Den meisten Zuhörern ist der Solokünstler Hell Razah vielleicht auf Anhieb kein Begriff, sobald einige der Gruppennamen fallen, in denen er sich schon verdient gemacht hat, sieht das jedoch schnell anders aus. Sein bis heute größter Erfolg war das Debüt der Sunz of Man "The Last Shall Be First“ aus dem Jahr 1998. Zuletzt erschien das Album der Black Market Milita bei seinem aktuellem Label Nature Sounds, das er mit seinen Kollegen Killah Priest und Tragedy Khadafi veröffentlichte. Außerdem konnte er seinen ruf als MC bereits durch Gastauftitte auf verschiedenen wichtigen Alben aus dem Umfeld des Wu-Tang Clans festigen. Beispielsweise Ghostface´s "Supreme Clientele", Killah Priests "Heavy Mental" oder Method Mans "Tical 2000".
Um jetzt zu beweisen, dass er auch alleine ein Album fertig stellen kann bringt Hell Razah "Renaissance Child“ heraus. Auch wenn er oft nur zur zweiten Reihe der Wu-Tang Artists zugeordnet wird, will Hell Razah jetzt zeigen, dass er bei den Großen mit spielen kann.
Eins muss jedoch gleich zu beginn gesagt werden, große Neuerungen und Innovationen sind auf diesem Album nicht zu finden. Hell Razah und seine Gäste orientieren sich weitgehend am klassischen Wu-Tang Sound und bringen diesen nur geringfügig auf aktuellen Stand.
"Renaissance Child“ featuret Tragedy Khadafi, Timbo King, R. A. The Rugged Man, Talib Kweli, Viktor Vaughn, Bronze Nazareth, Killah Priest, Rass Kass und die Maccabeez. Die Produktion des Albums besorgen unter anderem MF Doom, Bronze Nazareth und 4th Disciple.
Zwei absolute Highlights findet "Renaissance Child“ bereits nach dem zweiten Track mit den beiden Songs "Renaissance“ und "Project Jazz“. Der erste der beiden featured Tragedy Khadafi, Timbo King und R.A. The Rugged Man und ist wie eine Hip Hop- Geschichtsstunde in Liedform. Die drei MCs spannen den geschichtlichen Bogen von der Suga Hill Gang und Kool Herc bis hin zu A Tribe Called Quest und Public Enemy. "Project Jazz“ schlägt dann in eine völlig andere Richtung. Der Track bringt zwei weitere hochwertige Gäste ins Spiel. Zum Einen Talib Kweli und zum anderen MF Doom in doppelter Ausführung. Dieser produziert einerseits das Instrumental, zum anderen steht sein Alias Viktor Vaughn den anderen beiden MCs am Mic gegenüber. Das Saxophon-Sample des Tracks geht direkt unter die Haut und lässt einen nicht mehr los, während die Rapper sich gegenseitig überbieten und besonders MF Doom / Viktor Vaughn hervorsticht. Ein weiterer sicherer Hit findet sich in "Musical Murdah“ mit Westcoast-Spitter Rass Kass, der scheinbar immer noch nichts von seinem Feuer verloren hat und mal wieder die Frage aufwirft, warum er noch ohne Vertrag dasteht.
Die übrigen 13 Tracks von "Renaissance Child“ klingen dann doch sehr, wie schon früher aus dem Wu-Tang Umfeld gehört.
Hell Razah bietet Inhaltlich die bekannte Mischung aus religiösen Themen, Verschwörungstheorien und Street-Poetry und hat dabei seine größten Momente, wenn er nicht alleine am Mic steht, sondern sich gegenüber seinen Gästen beweisen muss. Die Beats sind alle keinesfalls schlecht, aber bis auf wenige Ausnahmen leider zu unspektakulär.
Wer schon lange ein Album im Stil des´90er Jahre Wu-Tang-Sounds vermisst hat darf hier beherzt zugreifen, alle anderen sollten vielleicht doch eher auf die angekündigten Alben von Bobby Digital, Raekwon oder die mögliche Reunion des Clans warten.