futter für mitternächtliche Beischlafaktionen. "Today" ist sehr erwachsen und spiegelt die Seele eines Ende 20er / Anfang 30ers im Junggesellenzustand wieder, der endlich seine wahre Liebe gefunden hat. Schlussendlich übertrumpft sich Musiq mit "Thequestions" nochmal selbst und stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass er auch für ein zweites "Marygoesaround" noch Ideen und Gefühl besitzt.

Wie schon vormals beschrieben, hat sich zu den Vorgängern nicht allzuviel verändert, was auch das Problem des Albums darstellt. Hier und da kommt dann noch eine gewisse Aufgezwungenheit zum Ausdruck, was dem Album auch nicht unbedingt gut getan hat. Rund bleibt das Album und Musiq seinem Konzept treu – schöne Soul-Musik für’s 21. Jahrhundert. Empfehlenswert sind zumal die Non-Album-Tracks (2 Stück), die er von Tim & Bob produzieren lassen hat. Findet man momentan noch auf deren MySpace-Seite. Schade eigentlich, dass "Noworlater" keinen Platz auf dem Album gefunden hat. Hoffentlich nun aber keine dreieinhalb Jahre Wartezeit mehr!